Trotz Corona Demo am 1. Mai in Erlangen: Kein Zeichen der Solidarität

3.5.2021, 18:00 Uhr
Trotz Corona Demo am 1. Mai in Erlangen: Kein Zeichen der Solidarität

© Sharon Chaffin

In Zeiten von Corona ist alles anders, auch der Tag der Arbeit. Vielerorts hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) seine traditionellen Kundgebungen aus Pandemiegründen gecancelt und ins Netz verlegt, so auch in Mittelfranken und damit für Erlangen.

"Solidarität ist Zukunft" lautete das Motto der Aktionen 2021. Der DGB wollte das nicht auf die gewerkschaftliche Ebene verengen, sondern auch aus Solidarität Rücksicht auf andere nehmen und jede Ansteckungsgefahr vermeiden.

Für ein paar versprengte Gewerkschafter, frühere und derzeitige Betriebsräte sowie Parteipolitiker aber ist das kein Grund auf ihre Demonstration zu verzichten:

Für sie war, wie schon 2020, das eigene Interesse vorrangig vor dem der Gemeinschaft. Während sich der DGB mit seiner Absage vor allem solidarisch mit Covid-Opfern und Klinikpersonal auf den Intensivstationen zeigte, zog eine Gruppe insbesondere rund um MLPD oder Erlanger Linke mit einem Marsch und mehreren Redebeiträgen ihr Ding unbeirrt durch.

Rund 100 Menschen, so betonten die Initiatoren geradezu stolz, folgten ihnen dabei. Auch wenn die tarifpolitischen und sozialen Forderungen berechtigt sein mögen, müssen sich die Verantwortlichen doch fragen lassen, ob das die Art der Solidarität für die Zukunft ist, die wir in Zeiten eines schrecklichen Virus’ wirklich brauchen.

Dass auf die wirtschaftlichen und sozialen Folgen gerade für Geringverdiener und Einkommensschwache genau geschaut werden muss, steht außer Frage.

Auch in Erlangen und im Landkreis wird die Not der Armen und Ärmsten größer, wie Anlaufstellen berichten. Sozialpolitiker, Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften warnen seit Monaten vor wachsender Ungleichheit. Zum Tag der Arbeit wies der DGB daher vor allem auf die zunehmende Spaltung von Arm und Reich und Unten und Oben hin.

Appell an Kommunen 

Die Krise trifft Beschäftigte im Niedriglohnbereich und in prekären Arbeitsverhältnissen mit besonderer Wucht. Dazu kommen Unternehmen, die unter dem Deckmantel der Pandemie Mitarbeiter entlassen und/oder aus Tarifverträgen aussteigen – darauf macht der DGB ebenfalls aufmerksam.

Besonders appelliert der bayerische Landesverband dabei vor allem an Kommunen, öffentliche Aufträge nicht an tarifflüchtige Firmen zu vergeben, sondern an jene, die ihre Beschäftigten fair bezahlen.

Auch vor Ort überreichte Wolfgang Niclas, DGB-Chef für Erlangen und Erlangen-Höchstadt, Oberbürgermeister Florian Janik ohne großes Publikum einen entsprechenden Forderungskatalog.

Broschüre an Stadtrat 

Die Stadt, so der Kreisverband, soll soziale Mindeststandards wie eben Tariftreue und ökologische Nachhaltigkeit zur Voraussetzung für eine Vergabe von Aufträgen machen. Die Fraktionen im Stadtrat bekommen neben einer DGB-Broschüre dazu auch einen Musterantrag, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, eine entsprechende Vergabeordnung auf den Weg zu bringen.

Das alles legt die Finger in die klaffende soziale Wunde, coronakonform, konstruktiv und keinesfalls kurzfristig. Die laute Demo am 1. Mai von zum Teil nur notdürftig mit Stoff-Masken ausgestatteten Teilnehmern dürfte zwar für den Moment mehr aufgefallen sein, dafür aber auch ebenso schnell wieder verpuffen.