486 Anfragen: Bauplätze in Burgfarrnbach begehrt

16.10.2020, 06:00 Uhr
486 Anfragen: Bauplätze in Burgfarrnbach begehrt

© Wolfgang Händel

Am Ende der leidenschaftlichen Debatte, die zu einer Grundsatzdiskussion über ökologisches Bauen geworden war, bat Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) die Mitglieder des Bauausschusses, doch an jene „hunderte Familien“ zu denken, die sich Hoffnung auf einen Bauplatz in Burgfarrnbach machen. Man dürfe diese Familien nicht „auf den Sankt- Nimmerleinstag“ vertrösten.

Es ging um das Baugebiet „Westlich Magnolienweg“, das zwischen dem Sportgelände des TSV Burgfarrnbach und der Würzburger Straße an der Landkreisgrenze liegt. Dort sind rund 100 Bauplätze für Einfamilien- und Doppelhäuser geplant, insbesondere für Familien mit Kindern. Mittlerweile sind bei der Stadt dafür schon 468 Anfragen eingegangen – Bauland dieser Art im Stadtgebiet ist äußerst begehrt.

Kritik: Flächenverschwendung

Aber die Grünen im Bauausschuss störten sich hochgradig an der Planung. „Wir sind extrem enttäuscht“, sagte Fraktionsvorsitzender Kamran Salimi. Denn: „So wurde schon vor 40 Jahren gebaut.“ Salimi kritisierte beispielsweise die „Haus-Auto-Haus-Auto“-Planung. „Wir müssen den Leuten ein Stück weit die Bequemlichkeit nehmen, dass sie vor der Haustür parken können.“

Er kritisierte auch, dass viele Hausdächer keine Nord-Süd-Ausrichtung hätten, was ungünstig sei für den Einsatz von Photovoltaikanlagen. Und dass es zu wenig Grünflächen gebe. Kurzum: Modernes, zeitgemäßes Bauen sehe anders aus.

Noch drastischer fiel die Kritik von Linken-Stadtrat Ulrich Schönweiß aus: Das Projekt sei geschichtlich überholt – aus ökologischen Gründen, wegen des hohen Flächenverbrauchs aufgrund der Bebauung mit Einfamilienhäusern; und aus sozialen Gründen, da die Stadt doch mehr „bezahlbaren Wohnraum“ schaffen müsse. Auch Felix Geismann (Grüne) sprach von „Flächenverschwendung“ und plädierte dafür, „komprimierter“ zu bauen, beispielsweise Reihenhäuser.

Der Bund Naturschutz hatte im Vorfeld sogar gefordert, im Westen von Burgfarrnbach überhaupt nicht zu bauen – unter anderem weil dadurch viele landwirtschaftliche Flächen verschwinden würden.

OB Jung warnt

OB Jung hielt davon nichts. Er stellte vielmehr den Bedarf an Bauplätzen für Familien heraus, der mittlerweile sehr groß sei. Diesen Familien müsse man etwas bieten. Mangels Angebot würden viele mittlerweile aus dem Stadtgebiet ziehen. Die Gefahr: „Wir verlieren eine ganze Generation.“
Tatsächlich setzte sich im Lauf der Verhandlung Pragmatismus durch.

So gut auch der CSU-Vorschlag im Bauausschuss ankam, das Neubaugebiet als „Musterprojekt“ klimaneutral zu gestalten. So sehr scheiterte dies schlichtweg daran, dass damit alle Arbeiten, die seit 2017 laufen, überholt wären. „Wir müssten komplett neu planen“, sagte Jonas Schubert, Leiter des Stadtplanungsamts.

Verkauf vor allem an Ortsansässige

Er betonte zudem, dass die ökologische Komponente in der aktuellen Planung durchaus berücksichtigt werde – etwa in Form von Fernwärme oder Regenwasserzisternen. Außerdem könne man hier ja noch nachbessern. Daher: Auch wenn die Stadtverwaltung in Burgfarrnbach ein „klassisches Konzept“ verfolge, wie Stadtbaurätin Christine Lippert einräumte, so habe sich dieses doch bundesweit vielfach bewährt.
Beschlossen wurde letztlich, um mit SPD-Fraktionsvorsitzenden Sepp Körbl zu sprechen: „klimatechnisch herauszuholen, was geht.“


Ein neues Viertel auf der Fürther Norma-Brache.


Aber nicht auf der Ebene des Bebauungsplans. Vielmehr sollen entsprechende Vereinbarungen mit den Käufern der Bauplätze getroffen werden. Da die Stadt Eigentümerin ist, will sie auch darauf achten, dass hier viele Ortsansässige zum Zug kommen.
Wermutstropfen: Der Verkauf wird wohl frühestens in zwei Jahren über die Bühne gehen können. Denn, wie der OB bedauerte: „In Deutschland ist es sehr langwierig, eine Einfamilienhaus-Siedlung zu erstellen.“

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