Leben im Hier und Jetzt und im Dreck

7.4.2020, 12:00 Uhr
Christine Thürmer ist auf dem Weg, seit Jahren. Ein Weg, der keinen Anfang und offenbar auch kein Ende hat. Aber es gibt immer wieder viel zu erzählen.

© Peter von Felbert Christine Thürmer ist auf dem Weg, seit Jahren. Ein Weg, der keinen Anfang und offenbar auch kein Ende hat. Aber es gibt immer wieder viel zu erzählen.

Sie läuft und läuft und läuft. Oder paddelt, oder radelt. Die Forchheimerin Christine Thürmer, die sich die Auszeichnung "meistgewanderte Frau der Welt" an ihr lila Wandershirt heften darf. Zwei Bücher hat Thürmer bereits über ihre Wanderabenteuer geschrieben, allesamt Bestseller. Die mehrere hundert Seiten starken Schmöker wurden mehr als 100 000 Mal verkauft und standen ganz oben auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Ihr Erstlingswerk "Laufen Essen Schlafen" wurde auch ins Koreanische und Russische übersetzt.

"Ein Sachbuch mit Anekdoten", erzählt uns Thürmer bei einer Pizza und einem Glas Rotwein, sei ihr neues Werk, das im Malik Verlag erscheint. "Ein Survival Buch" sei es, muss sie ein wenig lachen, denn es wird, wie auch die Werke des vor wenigen Tagen verstorbenen Survival-Experten Rüdiger Nehberg im gleichen Verlag verlegt.

Der Schreib- Stil ist gewohnt "thürmeresk", etwa dann wenn die 52-Jährige erzählt, dass sie sich über ein Kompost-Klo in der amerikanischen Einsamkeit so sehr freut, wie manch einer über eine Nacht im Hilton, oder dass sie auf ihren Wanderungen das Nibelungenlied hört und aus Angst vor den Grizzlys und Klapperschlangen in der amerikanischen Wildnis auch mal lauthals die deutsche Nationalhymne schmettert.

Die ehemals hochdotierte Managerin Christine Thürmer, die vor Jahren ihren gutbezahlten Job hinschmiss und die Wohnung kündigte um ganz bewusst im Zelt "im Hier und Jetzt" zu leben, teilt in ihrem neuen Buch detailliertes Wissen mit dem Leser, von der Wahl der passenden Isomatte über das Aufbereiten von Trinkwasser bis zum richtigen Verhalten bei unverhofften Begegnungen mit wilden Tieren. Sie gibt Tipps zur richtigen Ausrüstung nach dem Ultraleichtprinzip und spart dabei auch das Thema Unterwäsche nicht aus: "Wer nicht auf eine Unterhose verzichten will, sollte sich zumindest auf ein Exemplar beschränken." Schönreden ist nicht Thürmers Fall, wenn sie von ihren Erfahrungen berichtet: "Das Schwierigste ist das Leben im Dreck. Man kocht im Dreck, man isst im Dreck, und man schläft im Dreck." Sie schwärmt von Begegnungen und dem Glück, die Freiheit in der Natur zu finden: "Ich habe nur noch zwei Termine am Tag", sagt sie, "Sonnenaufgang und Sonnenuntergang".

Begeisterte sie vor wenigen Jahren noch mit Vorträgen in kleinen Outdoor-Läden zwischen den Auslagen mit Fleece-Jacken und Rucksäcken die Menschen, füllt Thürmer mittlerweile große Hallen, wie etwa die Kurhaus-Arena in Bern mit 1200 Zuhörern. Thürmer ist ein begehrter Talk-Show-Gast, tritt regelmäßig bei Markus Lanz im ZDF auf und wird in Hörfunksendungen interviewt.

Über ihr Leben auf eigenen Füßen, über Lieblingsstrecken, Hundebisse, nächtliche Militärmanöver und Schlafkomfort im Freien und vom Glück des Weitwanderns berichtet die Forchheimer "Kilometerfresserin" auch auf ihren beiden Tourneen in diesem Jahr, die sie nach Deutschland, Österreich und die Schweiz führen sollen. Auch in Forchheim will Christine Thürmer ein Heimspiel geben: Der genaue Termin steht allerdings noch nicht fest. Auch die geplanten Tourneen wurden wegen Corona erst einmal verschoben.

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