Eine Schattenseite des Wahlsiegs für Stefan Reichold

8.4.2020, 15:27 Uhr
Eine Schattenseite des Wahlsiegs für Stefan Reichold

© Foto: Gemeinde Heiligenstadt

Es war eines der überraschendsten Ergebnisse der Kommunalwahlen in der Region. Bei vier Kandidaten, die ins Rennen um die Nachfolge des Langzeit-Bürgermeisters Helmut Krämer gingen, wurde in Heiligenstadt eine Stichwahl erwartet, es kam aber ganz anders.

Mit 68,2 Prozent der gültigen Stimmen gewann der SPD-Kandidat Stefan Reichold die Wahl zum Bürgermeister in der Marktgemeinde sehr deutlich - trotz drei weiterer Gegenkandidaten. Bei aller Freude über den deutlichen Wahlsieg hat der für den Betroffenen privat eine kleine Schattenseite: Sein Amt als Fußball-Abteilungsleiter bei "seinem" SC Heiligenstadt muss der verheiratete Familienvater aus Zeitgründen aufgeben.

Ein schwerer Schritt

Dass das dem künftigen Bürgermeister alles andere als leichtfällt, ließ er unlängst in einem Interview auf einem Fußball-Internetportal durchklingen. Nach dem frühen Tod seines Vaters, Stefan Reichold war damals noch minderjährig, habe ihm der Verein neben der Familie Halt gegeben.

Als Dank für dieses Geborgenheitsgefühl engagierte er sich in den folgenden Jahrzehnten als Abteilungsleiter und Reichold stand zudem als aktiver Spieler trotz zweier Kreuzbandrisse bis vor zwei Jahren noch selbst auf dem Platz und trainierte auch zehn Jahre lang Jugendmannschaften.

Keine Rückkehr in den Weltkonzern

In diesen Wochen genießt er nach der Geburt seines Sohnes Elias die Elternzeit. Die Rückkehr in seinen Beruf als Logistikplaner bei der Siemens AG in Erlangen wird Stefan Reichold zugunsten des Bürgermeisteramtes ab 1. Mai aufgeben. In dem Weltkonzern arbeitete der gebürtige Forchheimer seit 2002 in verschiedenen Bereichen und bildete sich in dieser Zeit zum Fachkaufmann für Logistik und Einkauf sowie später zum Betriebswirt (VWA) weiter.

Erste berufliche Erfahrungen sammelte Reichold nach dem Realschulabschluss bei einem Ebermannstädter Einzelhandelsunternehmen, bei dem er auch die Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann durchlief. Sein Interesse an der Lokalpolitik weckte 2007 sein angeheirateter Cousin und derzeitiger Zweiter Bürgermeister Hans Göller.

Schwager holte ihn in die Politik

"Hans fragte mich damals, ob ich denn nicht auf der Liste der SPD als Kandidat für den Marktgemeinderat bei der Kommunalwahl 2008 antreten wolle. Ich sagte zu und war auch 2014 wieder dabei, damals aus privaten Gründen aber nicht sehr aktiv."

Vor der Kommunalwahl 2020 war dies dann ganz anders. Nach Absprache mit seiner Frau Ramona und dem Beschluss, sich als Bürgermeisterkandidat aufstellen zu lassen, gab er richtig Gas. Gemeinsam mit seinem Team bildete er mehrere Fachgruppen für anstehende regionalpolitische Themen und wusste damit die Bürger sowohl im Hauptort als auch in den Ortsteilen zu überzeugen.

Auch wenn die Corona-Krise derzeit und wohl auch in den kommenden Wochen den Arbeitsalltag erheblich erschwert, so wurden die Kurse für neu gewählte Bürgermeister abgesagt, ist die Vorbereitung auf das neue Amt bereits angelaufen. Die Einarbeitung durch Helmut Krämer läuft so gut, wie dies derzeit aufgrund der Umstände möglich ist, denn die Aktivitäten im Rathaus beschränken sich auf das Wesentliche.

"Wir wollen weiter zusammenwachsen"

An seinem Wahlmotto "Wir wollen als Großgemeinde weiter zusammenwachsen" hält Stefan Reichold aber unbedingt auch in nächster Zeit fest, auch wenn durch das Corona-Virus zunächst andere Aufgaben anstehen werden.

"Zudem gilt es, die bereits angestoßenen Projekte wie den Breitbandausbau und den Neubau des Feuerwehrhauses weiter voranzutreiben", sagt Reichold und zeigt, dass er sich durchaus auf dem Boden der Tatsachen bewegt. Für die Hobbys, neben dem Fußball gehören da auch Tennis, Klettern und Kochen dazu, wird da nicht viel Zeit bleiben.

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