Gottesdienste trotz Corona: Große Erleichterung bei den Gläubigen im Landkreis Forchheim

10.5.2020, 15:52 Uhr
Gottesdienste trotz Corona: Große Erleichterung bei den Gläubigen im Landkreis Forchheim

© Foto: privat

"Es ist schön, dass Leute da sind", sagt Pfarrer Joachim Cibura aus Neunkirchen über die ersten Gottesdienste während der Corona-Krise. Alle Pfarrer und Gläubige — evangelisch wie katholisch — sind sich einig: Es lief besser als erwartet.

Sicher war ein wenig Unsicherheit dabei. Die Ehrenamtlichen, die als Ordner eingeteilt waren, waren aufgeregt. Niemand wollte etwas falsch machen, niemand den anderen gefährden. Trotzdem: "Die Leute haben sich gefreut, dass wieder Gottesdienst gefeiert wird", sagt Andrea Alt berührt. Sie ist Mesnerin in der Katharinenkirche in Thuisbrunn. Die Kirchenbesucher kamen gut vorbereitet an. Jeder hatte seine Maske dabei und auch auf, als man vor der Kirchentür ein paar Bekannte traf. Diese Begegnungen wurden schmerzlich vermisst.

Kein Friedensgruß

Vor der Kirchentür und auch in der Kirche konnten die Abstandsregeln problemlos umgesetzt werden, nicht nur in der Katharinenkirche, der größten Kirche im Dekanat Gräfenberg. Das Abendmahl wird bei den Protestanten nur an bestimmten Sonntagen gefeiert und den Friedensgruß gibt es nicht. Die anfänglichen Befürchtungen, nach Bekanntgabe des Hygienekonzepts und den Vorschriften, traten nicht ein. "Es klang befremdlich", meint Alt. Doch die Freude der Kirchenbesucher überwog. In allen Kirchen waren weniger Besucher da als Platz gewesen wäre.

Dass weniger Gläubige gekommen sind, hat mehrere Gründe. Das weite Auseinandersitzen und den Mundschutz nennt Dekan Günther Werner vom evangelischen Dekanat Forchheim zum Beispiel. "Es kommt keine Atmosphäre auf", sagt Werner. Auch die Leute, die den Risikogruppen angehören, sind zu Hause geblieben und andere wollen abwarten, wie sich die Corona-Krise weiter entwickelt. Dekan Werner war an dem Sonntag als Gottesdienstbesucher in der Kirche bei seiner Kollegin Cornelia Meier. Weggeschickt werden musste niemand. Am 8. Mai war bereits eine kleine Kirchenfeier, da sprachen sich die Gläubigen schon ab, wer am ersten offiziellen Gottesdienst teilnimmt und wer einen anderen Gottesdienst besuchen wird. Der Gesang fiel dünn aus, die meisten Kirchenbesucher verhielten sich still, lasen die Zeilen im Gesangbuch mit. Gepredigt wurde in der Kirche St. Laurentius in Muggendorf vom Altar aus, nicht von der Kanzel, mit Mikrofon und acht bis zehn Meter Abstand zu den ersten Gläubigen.

Manche brauchen noch Zeit

Ähnlich sind die Erfahrungen bei den katholischen Gläubigen und Priestern. "Wenn ich die Bilder aus dem Kölner Dom sehe, wo die Kommunion unter der Plexiglaswand durchgeschoben werden, ist das ein komisches Gefühl", begründet eine Katholikin, warum sie zunächst weiterhin auf die Online-Angebote setzt. Auch das war einer der Gründe, warum noch nicht alle Kirchengemeinden mit dem Gottesdienst begonnen haben. Manche brauchen noch Vorlaufzeit, andere wollen die Online-Angebote für die Risikogruppen fortführen und wieder andere Pfarreien wollen abwarten.

Gerade der zentrale und in der Krise der sensible Teil bei den katholischen Gottesdiensten — die Austeilung der Kommunion — wurde ebenso sensibel umgesetzt. Zwei Tischchen waren in der katholischen St. Michael Kirche in Neunkirchen beim Altar aufgestellt. Auf diesen standen die Hostienschalen, erzählt Sebastian Heim. Der Coburger ist Priesteramtskandidat und absolviert sein zweijähriges Pastoralpraktikum in Neunkirchen. Die Hostien waren abgedeckt, auch bei der Wandlung. Denn da hat der Priester keinen Mundschutz auf. Mit der abgedeckten Schale konnte nichts passieren.

Auf Zange verzichtet

Sebastian Heim war für den liturgischen Dienst im Gottesdienst dabei. Viel tun konnte er nicht. "Die Gabenvorbereitung durfte nicht stattfinden, damit niemand Kontakt hat. Ich habe das Kreuz hereingetragen", erklärt Heim seine Aufgabe. Auf eine Zangengabe wurde in Neunkirchen verzichtet. Stattdessen lag auf den Schalen an den Tischchen eine Einweg-Serviette. Auf diese hat Pfarrer Cibura mit Mundschutz und Handschuhen, die vorher desinfiziert wurden, eine Hostie gelegt und trat wieder zurück in sicheren Abstand. Dann kamen die ersten Gläubigen, bankweise, nahmen den Leib Christi und gingen zurück. Hier war etwas Unsicherheit zu spüren. Wer geht zuerst zur Kommunion vor, wann folgt der nächste.

für Pfarrer Cibura war es ungewohnt, in die vielen Masken zu schauen. "Man erkennt nicht, wie die Leute schauen", sagt Cibura. Auch der Friedensgruß, bei dem sich üblicherweise die Hand gereicht wird, fand wort- und kontaktlos statt. "Dafür war der Blick intensiver. Die Botschaft kam an", findet Sebastian Heim. Und damit alles ein bisschen freundlicher ist, wurden die Sitzplätze, die benutzt werden durften, mit einem Smiley versehen.

Auch Forchheims Dekan Martin Emge berichtet über gute Erfahrungen in allen drei katholischen Kirchen, in denen bislang Gottesdienste gefeiert wurden. "Die Leute haben mitgemacht, waren achtsam und danach gab es überall fröhliche Gespräche. Es war eine große Erleichterung zu spüren, dass Gottesdienste wieder möglich sind", erzählt Emge und freut sich, dass sich der große Aufwand gelohnt hat.

 

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