Ebermannstadt: Angst geht bei Kennametal-Mitarbeitern um

31.7.2019, 06:09 Uhr
Ebermannstadt: Angst geht bei Kennametal-Mitarbeitern um

© Foto: Patrick Schroll

"Es wird sich alles im Rahmen der Verhandlungen zeigen", sagt Mlnarik im Gespräch mit den NN. Der Konzern mit Sitz in den USA hat vor wenigen Wochen Pläne angekündigt, drei Werke in Deutschland zu streichen. Knapp 630 Arbeitsplätze sind davon betroffen. Wie es hinter den Kulissen in Ebermannstadt aussieht, haben wir mit einer Reportage festgehalten.

Ebermannstadt bleibt als Standort zwar erhalten, doch es könne zu Verschiebungen innerhalb des Konzerns kommen. "Wenn wir das Werk in Essen schließen, wäre es die Konsequenz, dass wir Teile der Produktion nach Ebermannstadt verlagern", sagt Mlnarik. Auch in die andere Richtung, von Ebermannstadt zu anderen Standorten, könnten Arbeitsprozesse und damit Arbeitsplätze verlagert werden. Kennametal im oberpfälzischen Vohenstrauß ist im Gespräch. Bei allem habe der Betriebsrat Mitspracherecht, sagt Mlnarik.

Thomas Bauernschmitt aus Waischenfeld ist Betriebsratsvorsitzender in Ebermannstadt und hat am Dienstagmittag zusammen mit Matthias Gebhardt, 1. Bevollmächtigter der IG-Metall Bamberg, rund 240 Mitarbeiter bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung über die Pläne des Konzerns, die unter dem Stichwort "Modernisierung" laufen, informiert. Auch wenn Ebermannstadt nicht von einer Schließung bedroht ist – "die Mitarbeiter haben Angst, weil sie bei den Entscheidungen merken, dass am Ende nicht zählt, wie gut oder erfolgreich sie arbeiten", sagt Bauernschmitt. Diese Unsicherheit ist es, die bei der Betriebsversammlung für Kopfschütteln unter der Belegschaft gesorgt habe. "Es gibt keine Gewähr, wie es in Ebermannstadt weitergeht", sagt IG–Metall-Vertreter Gebhardt. Die Stimmung sei im Keller, die Kollegialität leide.

Ebermannstadt: Angst geht bei Kennametal-Mitarbeitern um

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Während Pressesprecherin Mlnarik von einem "ganz normalen Prozess, um wettbewerbsfähig zu bleiben", spricht, sieht Gebhardt, dass "Arbeitsplätze radikal vernichtet werden". Und das, obwohl das Unternehmen hohe Gewinne einfahre. "Kennametal ist absolut gesund. Wirtschaftlich wie finanziell bärenstark", so Gebhardt. Auch die jetzt von der Schließung betroffenen Standorte schrieben keine rote Zahlen. "Die Entscheidungen der Konzernspitze sind nicht nachvollziehbar und gleichen einem Roulette-Spiel", sagt Gebhardt. Es gehe allein darum, den ordentlichen Gewinn zu steigern, zu Gunsten der Aktionäre.

Mlnarik versucht zu beruhigen. "Ebermannstadt ist einer unserer größten Standorte in den wir massiv investieren." Bei der weltweiten "riesigen Anzahl" an Niederlassungen, "können wir noch etwas zusammenziehen". Eine Sitzung mit dem Aufsichtsrat soll Ende August Klärung bringen, sagt Gewerkschafter Gebhardt und spricht von einer standortübergreifenden großen Solidarität der Arbeitnehmer. Kennametal hat 1993 das Hertel-Werk in Ebermannstadt übernommen. "Wir werden uns gegen jeden radikalen Kahlschlag wehren", sagt Gebhardt. "Wir sind in Ebermannstadt gewerkschaftlich so gut organisiert, so dass wir den Betrieb jederzeit lahmlegen könnten."

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