Fränkischer Virologe: "Der Lockdown kam genau zum richtigen Zeitpunkt"

14.7.2020, 15:55 Uhr
Zu Lockdown-Zeiten wurde auch die Nürnberger Innenstadt zur Geisterstadt.

© Michael Matejka Zu Lockdown-Zeiten wurde auch die Nürnberger Innenstadt zur Geisterstadt.

Eine Woche früher hätte sicher noch die Akzeptanz in der Bevölkerung gefehlt, eine Woche später wären die Infektionszahlen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit derart explodiert, dass in manchen Regionen das Gesundheitssystem an seine Grenzen gekommen wäre.

Eines der größten Probleme im Umgang mit dem Coronavirus ist nämlich nach Dölkens Ansicht die "heimtückisch lange Inkubationszeit" von Sars-CoV-2, die bei einem zu zögerlichem Eingreifen zur viel zitierten exponentiellen Ausbreitung führen kann. Wenn sich die Fallzahlen in immer kürzeren Zeiträumen verdoppeln, gerät die Situation früher oder später außer Kontrolle.

 

Diese Gefahr ist in Bayern vorerst gebannt, die aktuellen Zahlen und auch den leichten Anstieg der Infektionen in den vergangenen drei Wochen sieht der Wissenschaftler als relativ unproblematisch an. "Zurzeit feiert und isst man überwiegend draußen, da ist die Ansteckungsgefahr nicht so hoch wie bei Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen, in denen der eine die Luft einatmet, die andere schon dreimal ausgeatmet haben", erklärt Dölken.

Fränkischer Virologe:

© Foto: IMIB

Wegen der allgemein niedrigeren Fallzahlen könne man momentan auch Infektionsketten besser rekonstruieren als zu Beginn der Pandemie und bei örtlich begrenzten Massenausbrüchen wie bei Tönnies schnell mit lokalen Lockdowns reagieren. "Die wirkliche Herausforderung wird Ende August, Anfang September kommen, wenn die Erkältungssaison wieder startet", ist sich der Virologe sicher. Deshalb müsse man auch unbedingt verhindern, dass sich Corona in der Party-Generation ausbreite "und die dann volle Breitseite die ältere Generation ansteckt".


Corona-Studien: Infektion bedeutet nicht automatisch Immunität


Dölken ist jedoch zuversichtlich, dass schon in einigen Monaten ein zumindest teilweise wirkender Impfstoff zur Verfügung steht, der das Sterberisiko von Infizierten merklich senkt. Große Hoffnungen setzt er in eine Studie der Universität Oxford, die auf genetisch veränderten Schimpansen-Adenoviren basiert.

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