Coronavirus: So läuft die Notbetreuung in Forchheimer Kitas

2.4.2020, 06:00 Uhr
Coronavirus: So läuft die Notbetreuung in Forchheimer Kitas

© Foto: Ralf Rödel

In der vergangenen Woche bekam Monika Kaiser, Leiterin des Gerhardinger Kinderhauses in Forchheim, eine Whats App weitergeleitet. Wer sie ursprünglich geschrieben hat, weiß sie nicht. Es ist eine dieser Kettenmails, die seit Tagen weiter- und weitergeleitet wird. Ihr Inhalt: Ein Dankeschön an die pädagogischen Fachkräfte, die „ohne Mundschutz Kinder in den Arm nehmen, ohne Handschuhe mit Kindern Lego spielen, ohne Plexiglasscheibe Tränen trocknen und Nase putzen.“ Dazu ein Dank an die Kita-Leitungen, die den Überblick im Chaos der sich ständig verändernden gesetzlichen Bestimmungen behalten und den Dienstplan organisieren, ohne Risikogruppen zu gefährden oder den gesetzlich vorgeschriebenen Personalschlüssel zu unterschreiten. Natürlich sei die jetzige Situation für jeden Einzelnen eine Herausforderung, weiß Monika Kaiser. Trotzdem hat sich über die Nachricht gefreut - und über die damit verbundene Anerkennung. „Die Nachricht sagt aus, wie wir uns fühlen“, sagt sie und möchte einen Einblick geben, in einen Kita-Alltag, der so anders ist als der normale Alltag.

„In der vergangenen Woche haben wir sechs Kinder in der Einrichtung betreut“, erklärt sie. Allesamt Kinder von medizinischem Personal. „In den ersten Tagen der Notbetreuung habe ich alle in Frage kommenden Eltern angerufen und informiert.“ Eigentlich hätten noch mehr Anspruch gehabt, aber einige konnten bis jetzt über Teilzeitarbeit, Überstunden oder Schichten den Betreuungsbedarf noch selbst auffangen. Denn eines sei vielen Eltern auch klar: Im Kindergarten gebe es natürlich auch für die Kinder eine größere Gefahr, sich anzustecken. In dieser Woche werden in etwa 15 Kinder in den städtischen Kitas betreut, je nach Tag und Einrichtung unterschiedlich. „Sechs bis sieben Kinder sind bei uns angemeldet“, sagt Monika Kaiser. Ein bis drei weitere werden jeweils im Sattlertor-Kindergarten und in Kersbach betreut und eines im Karl-Zeitler-Kindergarten. Im städtischen Hort sei momentan kein Kind angemeldet. Vom Ministerium wurde festgelegt, dass jede Einrichtung eine Notbetreuung anbieten muss. Auch die kirchlichen Kitas sowie die der freien Träger sind dazu verpflichtet.

Die Richtlinie besagt auch, dass bis zu sechs Kinder während der Notbetreuung gemeinsam in einem Raum spielen dürfen. Zwei Erzieherinnen kümmern sich um sie. Sind es mehr Kinder, wird ein zweiter Raum aufgemacht und das Personal verdoppelt. Jeweils fünf Stunden „Dienst am Kind“ machen die Kollegen im Gerhardinger Kinderhaus momentan in einer Früh- und einer Mittagsschicht. „Wir versuchen, den normalen Tagesablauf der Kinder beizubehalten“, sagt Monika Kaiser. Dazu zählen auch ein Mittagessen - und Hygienerituale. „Wenn die Kinder kommen, waschen wir erst einmal zusammen mit ihnen die Hände und das tun wir auch zu anderen Gelegenheiten: nach dem Spielen im Garten, vor dem Essen, nach der Toilette sowieso.“ Für die Eltern steht Desinfektionsmittel im Eingangsbereich.

Hier werden die Kinder außerdem von den Erzieherinnen in Empfang genommen. Die Eltern gehen nicht mit hinein. Vorgeschrieben ist es nicht, aber eine Vorsichtsmaßnahme zum Schutz des Personals. „Inzwischen haben wir eine Art Handreichung vom Kultusministerium bekommen, worauf wir achten sollen, das meiste tun wir bereits“, erklärt Monika Kaiser. So werden etwa alle Hände-Wasch-Pausen zum Lüften genutzt und die Spielangebote in den Zimmern auf verschiedene Ecken aufgeteilt. Ziel ist, die Kinder für ein Spiel zu interessieren, ohne dass gleich alle anderen hinterher kommen und genau das selbe machen wollen. Deshalb werde momentan auch viel Musik und Hörspiele gehört oder vorgelesen.

Insgesamt 19 pädagogische Fachkräfte arbeiten im Gerhardinger Kinderhaus. In der jetzigen Situation sind nicht immer alle in der Einrichtung. „Ich bin dankbar für das Angebot einiger jüngerer Kollegen, jetzt mehr Dienst am Kind zu machen“, sagt die Chefin. So könnte sie ältere Kolleginnen schützen und von zu Hause arbeiten lassen. „Für die gibt es dann klare Arbeitsaufträge“, meint sie und will festhalten: Nur weil Notbetrieb ist, heißt das noch nicht, dass das Personal zusätzliche Ferien habe. Im Gegenteil: Die Zeit wird genutzt, um Konzepte auf den Prüfstand zu stellen, eventuell neue zu formulieren, sich Gedanken über neue pädagogische Angebote zu machen - oder auch mal, um Pinsel und Farbe in die Hand zu nehmen. „Wir nutzen die Zeit, um die Krippe zu streichen, das ist schon lange nötig.“ Und: Wer Urlaub nehmen möchte, sollte ihn jetzt nehmen.

Auch in den Osterferien bleibt die Notbetreuung bestehen. Danach soll - nach jetzigem Stand der Dinge - der Normalbetrieb wieder anlaufen. „Wenn alle Kinder auf einmal wieder kommen, wird das echt hart“, sagt die Kita-Leiterin. Deshalb hat sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen besprochen, dass nach den Ferien das komplette Team anwesend ist. Außerdem soll die  Eingewöhnung von neuen Krippen- oder Kindergartenkindern nach hinten verschoben werden. „Wenn es nach mir geht, wäre mir ein fließender Übergang lieber“ - sowohl was die Gesundheit aller angeht, als auch die Organisation. Denn für die meisten, gerade die kleineren, Kinder werde es nach fünf Wochen fast ein kompletter Neustart. Und wer weiß: Vielleicht werden aus den fünf Wochen noch mehr. ___________________________________________________________

 

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