Radweg-Lückenschluss wird kontrovers diskutiert

"Massiven Widerstand" gegen "Herzstück der Fränkischen Schweiz" angekündigt

21.10.2021, 11:59 Uhr
Zwischen Behringersmühle und Doos soll ein Radweg für einen Lückenschluss sorgen. Auch weil der Weg die Wiesent und die Aufseß kreuzen würde, haben Naturschützer Widerstand gegen die Pläne angekündigt.    

© Eduard Weigert, NNZ Zwischen Behringersmühle und Doos soll ein Radweg für einen Lückenschluss sorgen. Auch weil der Weg die Wiesent und die Aufseß kreuzen würde, haben Naturschützer Widerstand gegen die Pläne angekündigt.   

Sehr sensibel müssen die Radweg-Planer in diesem Abschnitt vorgehen. Sehr komplex ist der geplante Bau und sind die Meinungen dazu. Der geplante Radweg ist eine Herzensangelegenheit für Radfahrer, aber auch die Fränkische Schweiz - sagt Frank Wessel, ADFC-Vorsitzender. "Er ist ein Herzstück im Radwegenetz der Fränkischen Schweiz, für das es keine Alternative gibt."

Christian Kiehr kündigt "massiven Widerstand aus der Bevölkerung" an

Anders sehen das Naturschützer wie der Ebermannstädter Kreisrat Christian Kiehr (Grüne), zugleich Vorsitzender des Bund Naturschutz (BN) in der Stadt. "Ich kann jetzt schon sagen, dass es massiven Widerstand aus der Bevölkerung und von Naturschutzträgern geben wird", sagt er.

Kiehr will verhindern, was nach dem asphaltierten Radweg-Bau zwischen Doos und Rabeneck passiert sei: "Die Fischer haben den Flussabschnitt verlassen, weil der Freizeitdruck zugenommen hat."

Gleiches wollen die Naturschützer verhindern und dafür eher auf einen Lückenschluss im Radwegenetz verzichten. Denn zentral sei die Frage, ob der Radfahrer bisher auf der Straße sicher fahren könne. Kiehr bejaht das für sich.

Sein Vorschlag, die Geschwindigkeit entlang der Strecke für Autofahrer zu begrenzen, hat wohl keine Aussicht auf Erfolg, heißt es vom Staatlichen Bauamt Bamberg. Es ist für die Planung des Radweges zuständig.

Das Amt weiß um die kontrovers geführte Diskussion um den Lückenschluss. Weil 1,8 von fünf Kilometern der geplanten Strecke nicht entlang der Straße aber im bisherigen Grün führen werden. Um die Wiesent und die Aufseß zu überqueren braucht es zwei Brückenbauwerke.

Ein Jahr lang Tiere und Pflanzen zwischen Behringersmühle und Doos untersucht

Technisch betreten die Planer kein Neuland, rechtlich aber ein heikles Gebiet. "Die Trasse liegt zu 100 Prozent im FFH-Gebiet", erklärt Lisa Bauersachs. Und damit in einem Naturschutzgebiet von höchstem europäischen Rang. Deshalb kann es kompliziert werden. Und ist es bis heute schon gewesen.

2020 hat das Amt ein ganzes Jahr die Tier- und Pflanzenarten in dem Gebiet zu unterschiedlichen Jahreszeiten und Vegetationsperioden untersucht. Aktuell läuft die Voruntersuchung. Bis zu acht unterschiedliche Varianten haben die Planer im Blick. Die verträglichste ist gesucht.

Radfahrer-Sprecher Frank Wessel vom ADFC hofft, dass sich die Planungen durch mögliche Klagen von Naturschützern nicht weiter verzögern.

"Seit 1996 wird schon von dem Radweg gesprochen und seitdem vom ADFC unterstützt." Es sei eben nicht so, wie von Kiehr geschildert, dass es sich dort gefahrenlos auf der Straße fahren ließe. "Die ist schmal und kurvig und wird von Autofahrern gerne als Rennstrecke genutzt. Ich fühle mich nicht wohl, obwohl ich einiges gewöhnt bin." Wessel will deshalb mit dem BN ins Gespräch kommen.

Sollen Radfahrer weiter auf der Straße fahren?

Entlang der Strecke sind täglich im Schnitt 1500 Fahrzeuge unterwegs, so die offiziellen Zahlen aus 2015. Das sind vergleichsweise wenige Fahrzeuge. Nicht nur Kiehr, sondern auch Ebermannstadts Bürgermeisterin Christiane Meyer können sich daher vorstellen, die Radfahrer weiter auf der Straße fahren zu lassen. „Das hört sich zwar nicht nach viel Verkehr an, wir müssen aber auch den Straßenverlauf berücksichtigen. Es gibt hier sehr viel Freizeitradverkehr. Es ist auf dieser Strecke nicht schön zu fahren", sagt Lisa Bauersachs.

Naturschützer Kiehr will lieber den bestehenden Wanderweg als Radweg-Trasse nutzen. Für den ADFC ist das aber keine Alternative: "Unter 14 Prozent Steigung geht da nichts. Eine Alternative zu dem Radweg gibt es nicht, außer wenn wir nur noch an E-Bikes denken. Das möchte ich aber nicht", sagt Wessel. Das Staatliche Bauamt will auch die Wanderweg-Option noch prüfen.

Deutet sich ein Kompromiss an?

Ein tragfähiger Kompromiss für alle Beteiligten könnte eine wassergebundene statt Aspahltdecke sein. Der Belag wird mit dem Presslufthammer oder einer Walze verdichtet, damit sich keine Unebenheiten bilden und das Wasser nicht stehen bleibt. Die Füße von Radfahrern und Spaziergängern blieben trocken.

In Hausen und Wimmelbach ist diese Technik genutzt worden, sagt Wessel. "Aus Radfahrer-Sicht müsste der Weg asphaltiert sein, in dem Fall können wir aber mit uns reden lassen und auch naturverträglicheren Lösungen zustimmen."

Naturbelassener Radweg hat viele Fans

Für die setzt sich auch Rainer Schmeußer (CSU) ein. "Es gibt nichts Schöneres, als wenn ein Radweg halbwegs naturbelassen ist. Da er mitten durch die Natur führt", spricht sich der Ebermannstädter für diese Variante aus.

Der bereits vollendete Ausbau des Radweges zwischen Doos und Rabeneck hat die Naturschützer aufgebracht. Der asphaltierte Weg verläuft teils parallel zur Wiesent. Die Eingriffe in die Natur seien groß gewesen. 

Der bereits vollendete Ausbau des Radweges zwischen Doos und Rabeneck hat die Naturschützer aufgebracht. Der asphaltierte Weg verläuft teils parallel zur Wiesent. Die Eingriffe in die Natur seien groß gewesen.  © Christian Kiehr

Bis der Radweg gebaut und die Lücke zwischen Forchheim und Rabeneck geschlossen ist, werden mindestens noch drei Jahre vergehen. Laut Plan soll das Projekt 2024 abgeschlossen sein.

Im nächsten Mobilitätsausschuss des Kreistages soll ein Konzept für den Radwegebau vorgestellt werden. Neunkirchens Bürgermeister Martin Walz (CSU) will die Gemeinden mit Radwegen miteinander verknüpfen. Dafür brauche es ein Gesamtkonzept. Die Kreisräte haben das vor einem Jahr beauftragt.

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