Seit 40 Jahren eine Leidenschaft: Georg Birkel aus Weilersbach baut Schiffsmodelle

16.12.2019, 12:00 Uhr
Seit 40 Jahren eine Leidenschaft: Georg Birkel aus Weilersbach baut Schiffsmodelle

© Foto: Heidi Amon

Georg Birkel hat eine Leidenschaft, die ihn seit über 40 Jahren fesselt. Der 67-jährige Weilersbacher baut Schiffsmodelle und besitzt inzwischen 15 maßstabsgetreu verkleinerte nachgebaute Modellschiffe. Jedes Schiff ein handwerkliches Kunstwerk, das eine eigene Geschichte umhüllt.

Erst kürzlich war er mit dem Bau der "H.M.S. (Her Majestys Ship) Victory 1765" fertig geworden. 1500 Stunden in einem Zeitraum von vier Jahren baute er an dem historischen Modellsegelschiff. In seinem Werkraum im Keller seines Hauses – dort hat der "Georg" sein Reich. Da hat er seinen Werktisch mit dem vielfältigen Mini-Handwerkszeug: Zangen, Pinzetten, Bohrer, Sägen, ein Vergrößerungsglas und den zum Objekt zugehörigen großen Bauplan.

Ebendort hat er auch die Ruhe, die er dazu braucht, um seinem nicht alltäglichen Hobby nachzugehen. Mit einer unglaublichen Ausdauer und Präzision baut er historische Schiffsmodelle. Dabei bringt ihn nichts aus der Ruhe und er verliert dabei auch nicht den Blick für alle Einzelheiten. "Es ist wie im richtigen Schiffsbau", erzählt der ehemalige Industriemechaniker. "Alles wird nach Plan gebaut und muss exakt passen."

"Für mich ist es ein wunderbares Hobby, das einfach Spaß macht und das mich rundum ausfüllt", versichert Birkel. Seine Freizeitbeschäftigung möchte er ausüben solange er kann.

Immer weniger Hobbybauer

Und so begann alles vor 48 Jahren: Der junge Georg, damals 19 Jahre alt, entdeckte sein Interesse am Bau von Modellflugzeugen. Als eines abstürzte und zerstört am Boden lag, hörte er damit auf und fing mit dem Schiffsmodellbau an, der ihn bis heute nicht loslässt. Seine plausible Überlegung zu dieser Zeit: Wenn bei einem Schiff die Steuerung ausfällt, kann es nicht untergehen, sondern nur in eine andere Richtung fahren. Eine Entscheidung, die er bis heute nie bereute. Er bedauert indes, dass die Schiffsmodell-Hobbybauer immer weniger werden. Bei manchen fehlt es an der dafür notwendigen Geduld für so eine Tätigkeit.

"Es gibt ja fast nur noch Plastikmodelle und wenn etwas kaputt ist, heißt es wegwerfen statt reparieren", beklagt er. Was ihn selbst bei dem Modellbau so fasziniert: Es entsteht etwas mit der eigenen Hand, an dem man einfach eine unbändige Freude hat. "Und meine Frau weiß ja auch immer, wo ich bin", lacht er. "Wenn ich meinen Mann suche, brauche ich nur in die kleine Keller-Werft gehen – da finde ich ihn", verrät Ehefrau Marianne, die das Hobby ihres Mannes voll unterstützt und auch mal mit Hand anlegt. Sie näht für die Modellschiffe die Stoffsegel und begleitet ihn auch auf Ausstellungen. Was sie an ihrem Georg bewundert, sind seine unglaubliche Ausdauer und sein handwerkliches Geschick.

Regatten in Hamburg, München und der Schweiz

In all den vielen Jahren führte dieses Hobby die Birkels zu zahlreichen Schiffsmodell-Treffen und Regatten. Unter anderem nach Hamburg, nach München und in die Schweiz. Außerdem war bereits so mancher Bericht von Georg Birkel über seine eigene Schiffsbauweise in einer Fachzeitschrift zu lesen. Eigentlich sind es die historischen Schiffe, die Georg Birkel in seinen Bann ziehen. Vor allem aber auch ihre greifbaren Geschichten, über die er zu berichten weiß und die teils sehr bewegend waren. Auch die als unsinkbar geltende Titanic hat der Weilersbacher schon nachgebaut.

So hatte die "Victory 1765" zu ihrer Zeit vor über 250 Jahren eine Besatzung von 850 Mann. Dazu 31 Pulver-Affen. Pulver-Affen waren Waisenkinder im Alter von 14 und 15 Jahren, die zwangsweise auf das Schiff gebracht wurden. Die Jugendlichen mussten das Pulver vom Kiel unten zu den 108 Kanonen hochschleppen. Man stelle sich doch einmal vor, wie das damals im Gefecht gewesen sein mag, fast unvorstellbar für uns. Der Rauch, der Schlamm, der Lärm, dazwischen die Kinder. Nicht auszudenken.

Die "Victory 1765" sei auch bekannt um die Schlacht von Trafalgar vor der Küste Spaniens, als das Schiff schwer getroffen wurde, die Fahrt nach England aber noch schaffte. Dort steht das Originalschiff heute in Portsmouth und kann besichtigt werden. Für Georg Birkel wäre es jedenfalls ein Traum, die "Victory 1765" selbst einmal zu besichtigen und vielleicht sogar auf dem Segelschiff zu stehen. Doch bei seiner Miniatur-Victory 1765 und seiner Modellschiffs-Sammlung könnte man dem Betrachter raten: Schauen, staunen, nicht berühren.

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