Ungeliebt und mobil: Verkehrspoller sind in Erlangen vom Tisch

26.9.2020, 15:00 Uhr
Ungeliebt und mobil: Verkehrspoller sind in Erlangen vom Tisch

© Klaus-Dieter Schreiter

Was lange währt, wird nichts: Vor rund sechs Jahren beschlossen die Mitglieder des Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschusses (UVPA), dass im Bereich der Schiffstraße vier versenkbare Poller platziert werden.

Bis heute ist nichts passiert. Stattdessen lag nun der Antrag auf dem Tisch, jenen Poller-Beschuss von September 2014 aufzuheben. Die Verwaltung möchte die Situation in dem Straßenzug verbessern, indem sie nun die Ausweisung einer Fußgängerzone ins Visier nimmt.

Die Schiffstraße samt ihrem direkten Umfeld mit Glocken- und Theaterstraße bildet ein Ensemble aus hübschen Häusern, kleinen Läden und Gastronomie. Auch deshalb wird jener Bereich immer wieder gerne als Vorzeigeobjekt bemüht.

Doch die Idylle ist getrübt, vor allem durch reichlich Autos, die widerrechtlich parken – ein bekanntes Ärgernis. Dagegen wollten die Stadträte vorgehen. Die SPD-Fraktion stellte seinerzeit einen entsprechenden Antrag.

Rund um die Schiffstraße herrscht ein verkehrsberuhigter Bereich. Durchgangsverkehr gibt es nicht. Dennoch herrschen Probleme, vor allem durch die "starke Frequentierung des motorisierten Quell- und Zielverkehrs", wie es hieß. Parkplätze sind rar. Deshalb wird die Straße zugeparkt – unzulässig.

Auch die Polizei versicherte damals, dass sie "laufend Kontrollen des ruhenden Verkehrs" durchführe. Verwarnungen und Bußgelder wurden ausgeteilt. Aber all das war für die Katz und blieb ohne Wirkung: Die Park- und Halteverbote werden weiter ignoriert. Es entstand die Forderung nach "versenkbaren Pollern", um das leidige Problem zu lösen. Andere Städte hätten mit den Pollern ja auch gute Erfahrungen gemacht, hieß es.

Begeisterung hält sich in Grenzen

Die Begeisterung für die Poller-Lösung hielt sich bei Stadt- und Planungsreferent Josef Weber sehr in Grenzen.

Er wies mahnend darauf hin, dass für diese Poller "beträchtliche finanzielle Mittel" notwendig seien – die Rede war von 160 000 Euro für vier Poller. Außerdem seien diese elektrisch versenkbaren Teile störanfällig, es fielen zusätzlich "hohe jährliche Aufwendungen" für die Reparatur- und Wartungskosten an.

In der aktuellen Verwaltungsvorlage wird darauf hingewiesen, dass jene "mobilen Poller" nicht mit der Ausweisung eines Verkehrsberuhigten Bereiches "in Einklang gebracht" werden können. Wie erwähnt, ist der Bereich Schiffstraße/Engelstraße/ Kirchenstraße als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen, "der durch jedermann und jede Fahrzeugart befahren werden darf.

Eine Anbringung von mobilen Pollern ergibt keinen Sinn, da ausnahmslos für jedes Fahrzeug der Poller automatisch heruntergefahren werden muss. Dies gilt ebenso für alle Inhaber eines Bewohnerparkausweises, heißt es. Außerdem wäre vor dem Einbau zu klären, "durch welche Personengruppen und Fahrzeugarten der abgesperrte Bereich befahren werden soll" – "wer senkt die Poller ab, wenn alle Schlüssel haben?", so Josef Weber.

Statt der Poller wäre eine Sperrung des Bereichs für den Kfz-Verkehr denkbar. Mit Blick auf die Anwohner müsste das mit dem Zusatzschild "Anwohner frei" versehen werden. Daraus ergäben sich wiederum Probleme, etwa mit dem Lieferverkehr. Eine Umsetzung wird daher letztlich als "unmöglich" betrachtet.

Gäbe es noch die Möglichkeit, den gesamten Bereich als Fußgängerzone auszuweisen. Aber auch das hätte Folgen, zum Beispiel müsste man die Lieferverkehrszeiten ausweisen: "In dem Bereich, der überwiegend gastronomisch geprägt ist, wäre eine Zeit von 6 Uhr bis 15 Uhr als Lieferverkehrszeit denkbar. Die Parkflächen müssten aufgelassen werden.

Uhrzeitgesteuerte Poller?

Die Poller könnten uhrzeitgesteuert hoch- und herunterfahren. Zum Einfahren wären dann lediglich die Rettungsdienste, die Feuerwehr, die Polizei, der Winterdienst, die Straßenreinigung und die Abfallentsorgung berechtigt, mithin ein klar eingrenzbarer, zahlenmäßig überschaubarer Personenkreis. Dem entgegen stehen die Interessen der Gastronomen", heißt es unter anderem seitens der Verwaltung.

Wie auch immer: Das Poller-Thema zog emotional-gefärbte Wortbeiträge nach sich. SPD-Rat Philipp Dees machte keinen Hehl daraus, dass er sich lang nicht über eine Beschluss-Vorlage so geärgert habe: "Die Verwaltung wollte die Poller nie."

Dees schlug vor, die Sache zu vertagen. Damit bliebe Zeit, mit den Anwohnern, Gastronomen und Ladenbesitzern, dem Stadtteilbeirat und allen Beteiligten ins Gespräch zu gehen. Damit zeigte man sich einstimmig einverstanden.

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