Kein Betrieb: Gastronomen in der Fränkischen bangen um Existenz

18.4.2020, 13:35 Uhr
Kein Betrieb: Gastronomen in der Fränkischen bangen um Existenz

© Petra Malbrich

"Wenigstens so weitermachen zu dürfen, wie man vor vier Wochen aufhören musste." So bezeichnet Georg Hötzelein, Kreisvorstand der Dehoga (Deutscher Hotel und Gastronomieverband), die große Hoffnung, die die Gastwirte hatten. Bis zur Pressekonferenz der Staatsregierung am Donnerstag. Denn dort wurde bekannt gegeben: Die Gastwirtschaften bleiben weiterhin geschlossen.

"Es wäre ein Lichtblick am Ende des Tunnels gewesen", meint Daniel Bayer-Hebendanz von der gleichnamigen Brauereigaststätte aus Forchheim. "Es ist wichtig, dass die Leute raus dürfen. Der Mensch ist ein Herdentier, er braucht die Gesellschaft", sagt er. Wirtschaften seien nicht nur Lokalitäten, um gutes Essen zu genießen, sondern vor allem sozialer Treffpunkt. Dass man nicht gleich komplett öffnen kann, ist allen Gastwirten klar. Doch je länger es dauert, desto schwieriger werde es, zur Normalität zurückzukehren.

"Es wäre deshalb sinnvoll, spätestens an Pfingsten mit großer Vorsicht und langsam anzufangen", sagt Georg Hötzelein. Im kleinen Rahmen, an jedem zweiten Tisch, wie es der heimliche Wunsch der Wirte schon jetzt war. Nun wurde diese Hoffnung wieder verschoben.

"Es ist toll, dass so viele Leute die Gastronomie unterstützen", lobt Bayer-Hebendanz die vielen Menschen, die sich Essen zum Mitnehmen holen. "Damit ist dem Wirt geholfen, aber nicht der Bedienung", fügt er an. Die meisten Bedienungen waren auf 450 Euro Basis beschäftigt. "Sie bekommen kein Kurzarbeitergeld, verdienen jetzt nichts, brauchen aber das Geld zum Leben." Also versuchen sie sich über Wasser zu halten und nehmen andere Jobs an. "Dann fallen diese Arbeitskräfte aber wieder für den Gastronom weg. Der Arbeitsmangel wird sich verschärfen", erklärt Hötzelein.

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"Es ist eine Katastrophe", sagt ein Gastronom in Forchheim, der nicht namentlich genannt werden möchte. Auch er hoffte inständig, dass es leichte Lockerungen gibt. "Wir waren alle schockiert. Wir haben Personal angestellt und möchten das eigentlich gerne behalten", betont der Wirt. Ob das der Fall ist, wenn die Beschränkungen noch länger dauern? Er bezweifelt das. Zwar hat er schon einmal Coronahilfe angefordert und das Geld hat ihm auch geholfen, aber ob das im nächsten Monat auch noch reicht? "Ich habe Unkosten zu bezahlen. Beiträge für die Krankenkasse, Strom, Pacht, Personalkosten", zählt der Forchheimer auf. Auch andere Betriebe in Forchheim stehen in diesen Wochen vor existenziellen Problemen.

Das Essen zum Mitnehmen, das er von Anfang an angeboten hat, ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. 40 Euro Umsatz hat er damit gemacht, nur an den Wochenenden war es ein bisschen besser. Er überlegt, die Wirtschaft zu schließen, doch zum Durchhalten werde er ermuntert. Das versucht er. Durchhalten und geschäftlich irgendwie überleben.

"Wir überlegen, wie wir nun weitermachen", gesteht Julian Ziegler, Chefkoch vom Gasthof Zur Post in Egloffstein. Die Frage sei, ob die Kunden das Restaurant genauso gut annehmen würden, wie vor der Schließung. Denn erst im November hatte die Wirtschaft neu geöffnet. Essen zum Mitnehmen bieten sie derzeit wie viele andere Gastronomen auch an. Über Ostern ist das Geschäft gut gelaufen. "Das war Wahnsinn. Da sind wirklich viele Menschen gekommen", freut sich Julian Ziegler. Aber das war an Ostern. Wie geht es jetzt weiter?, fragt er sich.

"Man muss einfallsreich sein", sagt Joachim Dennerlein vom Gasthaus Goldenes Ross aus Hiltpoltstein. Das Take-Away-Essen sei eine Alternative. Wobei, so neu sei es dann auch nicht: Auf dem Land hätten die Leute schon immer zwischendurch ihr Essen geholt, sind mit ihren Töpfen für die Klöße und den Schweinebraten gekommen. Aber: "Eine Dauerlösung kann das nicht sein", findet Dennerlein.

Auch dieser Familienbetrieb versucht sich über Wasser zu halten und hofft, wenigstens bald mit Abstand ein paar Leute in die Wirtschaft oder in den Außenbereich lassen zu dürfen. Nicht zuletzt hoffen sie, dass die Wirtschaften wenigstens im Sommer profitieren, wenn die Leute ihren Urlaub zu Hause im Land verbringen sollen.

Weniger Betrieb in den Wirtschaften bedeutet auch weniger Nachfrage nach Bier. Zwar wird jetzt mehr Flaschenbier verkauft, da der häusliche Konsum steigt, doch den gesamten Rückgang macht das nicht wett. Auch Urban Winkler, Chef der Klosterbrauerei in Weißenohe hat weniger zu tun und Kurzarbeit angemeldet. Damit ist seinen festangestellten Mitarbeitern zwar geholfen, doch viele von ihnen haben Familie und finanzielle Verpflichtungen. Die Kurzarbeiterregelung erlaubt es den Mitarbeitern, im Rahmen des Mini-Jobs dazuzuverdienen.

Drei bis vier seiner Mitarbeiter arbeiten deshalb bei den Hopfenbauern Friedrich und Pingold in Lilling. "Ich habe meine Leute nicht dort hinbeordert, sondern es ihnen frei gestellt", sagt Winkler. Durch die frühe Wärme lief den Hopfenbauern die Zeit davon. Die Saisonarbeitskräfte fehlten.

Urban Winkler lobt die Hopfenbauern, die seine Brauereimitarbeiter bezahlen wie Saisonarbeitskräfte. "Es ist eine Win-Win Situation", sagt er. Seinen Mitarbeitern ist damit in der finanziellen Schieflage geholfen, die Hopfenbauer haben Helfer und Urban Winkler bekommt den für ihn wichtigen Rohstoff.

Zugleich konnten seine Brauer und Hilfskräfte sehen, wie diese Arbeit funktioniert. Deren Fazit: "Es ist ein Knochenjob". Aber er überbrückt die schwierige Zeit der Krise. Noch. "Schlimm wird es, wenn die Kirchweihen wegfallen", sagt Urban Winkler. Da diese unter Großveranstaltungen fallen, wird es so kommen.

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