AfD - wie einst die Republikaner in den 90er Jahren?

16.3.2016, 06:00 Uhr
An einen dauerhaften Erfolg der AfD glauben Fürther Politker nicht.

© dpa An einen dauerhaften Erfolg der AfD glauben Fürther Politker nicht.

Die Sendungen zur Wahl verfolgte Dietmar Helm am Sonntagabend vom heimischen Sofa aus – und was er sah, machte ihn nicht froh. "Um ehrlich zu sein, ich war schockiert", sagt der Fraktionsvorsitzende der Fürther CSU und meint weniger das schlechte Abschneiden seiner eigenen Partei als vielmehr den Triumph der AfD. "Dass sie punkten würden, war klar, aber so extrem..."

Helm erkennt im Abstimmungsverhalten einen Denkzettel für die bürgerlichen Parteien. Sie alle hätten es verpasst, "die Sorgen und Nöte der Menschen ernstzunehmen". Wenn er in Stadt und Landkreis Fürth unterwegs ist, höre er immer wieder dieselben Vorwürfe an die Politik: Ihr habt kein Ohr mehr für uns, seid zu weit weg von den Menschen. Noch, sagt Helm, wählten die Bürger die AfD lediglich aus Protest. Um sie wieder "mitzunehmen", wie Helm es formuliert, müssten die Vertreter der etablierten Parteien besser zuhören und erfahren, was die Menschen bewegt.

Sepp Körbl, Fraktionschef der Fürther SPD, sieht den Erfolg der AfD „ein Stück weit als Zeiterscheinung“. Aus Enttäuschung über Führungspersonen wie Kanzlerin Merkel (CDU) oder Vizekanzler Gabriel (SPD) wolle man den etablierten Parteien "an den Karren fahren", sagt er. Jetzt müssten sich die AfDler aber in den neugewählten Landesparlamenten beweisen und dann, so Körbl, werde man schon sehen, dass von ihnen nicht viel zu erwarten sei.

Mit vier Mandaten im Stadtrat vertreten

Körbl vergleicht die aktuelle Situation mit dem Hype um die Republikaner mit ihrem Anführer Franz Schönhuber in den 90er Jahren. Damals waren die Reps sogar mit vier Mandaten im Fürther Stadtrat vertreten, heute ist es nur noch ein Vertreter, der kaum in Erscheinung tritt.

Die AfD sei eher ein überregionales Phänomen, auf lokaler Ebene hält er sie nicht für eine Bedrohung. Die Fürther hätten bei vergangenen Wahlen bereits bewiesen, dass sie wenig übrig haben für rechtes Gedankengut, und seien noch dazu mit der Lokalpolitik durchaus zufrieden. "Ich glaube, dass sie sich schwer tun werden, in Fürth Fuß zu fassen", sagt auch CSU-Mann Dietmar Helm. Weder er noch Körbl haben die AfD bislang vor Ort wahrgenommen.

Tatsächlich aber gibt es einen Kreisverband Fürth-Neustadt/Aisch. Ihn hat bisher nur kaum jemand zur Kenntnis genommen, weil er öffentlich noch keine Rolle spielt. Vorsitzender ist seit 2014 Andreas Haas. Der 46-Jährige arbeitet als Software-Entwickler und lebt in Fürth, sein Stellvertreter Stefan Florineth kommt aus Oberasbach. Am Sonntag feierten sie eine Wahlparty mit rund 20 Gleichgesinnten. Vor allem der Umstand, dass die AfD in Sachsen-Anhalt zweitstärkste Kraft wurde, löste Begeisterung bei ihnen aus.

"Möchten gerne mehr werden"

Mit Angaben zu den Mitgliederzahlen des Kreisverbands hält sich Haas auch auf beharrliche FN-Nachfrage zurück. "Wir möchten gerne mehr werden", räumt er jedoch ein. In Stadt und Landkreis Fürth sei man "gut vertreten", im ländlichen Raum um Neustadt tue man sich hingegen schwerer.

Demonstrationen wie die AfD in Nürnberg stellt Haas’ Kreisverband nicht auf die Beine, er setzt auf Flugblätter und monatliche Themenabende, bei denen man aber auf allzu viel Öffentlichkeit keinen Wert legt. Für eine Eintagsfliege hält er seine Partei vor Ort nicht. Haas hat die Kommunalwahlen 2020 fest im Visier. Bis dahin hofft er, dass die Partei stark genug ist, um überall Listen mit genügend Kandidaten aufstellen zu können.

16 Kommentare