Paul Viktor Podolay: Überzeugter Euro-Kritiker

15.9.2017, 18:05 Uhr
Paul Viktor Podolay: Überzeugter Euro-Kritiker

© Foto: André De Geare

Paul Viktor Podolay sieht aus wie der freundliche Opa von nebenan: Graue kurze Haare, einen fein getrimmten grauen Schnäuzer, schicke, modische Brille. Er trägt ein sportliches Sakko und Jeans. Er sei immer sehr sportlich gewesen, sagt er, wenn man ihn auf seine drahtige Figur anspricht. Vor allem der Motorsport hat es ihm angetan. "Früher bin ich Rallyes gefahren, später Bergrennen", erzählt der ältere Herr mit einem unverkennbar osteuropäischen Akzent. Eine zeitlang managte er sogar ein Formel-3-Team. Der Mann, der von sich selbst sagt, dass er ein Familienmensch ist, hat Benzin im Blut.

1982 kam Podolay, dessen Mutter Deutsche war, aus der ehemaligen Tschechoslowakei mit seiner Frau (mit der er mittlerweile 45 Jahre verheiratet ist) und Kindern als Spätaussiedler nach Deutschland und ließ sich schließlich in München nieder. "Wir wollten unseren Kindern eine bessere Perspektive für ihr Leben bieten." In der bayerischen Landeshauptstadt war er 28 Jahre als Medizintechniker an der dortigen TU beschäftigt. In seiner neuen Heimatstadt engagierte er sich auch politisch. "Ich war 16 Jahre lang Mitglied in der CSU." Im Ortsverband Grünwald prüfte er die Kasse.

2012, "noch vor der Gründung der AfD", schloss sich der überzeugte Eurogegner der Klage gegen den Euro-Rettungsschirm vor dem Bundesverfassungsgericht an. 2015 trat er schließlich aus der CSU aus und im Herbst des gleichen Jahres in die AfD ein. Warum ausgerechnet in die AfD? "Ich habe gesehen, dass das keine Nazis sind", entgegnet er.

Gesundheit und Außenpolitik — das sind die Themen, die Podolay am liebsten im Bundestag vertreten würde. "Das ganze Gesundheitssystem", sagt er im Gespräch, "steht auf dem falschen Bein. Wir haben eine Zwei-Klassen-Medizin." Er plädiert stattdessen für eine Krankenversicherung nach Schweizer Vorbild, in die alle einzahlen — egal ob angestellt, freischaffend oder verbeamtet. Also eine Art Bürgerversicherung, wie sie auch die SPD fordert. "Ist ja nicht alles schlecht, was die SPD fordert", sagt er ironisch.

Steckenpferd Außenpolitik

Die Außenpolitik ist ein weiteres Steckenpferd Podolays. Europaweit sei er gut vernetzt. So zum Beispiel nach Tschechien, Ungarn und Russland. Noch immer hält er engen – und auch politischen – Kontakt zur alten Heimat. Unter anderen zu Richard Sulík, den Vorsitzenden der Partei Sloboda a Solidarita (SAS). Sulík wurde in Deutschland vor allem durch einen Auftritt in der TV-Sendung Anne Will mit dem Titel "Ist Europa noch zu retten" bekannt. Angesprochen auf die zögerliche Bereitschaft der Slowakei, Flüchtlinge aufzunehmen, sprach sich Sulík mit Verweis auf die Silvesternacht in Köln für eine "Obergrenze Null" aus. Außerdem ist er für ein Ausscheiden Griechenlands aus der EU und der Eurozone und die Abschaffung des Strukturfonds.

Zum Thema Ausländer hat der Spätaussiedler Podolay eine dezidierte Meinung, die er unter anderen in seiner Bewerbungsrede zur Wahl der AfD-Landesliste äußerte. Wörtlich sagte er: "Als Aussiedler weiß ich aus erster Hand, dass Deutschland ein hilfsbereites Land ist, aber Integration ist eine Bringschuld und wer das nicht will, der hat hier nichts zu suchen." Podolay ist außerdem der festen Überzeugung, dass sich die Mehrheit der Ausländer in Deutschland nicht integrieren will. "In einigen Vierteln in München haben Sie nicht mehr das Gefühl in Deutschland zu sein." In anderen Städten sei das nicht anders. Bei den Flüchtlingen, die 2015 nach Deutschland gekommen sind, handele es sich "überwiegend" um "junge, muslimische Männer, wenn die Asyl bekommen, kommen die Familien nach", ist der 71-Jährige überzeugt. Die Folge sei eine "schleichende Islamisierung" Deutschlands, sagt Podolay weiter, der sich selbst ansonsten für "weltoffen" hält.

Ob es mit einem Sitz in Berlin tatsächlich klappt, daran scheint Paul Viktor Podolay allerdings selbst nicht so recht zu glauben. Zu schlecht ist die Platzierung auf der Landesliste. Warum man ihn wählen sollte? Für Podolay ist die Antwort einfach: "Ich bin ein patriotischer, wertkonservativer Mensch und stehe für eine Politik, die zuerst Deutschland dienen soll."

 

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