Verschwindet Fassadenkunstwerk aus Erlangen?

15.1.2021, 12:30 Uhr
Verschwindet Fassadenkunstwerk aus Erlangen?

© Harald Sippel

Oben ist die Hugenottenkirche zu erkennen, auch die Orangerie, die Neustädter Kirche sowie ein Wasserrad. Dazwischen ein paar Bäume – alles Motive aus der Geschichte Erlangens, vereint zu einem rund fünf Meter hohen Wandmosaik, das die Fassade des Gebäudes Schallershofer Straße 14 ziert. Es könnte aber bald verschwunden sein. Damit das nicht geschieht, stellte die Grüne Liste (GL) den Antrag, das Kunstwerk zu sichern und einzulagern.

Das Gebäude samt Sparkassenfiliale wird wohl noch in diesem Frühjahr abgerissen. Die Sparkasse will dort ein Wohn- und Geschäftshaus mit 23 Wohnungen, einer Bankfiliale samt Tiefgarage bauen. Die Baugenehmigung hat der Stadtrat erteilt. Dieses heftig kritisierte Bauvorhaben ist das eine, der Kampf um den Erhalt des Mosaiks das andere. Bei ihrem Rettungsversuch wird die Grüne Liste auch von der Linken unterstützt.

Kunstwerk aus dem Jahr 1961

Das Mosaik stammt aus dem Jahr 1961 und ist Beispiel für die "Kunst am Bau"-Projekte der 50er und frühen 60er Jahre. Geschaffen hat es der 1921 geborene Künstler Oskar Johannes Stanik. Nach Kriegsende kam er nach Erlangen, wo er bis zu seinem Tod 1989 als Maler, Grafiker und Zeichner tätig war.

Bei der GL ist man sich einig: "Aufgrund der kunsthistorischen Bedeutung und der Darstellung verschiedener Stadtansichten muss das Kunstwerk erhalten bleiben", so Kerstin Heuer in der Sitzung des Bauausschusses. GL-Fraktionsvorsitzende Birgit Marenbach erinnerte: "Die Stadt legt Wert auf Kunst am Bau, dafür zuständig ist die Kunstkommission. (. . .) Mit der Zukunft des Mosaiks sollte sich deshalb auch die Kunstkommission befassen."

Sparkasse sieht keine Möglichkeit zum Erhalt

Die Sparkasse als Eigentümerin des Gebäudes sieht keine Möglichkeit, das Mosaik zu erhalten und am Neubau zu integrieren. Das sei schon aus baulichen Gründen nicht möglich, meinte Sprecher Thomas Pickel im Dezember.

Allein das Abtragen des Mosaiks, um es an anderer Stelle wieder anzubringen, ist eine technisch diffizile Sache. Überhaupt sei es nicht so einfach, ein solches Werk an einem modernen Gebäude anzubringen, so CSU-Rätin Alexandra Wunderlich. Für Barbara Grille von der ÖDP ist "klar", dass das Mosaik nicht an jedes Gebäude passt. Dennoch: "Wir werden sicherlich in den nächsten Jahren einen geeigneten Bau dafür finden." Ausschussvorsitzender Matthias Thurek brachte die Kostenfrage ins Spiel wie auch die künftige Platzierung.

Grundsätzliches klären

Doch bevor man sich Gedanken macht, muss Grundsätzliches geklärt sein: "Wir diskutieren hier über privates Eigentum", gab Bau- und Planungsreferent Josef Weber zu bedenken. Was ist, wenn die Sparkasse der Stadt das Mosaik als Schenkung überlässt? Wie ginge man mit dieser Schenkung um? Ist das Mosaik erhaltenswert? Der Stadtheimatpfleger und die Bezirksheimatpflegerin sagen "Ja". Was meinen die städtischen Kulturverantwortlichen dazu?

Am Ende kam das Gremium einstimmig überein, das Mosaik-Thema in den Kulturausschuss zu verweisen, der Anfang Februar darüber diskutieren soll. Bemüht um eine allseits verträgliche Lösung, schlug die Grüne Liste in ihrem Dringlichkeitsantrag auch Gespräche vor, und zwar "gemeinsam mit allen Beteiligten, der Sparkasse als Eigentümerin und auch den Erben des Künstlers. Später kann dann in Ruhe beraten werden, wo und wie sich das Kunstwerk wieder errichten lässt."

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