Ob Impfzentrum oder Impfbus

Kreis Forchheim: Die Nachfrage nach Corona-Impfungen ist riesig

15.11.2021, 14:55 Uhr
Weit über 300 Menschen warteten am Freitagnachmittag auf ihre Impfung im Forchheimer Impfzentrum in der Don-Bosco-Straße.

© NEWS5 / Merzbach Weit über 300 Menschen warteten am Freitagnachmittag auf ihre Impfung im Forchheimer Impfzentrum in der Don-Bosco-Straße.

Auf der einen Seite: Rapide zunehmende Infektionszahlen, weitere Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 und Inzidenzwerte in Rekordhöhen. Auf der anderen Seite: ein wahrer Ansturm auf das Impfzentrum. Die vierte Welle der Corona-Pandemie hat auch den Landkreis Forchheim fest im Griff.

Die Szenen Ende vergangener Woche sind auch für Sebastian Weiß vom ASB neu gewesen: Weit über 300 Menschen warteten am Freitag in einer langen Schlange vor dem Impfzentrum des Landkreises in der Don-Bosco-Straße auf ihre Immunisierung, erzählt der Leiter des Zentrums. "So etwas haben wir noch nie erlebt." Ein Team des BRK baute vor Ort Bänke für die Wartenden auf und verteilte Getränke.

So reagierte man

Insgesamt 327 Personen seien am Freitag im Impfzentrum binnen fünf Stunden geimpft worden. "Das ist an sich unsere normale Kapazität", so Weiß. Aber: Ab 12.30 Uhr standen die Menschen bereits Schlange - obwohl das Zentrum erst um 14 Uhr öffnete. "Wegen dieses Ansturms mussten wir unseren Ablauf ändern".

Eigentlich holt sich ein Patient an der Anmeldung ein Ticket und wird dann im Wartezimmer aufgerufen. Am Freitag aber druckte das ASB-Team gleich 300 Tickets auf einmal aus und verteilte sie ab 14 Uhr an die Wartenden. "Schon 75 Minuten später waren alle Tickets weg", erzählt Weiß. Wer zu späterer Stunde zum Zentrum kam, musste wieder nach Hause gehen.

Vor allem "Booster"

Von den 327 Impfungen am Freitag waren laut Weiß 84 Erst-, 35 Zweit- und 208 Auffrischimpfungen (auch "Booster" genannt). Weiterhin gilt: Es gibt keine Terminvereinbarung, wer sich impfen lassen will, kann kommen.

Samstags und sonntags ist das Impfzentrum geschlossen, aber nach wie vor sei der Andrang groß, sagt Weiß am Montag - auch beim Impfbus, der montags, dienstags und donnerstags im ganzen Landkreis unterwegs ist, sei die Nachfrage in den letzten Tagen hochgeschossen, hier habe es gleichfalls Warteschlangen gegeben.

Vorerst ist Geduld gefragt

Die Kapazitäten im Impfzentrum werden angesichts der Lage ab Mittwoch deutlich hochgefahren und die Öffnungszeiten erweitert. Ein erster Schritt. Anfang Dezember sollen die Zeiten dann nochmals verlängert werden.

"Innerhalb dieser Woche können wir unsere Kapazität im Vergleich zu letzter Woche bereits verdoppeln", sagt Weiß. Nun gelte es, schnellstmöglich wieder auf das Level zu kommen, das man vorher hatte - bevor die Staatsregierung vor wenigen Wochen die Schließung beziehungsweise Zusammenlegung der meisten bayerischen Impfzentren anordnete. "Jetzt suchen wir halt wieder nach Personal, stellen wieder ein, all die, die zuvor entlassen worden sind." Man sei also gerade am "Wiederhochfahren".

Impfstoff selbst - von Biontech/Pfizer, Moderna sowie kommende Woche auch von Johnson&Johnson - habe man im Zentrum genug. Doch wegen der sprunghaft gestiegenen Nachfrage ist vorerst Geduld gefragt. "Denn neben Auffrischungen kommen jetzt auch viele Erstimpflinge dazu. Wenn die Mitte Oktober gekommen wären, wäre die Wartezeit fünf Minuten gewesen", so Weiß. Momentan dauere es länger "und da kann es auch sein, dass man einfach nicht drankommt". Allerdings habe er am Freitag "eine grundlegend gute, entspannte Stimmung" bei den Wartenden vor dem Impfzentrum wahrgenommen.

Appell des Leiters

Im Impfbus schafft man es, in einer Stunde etwa 20 bis 25 Personen zu impfen. "Wenn an einer Station 50 Personen stehen, klappt das natürlich nicht für alle - und dafür ist der Bus auch gar nicht vorgesehen", betont Weiß. Der Impfbus wurde mit dem Ziel angeschafft, in die weiter entfernten Ortschaften zu gelangen, um ein Erstimpf-Angebot für unentschlossene oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Landkreisbürger zu schaffen. "Jetzt aber kommen vor allem Menschen für die Auffrischimpfung und das ist mit einem Bus mit einem Arzt nicht zu schaffen."

Deshalb die inständige Bitte von Weiß: "Alle, die mobil sind, möchten bitte ins Impfzentrum kommen. Denn die über 70- und 80-Jährigen, nicht so mobilen Menschen sollen das Angebot des Impfbusses wahrnehmen können." Zudem seien die Impfteams des Zentrums weiterhin in den Pflegeeinrichtungen im Landkreis unterwegs.

Situation am Klinikum

Angesichts der sich aktuell wieder zuspitzenden Lage steht gleichwohl die Frage im Raum, ob das Klinikum Forchheim auch eine notfallmedizinische Versorgung gewährleisten kann, wenn die Zahl der Covid-Patienten in den kommenden Wochen ansteigt. "Ja", teilt Prof. Dr. Jürgen Gschossmann, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Inneren Medizin am Klinikum, auf NN-Nachfrage mit. "Elektive, also planbare Operationen, werden bereits - sofern medizinisch vertretbar - verschoben."

Mitarbeiter aus anderen Abteilungen, in denen das Patientenaufkommen sinkt, würden abgezogen und unterstützend auf der Isolierstation für Corona-Infizierte eingesetzt. "Auf der Intensivstation kommen Anästhesisten zum Einsatz. Zwischen den beiden Standorten Forchheim und Ebermannstadt gibt es eine enge Abstimmung", so Gschossmann weiter.

Erst vergangene Woche seien intensivpflichtige Patienten ausgetauscht worden: Ein invasiv zu beatmendender Patient war auf die Intensivstation nach Ebermannstadt verlegt worden, im Austausch mit einem Covid-19 Patienten, der dann auf die Intensivstation nach Forchheim kam.

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