Corona: Nachfrage nach Hausgeburten in Forchheim steigt

18.4.2020, 16:00 Uhr
Corona: Nachfrage nach Hausgeburten in Forchheim steigt

© Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa

Als Hebamme unterstützt Freia Stutz werdende Mütter unter anderem mit Geburtsvorbereitungskursen, Beratung und Wochenbettbetreuung. Eigentlich alles Dinge, bei denen direkter Kontakt zwischen ihr und den Frauen besteht. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen versucht Stutz jetzt, so viel wie möglich von Zuhause aus zu arbeiten. Sie berät Schwangere und Wöchnerinnen, also Frauen im Wochenbett, am Telefon. Untersuchungen des Bauches bei werdenden Müttern fallen weg.

Lediglich zwei Frauen, die erst vor Kurzem entbunden haben, besucht Stutz Zuhause. "So kurz nach der Geburt ist eine Betreuung über das Telefon nicht möglich." Bei den Besuchen trägt sie FFP-1-Masken, an die sie zusätzlich Kaffeefilter getackert hat und Handschuhe. Demnächst bekommt Stutz FFP-2-Masken von einer Erlanger Apotheke geliefert. Diese muss sie, zumindest vorerst, selbst bezahlen. Ob die Krankenkasse für den zusätzlichen Materialbedarf aufkommen wird, steht aktuell noch in den Sternen.

Ihre Geburtsvorbereitungskurse hält sie via Livestream, damit die Teilnehmerinnen Fragen stellen können. Die Schwangeren, berichtet sie, wären von der aktuellen Situation beunruhigt. Die Schwangerschaft an sich sei eine sensible Zeit für die Frauen, in der sie schneller besorgt und beunruhigt werden. Stress könne in extremen Fällen sogar zu verfrühtem Einsetzen der Wehen führen, so Stutz. Einige Frauen würden deshalb überlegen, nach der Geburt früher nach Hause zu gehen, statt die üblichen drei bis sechs Tage in der Klinik zu verbringen.

Der Kreißsaal im Forchheimer Klinikum war bis zum 14. April geschlossen, weil bei einer Hebamme das Coronavirus festgestellt worden war.

Ein weiterer Grund dafür ist auch, dass Väter zwar bei der Geburt anwesend sein, ihre Partnerin aber nicht auf der Wochenstation besuchen dürfen. Das führe auf der anderen Seite aber dazu, dass die Frauen mehr Ruhe im Wochenbett haben, als sie es bei normalem Besuchsbetrieb hätten.

Auch die Hebammenpraxis von Anke Tohr in Ebermannstadt bietet Geburtsvorbereitung, Rückbildung und Schwangerengymnastik online an. Ab nächster Woche soll auch die Babymassage wieder angeboten werden, erzählt Sabine Lindenberger, Hebamme in der Praxis von Anke Thor. Die Angebote würden von den Frauen gut angenommen.

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Bei der Wochenbettbetreuung können die Frauen zwischen Besuch und Anruf wählen. "Wir achten darauf, dass bei unseren Besuchen möglichst keine älteren Geschwisterkinder mit im Raum sind. Außerdem sprechen wir nicht während der Untersuchung, sondern führen die Gespräche hinterher mit Sicherheitsabstand," so Lindenberger.

Auch ein Praxisbesuch in Ebermannstadt ist möglich. Dabei werde darauf geachtet, dass sich die Frauen nicht begegnen. Die Zahl der Praxisbesuche ist in den letzten Wochen nicht zurück gegangen, im Gegenteil. Einige Frauen scheinen Untersuchungen im Moment lieber in der Hebammenpraxis machen zu lassen. "Vermutlich weil bei uns weniger Durchgangsverkehr ist, als in einer gynäkologischen Praxis", vermutet Lindenberger.

Generell besteht für Schwangere und Neugeborene kein erhöhtes Risiko, sich mit Covid-19 zu infizieren. Dennoch sind die Anfragen für Hausgeburten stark gestiegen. Aber, so Lindenberger: "Eine Hebamme für Hausgeburten begleitet die werdende Mutter durch die ganze Schwangerschaft. In der 30. bis 35. Schwangerschaftswoche noch eine Hebamme für eine Hausgeburt zu finden, ist nicht möglich."

Wer bisher geplant hat in einer Klinik zu entbinden, kann und sollte sich nicht aus Angst vor einer Ansteckung kurzfristig umentscheiden. Die Hebammen aus der Praxis in Ebermannstadt sprechen mit den Frauen über ihre Sorgen und Ängste. Hausgeburten, so Lindenberger, sind Typsache. Man sollte sich nicht aus den falschen Gründen dafür entscheiden.

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