Widerstand gegen "West III" in Erlangen nimmt Form an

24.7.2018, 06:00 Uhr
Widerstand gegen

© Harald Sippel

"West III" und kein Ende. Der Widerstand formiert sich. Jetzt hat sich die Bürgerinitiative "Heimat ERhalten" gegründet. Erklärtes Ziel der BI ist es, die "Einleitung vorbereitender Untersuchungen für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) im Bereich Erlangen West III", wie das Ganze offiziell heißt, mit aller Kraft zu verhindern.

Der Beweggrund liegt auf der Hand. Im Mai hat der Stadtrat mit der dünnen rot-grün-gelben Mehrheit jene Sache beschlossen - die EN berichteten bereits mehrfach. Allerdings hatten die betroffenen Bürger in Büchenbach vorab kaum eine Ahnung davon, welches Vorhaben da ins Auge gefasst wird. "Das hat ja fast kein Bürger mitbekommen. Wie kann das sein?", so Antonius Körner von der BI. Umso deutlicher steht den Betroffenen inzwischen die Sache vor Augen, gegen die sie gemeinsam kämpfen wollen.

In der Bürgerinitiative vereinen sich "Landwirte, Pächter und auch Bürger, die nicht nur aus Büchenbach sind". Damit kommt auch ein "großes Spektrum an Wissen zusammen", so Körner. Die BI versteht sich als "offene Gruppierung aus verschiedenen Berufssparten und als unabhängige und überparteiliche Interessenvertretung von Erlanger Bürgern".

Auch regionale Landwirtschaft erhalten

Gemeinsam "West III" zu verhindern, ist das eine. Überdies setzt sich die Gruppe auch dafür ein, dass die "regionale Landwirtschaft und die Lebensqualität eines jeden Bürgers erhalten bleibt, sowie der natürliche Erholungsraum geschützt wird, um damit letztlich ein gesundes Wohnumfeld für alle Bürger zu erreichen", wie es in einer Mitteilung heißt.

Und während die Stadtoberen laut Prognose von einem weiteren Bevölkerungswachstum ausgehen und deshalb mit "West III" für den nötigen Wohnraum sorgen wollen, sieht die BI die Sache gänzlich anders. Sie hegt große Zweifel an solchen Vorhersagen: "Weder ist von einem nachhaltigen Bevölkerungswachstum in Erlangen auszugehen, noch ist die hierfür notwendige Verkehrsinfrastruktur für den geplanten neuen Stadtteil vorhanden."

Das "Entwicklungsgebiet" zwischen den Stadtteilen Büchenbach, Häusling, Steudach, Frauenaurach und Kosbach umfasst rund zwei Millionen Quadratmeter und ist größtenteils Ackerland. Etwa die Hälfte davon wird als "potenzielle Siedlungsfläche" gesehen und soll späterhin bebaut werden.

Landwirte fürchten um Existenz

Etliche Landwirte fürchten nun sehr um ihre Existenz, falls dieses anvisierte Baugebiet tatsächlich verwirklicht werden sollte. Mit einigen von ihnen, wie auch mit Anwohnern und Grundeigentümern, trafen sich dieser Tage Mitglieder der Erlanger Grünen und schauten sich die Situation vor Ort an. Dabei kam ihnen genau das zu Ohren, was schon Körner monierte: "Äußerst verärgert zeigten sich die Betroffenen darüber, dass sie vor dem Stadtratsvotum im Mai keinerlei Informationen erhalten hatten und vom Beschluss der Vorbereitenden Untersuchungen quasi überrannt worden seien".

Dennoch warben die grünen Politiker dafür, jene "vorbereitenden Untersuchungen" erst abzuwarten: "Nur so erhalten wir Fakten, auf deren Basis wir dann entscheiden können", so Julia Bailey, Mitglied des Kreisvorstandes der Erlanger Grünen in einer Mitteilung. Noch soviel: "Wir wollen kein grenzenloses Wachstum, aber es fehle nun mal an bezahlbaren Wohnungen", betont Bailey weiter.

Und für Christian Zwanziger, Landtagskandidat der Grünen, ist klar, dass "West III" auf kommunaler Ebene entschieden werden wird. Doch der möglichst schonende Umgang mit Flächen müsse mindestens landesweit geregelt werden. Am Ende gab es zwischen den Diskutierenden lediglich eine "Annäherung". Kein Einvernehmen. Aber die Grünen haben sich laut Mitteilung doch "Respekt für ihre Suche nach einem Dialog verschafft."

Auch SPD möchte Ratsbegehren

Apropos "Dialog": Auch die SPD möchte nun ein Ratsbegehren und damit möglichst viele Bürger über "West III" und also über eine "wichtige Weichenstellung für die Zukunft der Stadt" entscheiden lassen. Der SPD-Kreisverband Erlangen hat sich jedenfalls vor wenigen Tagen ohne Gegenstimmen dafür ausgesprochen - die EN berichteten.

Und die Sozialdemokraten bleiben bei ihrer Meinung. "Denn bei allen berechtigten Bedenken und Einwänden (vor allem der Eingriff in landwirtschaftliche Flächen und damit die Zukunft der betroffenen LandwirtInnen): Ich sehe keine überzeugende Alternative. Wir brauchen in Erlangen dringend zusätzliche bezahlbare Wohnungen", so der Erlanger Stadtrat und SPD-Landtagskandidat Philipp Dees in den sozialen Medien.

"Ich bin überzeugt: Erlangen-West III ist der richtige Schritt für die langfristige Entwicklung unserer Stadt. Ob das geplante Gebiet dafür wirklich geeignet ist, wie genau das Viertel dann aussieht, wo im Untersuchungsgebiet die Wohnungen entstehen, wie ökologische Fragestellungen gelöst werden (gerade auch die Hochspannungsleitungen), wie Verkehrserschließung, Entwässerung (auch bei Starkregen), soziale Infrastruktur etc. erfolgen, muss in der Voruntersuchung geklärt werden", so Philipp Dees weiter.

Die Standpunkte sind inzwischen klar. Und viele Fragen offen. Möglicherweise werden einige davon bei der außerordentlichen Bürgerversammlung zum Entwicklungsgebiet "West III", die von der CSU initiiert worden ist, heute Abend beantwortet. Sie findet ab 20 Uhr in der Grundschule Mönauschule (Turnhalle), Steigerwaldallee 19, statt. Informationen gibt es unter www.heimaterhalten.de.

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