"Keiner darf verloren gehen"

Elternbeirat ruft an Forchheimer Martinschule Ehrenamtlichen-Projekt ins Leben

23.6.2021, 06:00 Uhr
Beim Vorlesen genau zuhören und die Phantasie einsetzen: Es kann so leicht sein, soziales Miteinander und Bildung zu verknüpfen.   

© imago images/Shotshop Beim Vorlesen genau zuhören und die Phantasie einsetzen: Es kann so leicht sein, soziales Miteinander und Bildung zu verknüpfen.   

Sylvia Rasek ist Mutter von drei Kindern und Vorsitzende des Elternbeirates der Forchheimer Anna-Grundschule. Aus Elternperspektive sei sie schon länger interessiert in Bildungsthemen, erzählt sie. Ihr großes Anliegen: Wie kann man auf die verschiedenen Bedürfnisse und Voraussetzungen der Kinder eingehen. "Das betrifft sowohl die leistungsstarken Kinder auf der einen Seite, als auch die leistungsschwächeren auf der anderen", sagt sie.

Corona habe die Situation beider Gruppen verschärft. "Die Leistungsstärkeren wiederholen und wiederholen den Stoff und langweilen sich irgendwann." Und die Schwächeren: "Wie es ihnen geht, das sieht man ja überall." Ihre Idee: Patenschaften können beiden Gruppen helfen.

Paten könnten mit den Kindern Dinge tun, die in der Coronazeit in den Familien zu kurz gekommen sind oder die in manchen Familien gar nicht zum gemeinsamen Miteinander zählen. "Ein Buch vorlesen oder einen Brief schreiben, von seinem Tag erzählen oder gemeinsam ein Spiel spielen", zählt sie auf und erklärt die Vorteile: "Dabei kann sich Freizeit mit Bildung verknüpfen. Wenn man zum Beispiel Monopoly spielt, muss man ja bei den Würfeln die Augen zählen oder mit Geld rechnen können."

Mit ihrem Vorschlag trat Sylvia Rasek an den Gesamtelternbeirat der Stadt Forchheim heran, in dem Elternvertreter aller Grund- und Mittelschulen dabei sind - und traf dort auf viele offene Ohren. Die Idee wurde weitergesponnen, Schulamt und Rektoren mit ins Boot geholt und eine konkrete Umsetzung geplant.

Nun startet das Projekt an der Forchheimer Martinschule und ihrer Außenstelle in Kersbach. Um die konkrete Umsetzung kümmert sich der dortige Elternbeirat zusammen mit Schulleiterin Kerstin Friedrich und den Klassenlehrerinnen und -lehrern. Dabei liegt der Fokus zunächst auf der Unterstützung der schwächeren Schüler. Entsprechend lautet der Titel des der Lernpatenschaften: "Keiner darf verloren gehen". In Kleinstgruppen sollen sie aus dem Unterricht herausgenommen werden und mit ihren Paten Zeit verbringen.


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"Organisatorisch klappt das ganz gut, da wir an der Martinschule das Flex-Klassen-Prinzip haben", erklärt die Elternbeiratsvorsitzende Britta Blümlein. Flex-Klasse bedeutet, dass immer Schüler der ersten und zweiten Jahrgangsstufen sowie der dritten und vierten zusammen unterrichtet werden. "Dadurch arbeitet ein Teil der Klasse abwechselnd für sich selbst und kann in dieser Zeit auch für solche Angebote aus dem Unterricht herausgeholt werden."

Nun fehlen nur noch Ehrenamtliche, die sich bereit erklären, ein- oder zweimal in der Woche mit den Kindern Zeit zu verbringen. "Wir wollen ihnen dabei bewusst die Scheu nehmen und das Angebot niedrigschwellig ansetzen", erklärt Martin Gebhardt, der als Elternbeirat auch für das Schulhaus in Kersbach zuständig ist. "Es geht nicht darum, den Kindern Nachhilfe zu geben, sondern ihnen Zeit zu schenken und dadurch ihre sozialen und emotionalen Kompetenzen zu erhöhen." Starten soll das Projekt sofort.

Schulleiterin Kerstin Friedrich findet die Idee "sensationell gut" und freut sich, dass der Elternbeirat sich so engagiert einbringt. "Ich hoffe natürlich auf eine gute Resonanz, denn es würde die Familien und auch die Eltern, die durch Corona doppelt und dreifach belastet sind, sehr unterstützen."

Sollte sich das Patenschaftsprogramm an der Martinschule gut entwickeln, können sich alle Beteiligten sowohl eine Ausweitung auf andere Schulen und Schülergruppen, als auch eine Professionalisierung vorstellen. Sollte das Angebot ausgeweitet werden, könnten das die Elternvertreter in Eigenregie nicht mehr stemmen. "Dann kann man sich sicherlich überlegen, das über einen Träger zu professionalisieren", erklärt Elternbeirat Martin Gebhardt.


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Doch das ist Zukunftsmusik. "Unser Anliegen ist es, jetzt erst einmal einen Startpunkt zu setzen und für diesen die Hürden sehr niedrig zu legen, damit wir den Kindern schnell und unbürokratisch helfen können", so Gebhardt.

Wer Interesse an den Patenschaften hat, kann sich unter lernpatenschaften.mgs@gmail.com oder unter (0176)92247729 mit dem Elternbeirat der Martinschule und ihrer Außenstelle in Kersbach in Verbindung setzen.

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