Nationalelf: "Als Profi hoffst du nur, dass es vorbei ist"

18.11.2020, 20:30 Uhr
Nationalelf:

© F.: Rödel

Herr Eigner, was noch mehr erschreckt als das Ergebnis ist die Art und Weise. Was geht einem als Spieler und als Trainer da durch den Kopf?
Natürlich gibt es diese Spiele, im Amateurfußball wie im Profifußball. Ich kann mich als Trainer mit Eltersdorf an ein 0:7 gegen Aubstadt erinnern. Da musste ich mich erst einmal sammeln vor der Halbzeitpause, was ich den Jungs jetzt überhaupt sagen soll. Wir hatten zwei Rote Karten kassiert und waren 0:3 hinten. Als Profi erlebte ich mal ein 1:7 mit Braunschweig: Jeder Schuss war ein Treffer, wir waren immer eine Sekunde zu spät. Da denkst du dir auch als Profi nur noch: Hoffentlich ist es bald zu Ende!

 

Nun war das 1:7 ein Zweitligaspiel. Eltersdorf spielt Bayernliga. Erlebt hat das 0:6 aber eine Nationalelf.
Absolut. Da muss man die Messlatte noch höher legen und sagen: Das darf so niemals passieren. Im Profibereich ist ein Debakel noch bitterer, weil du ja täglich trainierst, Fußball ist dein Beruf – dann die Grenzen so aufgezeigt zu bekommen ist unerträglich. Aber gerade deshalb musst du dich wenigstens wehren. Gerade als Nationalspieler.

 

Nationalelf:

Kann man als Trainer ein solches Debakel überhaupt verhindern?
Man ist ja auch irgendwann ohnmächtig. Trotzdem musst du versuchen Einfluss zu nehmen, Spieler wachzurütteln. Bei 0:4 aber musst du dann auch keinen Hampelmann mehr machen.

 

Wie ist Ihr Trainer bei Eintracht Braunschweig in den Tagen nach dem 1:7 mit den Spielern umgegangen?
Wir hatten das Glück, dass schon am Wochenende das nächste Spiel anstand, wo man eine Reaktion zeigen konnte. Die Peitsche rauszuholen ist als Trainer aber sinnlos – die Spieler wissen ja, dass sie nicht gut waren. Aber bei der Nationalelf ist das schwierig, die sehen sich erst im März wieder. Das muss analysiert werden.

Diskutiert werden auch Fehler, die der Bundestrainer gemacht haben könnte. Darf ein Trainer Grundsatz-Entscheidungen rückgängig machen – oder verliert er dann sein Gesicht?
Im Mittelpunkt steht im Sport immer der Erfolg der Mannschaft. Es ist daher kein Problem zu sagen: Wir haben etwas ausprobiert, das ist nicht gelungen. Im Fußball gibt es kein alt oder jung, da gibt es nur gut oder schlecht. Und schlecht ist vor allem, wenn man Fehler nicht korrigiert.

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