Forchheim will weniger Autos, dafür mehr Busfahrgäste und schönere Plätze

5.12.2020, 15:54 Uhr
Mit dem Bus in Forchheim unterwegs sein? Aktuell nicht attraktiv, finden die Stadträte. 

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Mit dem Bus in Forchheim unterwegs sein? Aktuell nicht attraktiv, finden die Stadträte. 

Stell dir vor, es fährt ein Bus, aber . . .

. . . der Bus fährt nur stündlich; hält nicht in der Nähe, wo du wohnst; fährt Zick-Zack durch die Stadt, woraus aus dem kurzen Weg zum Bahnhof eine Kaffeefahrt wird und du zu Fuß schneller gewesen wärst; fährt zu bestimmten Zeiten gar nicht oder du verpasst immer wieder den Anschluss an den Zug, weil die Fahrtzeiten nicht mit der Bahn abgestimmt sind. Dann bist du im Jahr 2020 in der Großen Kreisstadt Forchheim, einem Oberzentrum.

Diese Beispiele und dieses schlechte Zeugnis haben die Stadträte dem Stadtbussystem in der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses ausgestellt. Untermauert mit zwei Gutachten, die genau zu diesem Ergebnis gekommen sind.

"Wen wollen wir mit diesem Angebot erreichen?"

Forchheim will weniger Autos, dafür mehr Busfahrgäste und schönere Plätze

© Foto: Ralf Rödel

"Wen wollen wir mit diesem Angebot erreichen?", fragte Bürgermeisterin Annette Prechtel (FGL). Die Antwort aus allen Parteien war die gleiche: Ändert sich nichts am Status Quo, werden auch nicht mehr Menschen mit der umweltfreundlicheren ÖPNV–Alternative unterwegs sein, aber weiter mit ihrem Auto. Im Interview mit den Nordbayerischen Nachrichten Forchheim sagte Prechtel, dass das Angebot nicht dem Jahr 2020 angemessen sei.

Doch genau diese Wende weg vom Individualverkehr müsse das Ziel der Stadt sein, sagte Steffen Müller-Eichtmayer (FGL). Und er warnte wie auch Prechtel davor, die aktuellen Fahrgastzahlen oder Busse mit wenigen bis gar keinen Fahrgästen als Grundlage für die Planung des künftigen Stadtbussystems zu Rate zu ziehen: "Wir müssen das Angebot verbessern, wenn sich die Zahlen verbessern sollen."

Weniger Autos, mehr Lebensqualität

Weniger Autos sorgten für mehr Lebensqualität in der Stadt, so Manfred Hümmer (FW). Es bliebe mehr Raum für öffentliche Plätze. Damit mehr Bürgerinnen und Bürger als bisher mit den Bussen in Berührung kommen, schlug Müller-Eichtmayer vor, in der Adventszeit nicht nur das Parken in der Stadt, sondern das Busfahren kostenlos zu gestalten. Auch im Landkreis. Niedrigere Ticketpreise für Schüler, Studenten oder Senioren brachte Atila Karabag (SPD) ins Gespräch.

Um schneller, regelmäßiger oder für manche Siedlungen erstmals am Busverkehr angeschlossen zu sein, schwebt den Räten beispielsweise der Einsatz von Mini-Bussen vor, die mit engen Straßenverhältnissen wie in Reuth besser zurechtkommen. Was sich die Stadt wünscht und was mit neuen Ausschreibungen ab dem Jahr 2025 kommen könnte, entscheidet letztendlich der Landkreis. Er ist für den ÖPNV zuständig.

Forchheim spricht sich zudem für mehr Haltestellen, auch in der Altstadt, und für alternative Antriebstechniken aus. Busse sollen im 20-Minuten-Takt verkehren und an die S-Bahn angebunden werden. Die Details – wo und wie neue Linien fahren sollen – will Prechtel weiter mit den Bürgern besprechen und in das geplante Verkehrskonzept der Stadt einfließen lassen.

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