Winni Wittkopps Kampf gegen die Corona-Krise

1.4.2020, 15:00 Uhr
Winni Wittkopps Kampf gegen die Corona-Krise

© Dieter Köchel

Seine Wohnzimmerkonzerte, die er solo eingespielt hat, startete Winni am 24. März mit einem Ragtime Blues. Auf Anhieb erntet er viele "Likes" und Kommentare wie "Wow, was für ein schöner Morgengruß", "Danke, lieber Winni, Dein Unterhaltungsprogramm macht den Tag heller! Bitte weitermachen!". Er hat weitergemacht. Nahm dabei auch Bezug zur aktuellen Situation und zu "Bergkirchweih – ja oder nein": klar, mit seinem "Berch-Song". Und legte am Abend des gleichen Tags noch "My old Mikrophone" nach.

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Dabei spielt er grandios Gitarre, singt fränkisch, weil ihm der Schnabel so gewachsen ist und erheitert sein Publikum mit Sprüchen und immer wieder neuen Kopfbedeckungen. Und Winni Wittkopp weckt Erinnerungen, etwa, wenn er ein Video zeigt, in dem er mit dem inzwischen verstorbenen Stefan Nast-Kolb (Akkordeon) im Duett "Crossroads" von Eric Clapton zum Besten gibt. Oder wenn er einen Titel aus einem Live-Konzert mit seiner Skinny-Winni-Band ins Netz stellt.

Warum aber tut er das? "Ach ich habe schon mehrere Krisen überstanden. Liebeskummer. Verlassen zu werden ist schlimmer als Corona," erzählt Winni Wittkopp, der sich strikt an die verordneten Vorsichtsmaßnahmen hält, nicht zuletzt, weil er als Diabetiker ein geschwächtes Immunsystem hat. "Da fällt Dir jetzt schon die Decke auf den Kopf. Ich habe viele Musikkonserven daheim. Warum soll ich die in meinem Computer lassen, habe ich mir gedacht." So hat er also begonnen, sie zu publizieren.

Winni Wittkopps Kampf gegen die Corona-Krise

© Bernd Böhner

Das Echo hat ihn überwältigt. "Wahnsinn, wie und wie viele Leute darauf reagieren", freut sich der Musiker, Schauspieler und bildende Künstler. Er erklärt sich das so: Die Leute haben ein großes Bedürfnis, sich auszutauschen, aber auch eine Sehnsucht nach Live-Musik, nach Theater nach Begegnung. All dem kommen die Videos wohl entgegen. Und er trägt dem Harmonie- und Gemeinschaftsbedürfnis auch noch durch alte Fotos Rechnung wie dem des Ensembles im Theater in der Garage mit Gründungsintendant Manfred Neu. Damit hilft er vielen anderen über die Zeit des Alleinseins hinweg, wirft einen klingenden Sonnenstrahl in die Wohnungen.

Aber wie geht es ihm selbst in der Einsamkeit. Winni Wittkopp lebt allein. "Die Isolation ist schlimmer als Mangel an Essen", betont er. Und ruft sich in dieser Situation die Worte seines Großvaters in Erinnerung: "Wir haben zwei Weltkriege mitgemacht, und danach ist es doch weitergegangen."

Mit den Nachbarn im Wohnhaus hat Winni eine Telefongemeinschaft; sie erkundigen sich oft gegenseitig nach dem Befinden des jeweils anderen und ob Hilfe nötig ist. Auch mit Freunden und Freundinnen kommuniziert er viel telefonisch.

Einmal in der vergangenen Woche hat der Musiker "gesündigt". "Ich hab’ vier Bierchen eingepackt und bin mit einem Musiker-Freund – natürlich in gebührendem Abstand – abends im Schwabachgrund spazieren gegangen. Wir haben uns lange unterhalten, unser Bier getrunken und einander Mut gemacht", schildert der 68-Jährige. Er habe ja seine Rente, mit der er gut auskomme, fährt Wittkopp fort, sein Freund habe da größere Probleme. Der lebe von der Musik und habe jetzt eine große Durststrecke zu bewältigen. "Wirst sehen, wenn die Sache mit dem Corona-Virus rum ist, haben die Leute so einen Heißhunger auf Live-Erlebnisse. Das wird toll." Ihm selbst fällt das Alleinsein teils schon auch schwer. "Ich habe aber in meinem Leben so viel Schönes erlebt, da müssen wir jetzt halt mal ein halbes Jahr lang Ruhe geben", konzediert er.

Wenn jedoch die Decke wieder runterzukommen droht, sucht er nach einem passenden Musik-Video wie "Ne me quittes pas" von Jacques Brel, das Winni Wittkopp in der fränkischen Version von Helmut Haberkamm singt. Da lautet die wunderbare, dazu noch zeitgeistige Übertragung "Lass mi net allaans". Die Reaktionen wärmen ihm das Herz: "Danke, ich freu mich aufs nächste . . ."

 


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