Corona-Profis: So schützen sich Triathleten vor Viren

19.3.2020, 12:02 Uhr
Corona-Profis: So schützen sich Triathleten vor Viren

© Foto: Bernd Hagen

Fünf Mal trotzte Bernd Hagen bereits den Strapazen beim härtesten Langdistanz-Rennen der Welt auf Hawaii, doch war er auch machtlos gegen die Auswirkungen eines Insektenstichs, der ihn 2017 die Teilnahme am Challenge Roth kostete. Als sich eine entzündete Schwellung wenige Tage vor dem Wettkampf als Blutvergiftung herausstellte und operiert werden musste, war die Enttäuschung natürlich groß. "Ich war in bestechender Form", erinnert sich der 45-Jährige.


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Gleichzeitig führte das Erlebnis dem frischgebackenen Familienvater die Kostbarkeit der eigenen Gesundheit vor Augen. "Man muss als ambitionierter Amateur schon aufpassen, dass der eigene Ehrgeiz nicht gefährlich wird", sagt der Möhrendorfer, der auch im fortgeschrittenen Alter noch Duftmarken setzt. Bei der fränkischen Prestigeveranstaltung in Roth wollte Hagen, den 2019 eine Reifenpanne ausbremste, mit seiner Mannschaft Team Twenty.Six noch einmal angreifen und auch in seiner Altersklasse bei der Deutschen Meisterschaft. Da jedoch aufgrund der Corona-Pandemie die Saison auf der Kippe steht, sieht sich der Routinier einer neuerlichen Geduldsprobe ausgesetzt. "Ich bin ich mehr der Jüngste, von daher ist die Situation schon ein bisschen bitter. Aber es ist eben zum Glück auch nur ein Hobby", so Hagen.

"Du lernst, deinen Körper zu kennen"

Statt im geplanten Oster-Trainingslager mit der Familie auf Mallorca sammelt der gelernte Werkzeugmechaniker seine meisten Radkilometer auf dem Weg zur Arbeit in Baiersdorf. Die Einschnitte halten sich ansonsten in Grenzen. "Schwimmen ist sowieso nie meine Paradedisziplin gewesen, da schadet die Pause kaum. Zudem bin ich es gewohnt, ohne Gruppe alleine für mich zu trainieren. Ich stehe ja schon um fünf Uhr früh auf, die Vereine treffen sich erst abends."


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Dass Bernd Hagen mit Blick auf die aktuelle Entwicklung sehr besonnen wirkt, dürfte wiederum auch mit den spezifischen Erfahrungen eines Triathleten zusammenhängen, für den nicht nur ein Insektenstich, sondern gerade Erkältungsviren zum Feind werden können. "Du lernst mit der Zeit, deinen Körper zu kennen und merkst schnell, wenn etwas nicht stimmt. Am anfälligsten ist das Immunsystem in den Phasen kurz vor einem Wettkampf, wenn das Pensum heruntergefahren wird. Zu Hause oder im Büro bleibe ich zu den Menschen bewusst etwas auf Abstand", berichtet Bernd Hagen.

Ingwer und Vitamin C helfen

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© Foto: Paul Götz

Große Menschenmassen meiden, nach intensivem Training die Energiespeicher schnell auffüllen und den Organismus in der Regeneration nicht zusätzlich – wie zum Beispiel durch übermäßigen Alkoholgenuß – belasten, lauten die Leitlinien von Frank Müller, einem ehemaligen Mannschaftskollegen von Hagen beim SSV Forchheim. Auf dem Flug zur Ironman-WM nach Hawaii gehörte bei ihm deshalb ein Nasenspray mit Meersalz-Füllung zur Grundausstattung im Handgepäck. Mit "Vitamin C und Ingwer", verrät Müller, sei die natürlichste Vorsorge betrieben. Schleicht sich dennoch etwas ein, ist Vorsicht geboten. "Im Ausdauerbereich kann das sonst auf den Herzmuskel gehen", weiß SSV-Mitstreiter Manuel Heilmann. Der 24-Jährige lag vor knapp vier Jahren mehrere Wochen flach, als er Erkältungsanzeichen ignorierte und trotzdem einen Wettkampf bestritt. Ein anderes Mal beim Forchheimer Dreikönigslauf hielt er sich im Ziel ein bisschen zu lange ohne Jacke auf und fing sich zur Strafe prompt eine Unterkühlung ein.

Heute wirken diese Episoden wie kleine Jugendsünden, plagt sich Heilmann seit über einem Jahr mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber. Hervorgerufen durch das sogenannte Epstein-Barr-Virus, markierten ein verschleimter Hals und stete Müdigkeit den Auftakt einer lästigen Krankheitsgeschichte. "Ich habe mich nie über einen längeren Zeitraum fit gefühlt", konstatiert der Altersklassen-Weltmeister auf der Halbdistanz von 2018, der folglich nicht nur die Titelverteidigung abschreiben musste. Während der Stress beim Aufbau eines eigenen Fahrrad-Geschäfts als Auslöser des Drüsenfiebers mit hineingespielt haben dürfte, verlief der einzige Wettkampf 2019 ernüchternd. "Ich bin als Ersatz eingesprungen und hätte es lassen sollen. Schon beim Schwimmen war das Tempo-Gefühl nicht da, auch später war ich deutlich von den alten Leistungswerten weg. Mehr als ein Standy-By-Modus war nicht drin."

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© Foto: Heilmann

Hauptsächlich zum geistigen Ausgleich begnügt sich der Hausener derzeit mit kurzen Läufen oder Ausfahrten. Ob das Drüsenfieber noch da ist, weiß er selbst nicht. Einem Test will er sich dieser Tage lieber nicht unterziehen. "Es gibt ja ohnehin keine Therapie", erklärt Heilmann und verweist auf die Parallelen zum Corona-Virus, das ebenfalls nicht bei jedem Patienten in schlimmster Ausprägung ausbreche. Immerhin das "in sich hineinhören", gelingt ihm persönlich inzwischen besser.

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