FS-Marathon: Nostalgie vor letztem Auftritt der Skater

30.7.2019, 16:14 Uhr
FS-Marathon: Nostalgie vor letztem Auftritt der Skater

© Foto: Fränkische-Schweiz-Marathon/Landratsamt

Die Premiere geschah durch ein Missverständnis, das sich für Petra Horch erst unmittelbar vor dem Start auftürmte. "Ich hatte gedacht, es handle sich um 15 Kilometer. Ich war mir sicher: das schaffst du", erinnert sich die Pautzfelderin, die bei der Vorstellung einer mehr als doppelt so langen Belastung kurz schlucken musste. Doch für einen Rückzieher war es zu spät. Die 60 Jahre alte Bankangestellte beschloss, zumindest bis nach Ebermannstadt zu rollen, "und dann setze ich mich ins Festzelt und trinke ein Bier."

Bangen am Gasseldorfer Berg

Auf dem Weg dorthin aber setzte sich wie bei so vielen der Ehrgeiz durch. "Es war so ein traumhaft schönes Wetter, die Landschaft zog an mir vorbei. Ich hatte Blut geleckt", konstatiert Horch, die fortan keine Gedanken mehr ans Aufhören verschwendete, nur kurz vor dem Ziel nochmal bangen musste. "Beim Gasseldorfer Berg musste ich mir gut zureden." Das Bremsen hatte sie im Vorfeld noch gar nicht richtig geübt. Dabei, findet sie, komme es auf das Tempo gar nicht an.

Während das Spitzenfeld davonbraust und den Windschatten nutzt, bleibt Horch lieber für sich allein beziehungsweise sucht unter den Zuschauern am Straßenrand nach bekannten Gesichtern. Erlebnis geht vor Ergebnis. "Es war für mich immer ein Hobbylauf um des Spaßes Willen, ein Familienereignis. Mir reichen zweieinhalb Stunden. Ich genieße jeden Meter. Ich möchte mich mit Bekannten oder Helfern an der Strecke unterhalten." Gerade in den Anfangsjahren habe es in Muggendorf, Streitberg und Sachsenmühle vor Fans nur so gewimmelt. Einige Sportler hatten sich in Kostüme gezwängt, andere ein Bierfass auf dem Handwagen hinter sich hergezogen und immer wieder "Tankstopps" eingelegt.

Als eine der ganz wenigen Köpfe unter den einst über 500 Teilnehmern blieb Petra Horch der Veranstaltung, deren Fortsetzung zunächst unklar erschien, seit ihrem Debüt in jedem Jahr treu und wird beim Blick in die Vergangenheit des Fränkische-Schweiz-Marathons gerne nostalgisch. Materiell angesammelt haben sich neben einem übergroßen Hemd aus Baumwolle vor allem Teilnehmermedaillen, die im dritten Jahr 2001 eingeführt wurden und mit wechselnden heimischen Wahrzeichen geprägt werden. Nicht mehr so gut erhalten waren die Kugel-Lager ihrer Inline-Skates, die bei einem regnerischen Rennen durch etliche Pfützen bereits zu rosten begannen. Unfreiwillige Rutschpartien unter anderem auf dem Forchheimer Kopfsteinpflaster konnte sie sich ersparen. "Ich bin glücklicherweise nie gestürzt. Ich lief nie volles Risiko."

Die schönste persönliche Geschichte schrieb Petra Horch indes mit ihrem ersten Begleiter Udo Schüpferling, der vom Rock´n-Roll-Partner zum Lebenspartner avancierte und ebenso Feuer für den Fränkische-Schweiz-Marathon fing. Der bevorstehende gemeinsame Lauf, der gleichzeitig erneut als Bayerische Meisterschaft gewertet wird, markiert nun jedoch das Ende dieser bewegenden Ära. Denn bei nurmehr knapp 100 Startern liebäugeln die Organisatoren mit der Ablösung der aus sicherheitstechnischen Aspekten aufwendigen Disziplin. "Ich habe ein Tränchen verdrückt, als ich das gehört habe", sagt Petra Horch.

Künftig will sie sich wohl zu Fuß auf die Strecke begeben, zum Einstieg allerdings nur über zehn Kilometer. Diesmal soll es keine Missverständnisse geben.

 

 

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