Fränkischer Weihnachtsanbieter Käthe Wohlfahrt zieht Ware zurück

4.12.2019, 19:42 Uhr

Kunsthandwerk auf Weihnachtsmärkten, das angeblich in Deutschland hergestellt wurde, stammt nach Recherchen des Westdeutschen Rundfunks (WDR) in Wirklichkeit häufig aus Indien. Betroffen sind auch Waren des mittelfränkischen Weihnachtsschmuckanbieters Käthe Wohlfahrt, wie der WDR am Mittwoch in dem Verbrauchermagazin Markt berichten wollte.

So biete das Unternehmen in seinen Läden und auf Marktständen neben Handwerksware aus dem Erzgebirge Glocken, Kerzenlöscher und Kerzenhalter aus Messing an, bei denen als Herkunft eine deutsche Adresse genannt werde, die aber aus indischer Produktion stammen. WDR-Reporter hätten den Weg der Ware nachverfolgt und seien auf einen Lieferanten in der Stadt Moradabad in Indien gestoßen. Dort hätten die Reporter Verstöße gegen den Arbeitsschutz festgehalten. So müssen die Arbeiter Fräs- und Schleifarbeiten ohne Schutzbrillen und Schutzkleidung durchführen.


Ein Besuch bei Käthe Wohlfahrt: Das Weihnachtsgeschäft boomt


Als Konsequenz aus den Recherchen des Senders beendete das Unternehmen die Beziehung zu seinen drei indischen Lieferanten. Dabei handele sich um acht Produkte aus dem rund 25.000 Artikel umfassenden Sortiment, sagte eine Firmensprecherin auf Anfrage. Diese würden nun aus Filialen und Weihnachtsmarktständen zurückgerufen. "Es bestürzt uns sehr von diesen schlechten Arbeitsbedingungen zu hören. Ohne Schutzkleidung zu arbeiten, darf auf keinen Fall sein! Wir ziehen Konsequenzen und werden den weiteren Bezug entsprechender Artikel einstellen", sagte sie. Von allen Lieferanten lasse sich das Unternehmen die Einhaltung von Mindeststandards bei der Entlohnung, dem Arbeitsschutz und einem Verzicht auf Kinderarbeit bestätigen. Die jetzt zurückgerufenen Waren seien jedoch nicht mit falschen Herkunftsnachweisen versehen. "Darauf prangt kein 'Made in Germany' oder 'Made by Käthe Wohlfahrt'", sagte die Sprecherin.

Ein Sprecher der Generalzolldirektion sagte auf Anfrage, derzeit lägen keine Fälle von falsch deklarierten Kunsthandwerk-Importen aus Indien oder anderen Nicht-EU-Ländern vor. Ob die Waren möglicherweise vor dem Verkauf in Deutschland umetikettiert würden, entziehe sich der Kontrolle des Zolls. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken sagte, bisher seien keine Betrugsfälle wegen falscher Herkunftsbezeichnungen von Waren auf Christkindlesmärkten der Region bekannt.

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