Was hilft gegen die Angst vor dem Tod?

2.4.2021, 05:40 Uhr
Was hilft gegen die Angst vor dem Tod?

© Foto: Petra Malbrich

Ob Alter, eine schwere Krankheit oder ein Unfall mit tödlichen Folgen: Die Menschen müssen sich spätestens dann mit der Endlichkeit des Lebens auseinandersetzen und werden mit ihrem Tod konfrontiert. Aber viele Menschen verdrängen den Tod, haben angstmachende Gedanken und Vorstellungen. 


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Angst vor der Enge im Sarg

Da ist die Angst, dass der Tod ein unendliches Schwarz ist, ähnlich dem Schlaf. Die Unfähigkeit, sich ein Leben im Himmel vorzustellen und die beängstigende Vorstellung, in dem engen Sarg unter der Erde zu liegen oder im Krematorium verbrannt zu werden. Keine schönen Vorstellungen. Doch was dagegen tun?

"Die Ängste sind stärker geworden", weiß Dekan Günther Werner vom evangelisch-lutherischen Dekanat Muggendorf. Das liege an der Auslagerung des Sterbens in die Krankenhäuser und Altenheime.

Dekan Werner hat deshalb eine einfache pragmatische Antwort, die sich auch aus dem Erlebten mit Sterbenden ergibt: "Wenn man die Nähe zu Sterbenden sucht, ermöglicht das, mit dem eigenen Tod besser umzugehen", sagt er. Die Menschen, die sich im Leben nicht mit dem Tod befassten, treffe es umso heftiger, erzählt er aus seinen Erfahrungen.

Was hilft gegen die Angst vor dem Tod?

© Foto: Petra Malbrich

Den angstmachenden Bildern und Vorstellungen, die tröstenden und hoffnungsvollen Bilder und Verheißungen der Bibel und des christlichen Glaubens entgegenstellen, rät Reiner Redlingshöfer, Dekan im evangelisch-lutherischen Dekanat Gräfenberg. 

"Die Verheißungen machen deutlich, dass Gott dem Tod die Macht genommen hat und wir Christen die Auferstehung der Toten und das Leben in der kommenden Welt erwarten", sagt Redlingshöfer. Doch gerade sich die Ewigkeit vorzustellen, bereitet Schwierigkeiten und Angst.

Prophet Johannes beschreibe das als einen Ort, "an dem Gott mitten unter uns wohne und kein Leid, kein Schmerz und kein Tod mehr sein wird", sagt Redlingshöfer. "Das Heimkehren zu Gott ist ein Aufhören von körperlichen Gebrechen. Wir werden einen verklärten Leib haben, der ist nicht aus Materie, aber mehr als nur Geist", sagt Werner. Jedenfalls werde der Mensch als der erkannt, der er auf Erden war. "Im Sarg unter der Erde oder im Krematorium ist nur unsere irdische, vergängliche Hülle. Das, was uns als Person ausmacht ist da längst in einer anderen, in Gottes Wirklichkeit angelangt", erklärt Redlingshöfer, warum die einengenden Vorstellungen von einem Sarg den Menschen nicht quälen müssen.

Wie schaut die Ewigkeit aus?

"Jeder, der schon einmal einen Verstorbenen gesehen hat, sagt, es ist nicht mehr der Mensch, es ist eine leere Hülle", sagt Renate Lang, Koordinatorin beim Hospizverein Forchheim. Die Seele, alles, was den Menschen ausmachte, sei bereits entwichen. Renate Lang glaubt an das Leben nach dem Tod. Wie das aussehen wird?

"Die Ewigkeit ist anders als wir uns ausmalen", sagt Werner. Der Mensch werde im idealen Zustand heimkehren. Die Angst vor dem Tod sei unbegründet, aber vorhanden. Die Begleitung der Sterbenden zeigt auch, dass es nicht der Tod ist, der Angst verbreite, sondern das Sterben. 

Was hilft gegen die Angst vor dem Tod?

© Foto: Petra Malbrich

"Es gibt Menschen, die nicht sterben können, nicht loslassen können, weil ein ungelöstes Problem vorhanden ist", sagt Werner. "Man lässt viel zurück: Materielles und Beziehungen. Das alles loszulassen, ist schwer", sagt Renate Lang. Der Mensch hat keine Kontrolle darüber und alles, was außerhalb der Kontrolle ist, bereite Angst und ein mulmiges Gefühl. Schon im Leben solle man sich damit beschäftigen, dass der Tod das Leben beendet. Das ist schon mit der Geburt festgelegt und die erste große Prüfung des Menschen, die erste Verlusterfahrung. "Der Mensch braucht Verlusterfahrungen, um gut zu leben. Befasst sich der Mensch nicht damit, kommt er jedes Mal in Krisensituationen", sagt Lang.

Glücklich, zu sterben

"Wenn die Menschen alt und krank sind und ihr Körper alles gegeben hat, sind sie glücklich, wenn sie sterben dürfen", weiß Lang. Das Sterben ist oft eine Erlösung. Durch den täglichen Umgang mit Sterben und Tod, hat der Tod seine Schrecken verloren. Sowohl Dekan Werner und Dekan Redlingshöfer als auch Renate Lang geht es wie vielen Menschen: Sie wünschen sich ein Sterben ohne Schmerzen und würden gerne ihre letzten Tage und Stunden im Kreis der Familie erleben. Nicht alleine. 

Auf den Tod vorbereiten kann man sich nicht. Aber: "Man kann ein paar Rahmenbedingungen setzen", sagt Lang. "Der Tod gehört ja zum Leben und ist auch für mich das Tor zum ewigen Leben und zur zukünftigen Welt Gottes, auf die ich gespannt bin. Zumal ich die Hoffnung habe, dort meine schon verstorbenen Lieben, in welcher Form auch immer, wieder zu treffen. Leichter macht mir die Vorstellung vom eigenen Sterben auch, dass ich schon viele Menschen getrost und friedlich habe sterben sehen und bei einem ,guten‘ Sterben begleiten durfte", so Redlingshöfer. 

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