Forchheims Stadträte fühlen sich veräppelt und fürchten Garagenhof

4.2.2021, 09:26 Uhr
Forchheims Stadträte fühlen sich veräppelt und fürchten Garagenhof

© Foto: Eduard Weigert

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Stadtrat mit Ideen ein und derselben Antragsteller auseinandergesetzt hat. Alle sind bisher am Votum des Gremiums gescheitert: Im Sommer 2018 eine Kletterhalle, im Sommer 2020 dann der Plan für 103 Miet-Garagen. Nun stand die dritte Idee zur Diskussion, ein "Handwerkerhof". Doch viel Handwerk scheint nicht dahinter zu stecken.

Darauf machte auch Bauordnungsamtsleiter Stefan Kindler die Stadträte aufmerksam. "Es sind Garagen, die aneinander gebaut und teils zweigeschossig sind." Kindler spricht von "Store-Boxen", also Lagerflächen. Laut der Firma sind diese für Werkzeuge, Material, Maschinen, Boote, Güter oder Kraftfahrzeuge gedacht.

Garagen durch die Hintertür?

Doch FW-Stadtrat Erwin Held hatte daran seine Zweifel. Die Boxen sollen in der Breite nicht größer als 3,5 Meter und zwischen 7,5 bis zehn Meter tief werden. Das sei zu wenig Platz als Lagerraum für Handwerker, so Held. Die Boxen seien seiner Meinung nach als Garagen und nicht als Lagerflächen gedacht.

Auch Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) mutmaßte, dass mit dem Titel "Handwerkerhof" ein Werbeeffekt erzielt werden solle. Schließlich sei bekannt gewesen, dass sich die Stadt an dieser Stelle eine Nutzung für Handwerker wünsche. Tatsächlich hat Erwin Held im Sommer 2020, als der Stadtrat den Garagenbau an der Stelle ablehnte, davon gesprochen, zu fürchten, dass die Garagen als Lagerboxen genutzt werden könnten. Kleingewerbe und Handwerksbetriebe, so Held damals, könne er sich dort vorstellen, "da muss eine sinnvolle Bebauung drauf" (wir berichteten).

Bauchschmerzen im Rat

"Handwerkerhof hört sich gut an, so was brauchen und suchen wir auch in Forchheim", sagt Held heute. "Aber an dieser Stelle waren schon vorher Garagen geplant und es geht jetzt wieder in die gleiche Richtung, hat nur einen anderen Namen", so Held. Holger Lehnard (CSU) hatte Bauchschmerzen bei dem Vorhaben. "Wir werden da auch ein bisschen veräppelt", sagte er.

Die jetzt beantragten Lagerboxen fielen im Umfang geringer aus als noch beim letzten Bauantrag, so Bauordnungsamtsleiter Stefan Kindler. Die Boxen sollen nebeneinander stehen und das in zwei Reihen. Eine davon ist rund 53 Meter lang und soll in Teilen zweigeschossig sein. Der Zugang erfolgt über Außentreppen. Die weitere Reihe ist 28 Meter lang. Die Gesamthöhe variiert zwischen 7,4 und 4,4 Meter, ein Flachdach schließt die Bauten ab.

"Ich fühle mich getäuscht"

Unmittelbar angrenzend an das Grundstück befinden sich Wohngebiete. Um sie zu schützen, sehen die Mietverträge für die Boxen vor, dass weder etwas geschraubt, noch gefährliche Substanzen darin gelagert werden dürfen. Die Firma wolle einen Hausmeister stellen, der das Gebiet überwache, so Kindler.

Dieses Entgegenkommen überzeugte die Stadträte aber nicht. Sebastian Körber (FDP) konnte kein Konzept für eine ausreichende Belüftung oder Beleuchtung für die geplanten Lagerboxen erkennen: "Ich kann das Konzept des Handwerkerhofs nicht erkennen und fühle mich getäuscht." Held sah den "wahrscheinlich sehr regen Lieferverkehr" im Wohngebiet kritisch.

Bauvorhaben ist nicht aufzuhalten

Die Zufahrtsstraße ist fünf Meter breit. Wenig für mehr Verkehr, so das Bauordnungsamt. Es regt zudem an, aus zwei Zufahrten eine zu machen. So lasse sich eine festgesetzte Grünfläche auf dem Grundstück erhalten. Aus den 15 geplanten Stellplätzen würden dann weniger.

Doch die Stadträte erteilten dem Vorhaben ohnehin einstimmig eine Absage. Das heißt aber nicht, dass das Projekt damit gestorben ist: Wie Kindler erklärte, brauche die Firma nur deshalb eine Genehmigung, weil die geplanten Baukörper die festgelegte Baugrenze innerhalb des Grundstücks überschreiten und quasi ein Obergeschoss geplant ist.

Speckt die Firma ihre Planungen jedoch ab, könne sie ihren Bau verwirklichen, so die Einschätzung von Kindler.

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