Forchheim: Seltene Fotos von Kirk Douglas aufgetaucht

11.2.2020, 09:12 Uhr
Forchheim: Seltene Fotos von Kirk Douglas aufgetaucht

© Archivfoto: Artur Maier

Es ist ein kalter November-Tag 1960. In der Sattlertorstraße zwischen dem Hebendanz und dem Neder sind Schienen verlegt. Darauf fährt aber keine Trambahn. Kameramann Kurt Hasse hat seine Arriflex in Stellung gebracht, als Maier zufälligerweise vorbeikommt. Im Kinderwagen liegt sein zweijähriger Sohn Dieter, den er ganz schnell nach Hause bringt, um beide Hände freizuhaben. Denn Maier ist ein Kino-Fan, der sich das Ereignis nicht entgehen lassen will.

An der Absperrung durch die Stadtpolizei muss er, wie viele andere Schaulustige, warten. "Anfangs war aber gar nicht soviel los. Groß angekündigt wurden die Dreharbeiten nicht." Obwohl mit Kirk Douglas einer der Superstars der Leinwand dabei ist. Er war als Kapitän Nemo 20000 Meilen unter dem Meer gewesen, hatte als Spartacus einen Sklavenaufstand entfesselt und Vincent van Gogh wie kein anderer gespielt. Sogar einige Gäste aus dem Neder verlassen das Gasthaus.

Als er Kirk Douglas in Englisch fragt, ob er ein Foto machen dürfte, spricht ihn der mit einem Lächeln und auf Deutsch an: "Ein schönes Bild, aber schnell!" Damals wundert sich Maier. Heute weiß er, dass der Hollywood-Star sechs Jahre zuvor die aus Hannover stammende Anne Buydens geheiratet hat. "Da konnte er ein wenig Deutsch." Nur wenige Sekunden dauert es, dann hat Maier den Schnappschuss im Kasten.

Am Set kann Maier auch Barbara Rütting und den Regisseur Gottfried Reinhardt ausmachen. Als die Menschenmenge unruhig wird, ist erneut Kirk Douglas zu hören: "Stille! Ruhe! Aufnahme!" Dann wird die Szene, in der Major Garrett mit einem Chevrolet Bel Air in die Stadt kommt, noch einmal gedreht. Sein Weg führt ihn in das heutige Einwohnermeldeamt, das man für das Gerichtsdrama kurzerhand zum Hotel umfirmiert hat. Allerdings nur von außen, denn alle Innenaufnahmen werden im Studio aufgenommen.

Forchheim: Seltene Fotos von Kirk Douglas aufgetaucht

© Foto: Udo Güldner

Wenn man einmal von der Turnhalle der Oberrealschule absieht. Wo heute die Gymnasiasten beider Häuser ihre Mensa haben, kam es zum juristischen Showdown. Vor dem Gebäude kommt es laut Drehbuch zu einem Menschenauflauf, in dem auch Maier als Komparse mitmischt. Da sich derweil herumgesprochen hat, dass Filmleute in der Stadt sind, kann man die Einheimischen gleich einsetzen. "Da hatte ich keine Gelegenheit zum Fotografieren." Auch als er auf Tony Curtis trifft, der zwar keine Rolle hat, aber dennoch gerade aus der Kapellenstraße kommt, kann Maier die Kamera nicht zücken.

Maier vermutet, der Schauspieler habe im Wohnwagen, in dem die Stars sich ausruhen, seine spätere Ehefrau Christine Kaufmann besucht. Die spielt in "Stadt ohne Mitleid" nämlich die weibliche Hauptrolle und bekommt dafür prompt einen Golden Globe.

Dabei ist Maier in Sachen Filmset kein unbeschriebenes Blatt. Als Max Ophüls fünf Jahre zuvor im Schloss Pommersfelden seine "Lola Montez" aufnahm, da war der Handelsreisende auch zur Stelle. "Ich hatte dort geschäftlich zu tun." Als junger Mann kann er sich nur eine Agfa-Box leisten, ihm gelingen aber dennoch atmosphärische Aufnahmen der Hauptdarstellerin Martine Carol. "Obwohl es dort schrecklich kalt war." Im gleichen Jahr ist "Der fröhliche Wanderer" zu Gast in Forchheim. Den Heimatfilm mit Rudolf Schock, Waltraud Haas und Paul Hörbiger hat Maier auch aus nächster Nähe verfolgt, auch hier einige Momente fotografisch festgehalten.

Im Laufe der mehrtägigen Dreharbeiten verlagert sich der Schauplatz des Geschehens auf den Rathausplatz, wohin man die Laufschienen für die Kamera verlegt hat. "Bis zum Geschäft von Radio Mose liefen sie. Da ist heute die Sparda-Bank drin. Man konnte die Fassade kurz auf der Leinwand sehen." Im Mittelpunkt steht aber ein fiktives Bankhaus, das im wahren Leben die Drogerie Schneidawind beherbergt. "Man hat einfach ein anderes Schild angebracht." Außerdem bewegt sich der Tross zum alten Krankenhaus, dessen Eingang ins Blickfeld rückt. "Der befand sich dort, wo heute das neue Park-Cafe ist."

Zwei Drehorte aber sind streng abgeriegelt. Auch Maier dringt dorthin nicht durch. Einmal die Hornschuchallee, wo gegenüber dem NN-Gebäude ein inzwischen abgerissenes Nebengebäude der Druckerei Gürtler stand. "Darin hatte man die Florida-Bar eingerichtet, in der die US-Soldaten immer einkehrten." Und dann gibt es noch "das Urwäldla", wie Maier das Gelände an der noch nicht begradigten Regnitz nennt. Dort wo heute auf Höhe der Herder-Halle ein Altarm in den Kanal einmündet, spielt sich die Vergewaltigung der Badenden ab. "Da hatte man großflächig den Zugang abgesperrt."

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