"Mutter gestraft": 19-Jähriger aus Franken beendet Dealer-Karriere

24.11.2020, 16:16 Uhr

 Ein 19-jähriger Auszubildender hat sich vor dem Jugendschöffengericht wegen mehrfachen Handelns mit Marihuana verantworten müssen. Das Urteil lautet für den geständigen jungen Mann auf ein Jahr und sechs Monate Jugendstrafe, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Das Gericht erteilte ihm zudem ein Bündel von Auflagen. "Wir haben versucht, ein möglichst ausgewogenes Paket zu schnüren, das Ihnen hilft und vor Augen führt, was Sie getan haben", sagte der Vorsitzende Richter Peter Neller.

Urteil: Drei Jahre Bewährung

Dieses besteht aus der dreijährigen Bewährungszeit, in der der junge Mann für zwei Jahre einem Bewährungshelfer unterstellt wird. Anstelle eines Freizeitarrests muss er 30 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Gericht wie Verteidiger waren der Ansicht, ein Arrest könnte wieder zu falschem Umgang führen, dem der Angeklagte nach der Durchsuchung der Polizei in seiner Wohnung abgeschworen hatte. 

Zudem muss er 600 Euro an die Drogenberatung zahlen und dort zehn Beratungstermine absolvieren sowie sechsmal im Jahr zum Drogenscreening gehen. Weiter ist er verpflichtet, seine Lehre fortzusetzen und abzuschließen.

Schwere Straftaten begannen

"Wenn man Sie hier so sitzen sieht, traut man das Ihnen nicht zu", sagte Richter Peter Neller offen. Er bestätigte dem jungen Mann, "heute geläutert dazustehen" und lobte ihn, dass er sofort nach dem Bekanntwerden seines Tuns mit dem Drogenkonsum aufgehört, sich fachmännische Hilfe geholt und mit dem alten Freundeskreis gebrochen habe. Gerade das haben ihm die Richter sehr zugute gehalten.

Gleichwohl sagte der Richter in der Urteilsbegründung: "Wer mit Rauschgift Handeln treibt, bringt nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr. Wäre bei dem jungen Mann Erwachsenenstrafrecht anzuwenden gewesen, wäre die Strafe oberhalb des Rahmens gelegen, der noch Bewährung erlaubt. "Sie haben schwere Straftaten begannen, danach aber vieles richtig gemacht", attestierte ihm auch der Sitzungsstaatsanwalt.

15-Jähriger Dealer

Los ging die Drogenkarriere wohl mit etwa 16 Jahren. Der Schüler bezog in der Folgezeit von einem ein Jahr jüngeren Dealer, den er schon aus der Grundschule kennt, seinen Stoff. Um seinen, zuletzt sehr hohen, Konsum an Marihuana zu decken, verkaufte er an Dritte aus der selben Altersklasse. Auf den Dealer aus dem Nachbarlandkreis kommt selber auch ein Verfahren zu. 

Durch seine Angaben bei der Polizei kam die auf die Spur seines wichtigsten Abnehmers. Aufgrund dieser Aussage steht fest, dass der Angeklagte zwischen Oktober 2019 und Februar mindestens elf Mal Marihuana zuerst in kleineren Mengen, dann in Portionen über 100 Gramm gekauft hat. 900 Gramm summieren sich so auf fünf Monate. Allein im Januar waren es insgesamt 300 Gramm und im Februar 240 Gramm auf drei Tranchen.

Zwei Gramm pro Tag

Der Dealer hat in derselben Zeit 440 Gramm gekauft und die Hälfte an seinen treuen Kunden weitergegeben. Davon will der am Tag gut zwei Gramm konsumiert haben. Bei der polizeilichen Durchsuchung Anfang April fand man noch 50 Gramm.

Der Polizeibesuch um sechs Uhr in der Früh mit acht Mann war das entscheidende Ereignis, das zur totalen Abkehr von der bisherigen Lebensweise führte. Der 19-Jährige war seinen Angaben zufolge völlig auf das Marihuana fixiert, wurde träge und vergesslich. Selbst der Richter fand es erstaunlich, dass er trotzdem in der anspruchsvollen technischen Ausbildung durchhielt.

"Da wollte ich mit dem Drogenkonsum abschließen", sagte der junge Mann in seinem letzten Wort. Besonders das Verhältnis zur Mutter ist wieder ins Gleichgewicht gekommen. "Meine Mutter ist genug gestraft, mit dem, was ich gemacht habe."

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