Badespaß mit Abstand? Freibäder vor ungewisser Saison

21.4.2020, 11:00 Uhr
Badespaß mit Abstand? Freibäder vor ungewisser Saison

© Foto: Wolfgang Händel

Im Freibad am Scherbsgraben scheint – ebenso wie in den Landkreisbädern – alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Viele fleißige Hände sind damit beschäftigt, die Becken mit konzentriertem Putzmittel und Hochdruckreiniger vom Dreck des Winters zu befreien. Zwei junge Helfer beseitigen mit Schwamm und Bürste den Schmutz im Überlauf des 50-Meter-Beckens. Der Rasen wird gemäht, die Hecken werden gestutzt.



Bei strahlendem Sonnenschein gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, wie hier in wenigen Wochen die Massen auf die Liegewiese strömen, sich die Dauergäste zum Kartenspielen treffen oder die Sportschwimmer konzentriert ihre Bahnen ziehen. Doch in Corona-Zeiten ist eben alles anders. Ob und wann die Freibäder öffnen können, steht derzeit noch in den Sternen.

"Wir fahren auf Sicht", sagt Wolfgang Greul, der bei der infra für die Fürther Bäder verantwortlich ist. Ursprünglich habe man das zweite Maiwochenende als Öffnungstermin im Blick gehabt – doch momentan sei es eher unwahrscheinlich, dass es im Mai überhaupt losgehen kann. Man warte noch auf die Allgemeinverfügung der Staatsregierung, die solche Dinge genauer regelt.

Und länger als zwei bis drei Wochen könne man derzeit sowieso nicht planen. Bis dahin laufen die Vorbereitungen wie immer. So sei sichergestellt, dass das Bad bei Bedarf binnen einer Woche betriebsfähig ist. Die Edelstahlbecken werden bis zur Hälfte eingelassen und vorläufig von der Sonne beheizt. Durch die geringere Füllmenge kann die infra wenigstens etwas an Stromkosten sparen, da die Umwälzpumpen weniger leisten müssen.

Wie setzt man die Abstandsregelungen um?

Würde der Betrieb an Pfingsten beginnen, könnte es durchaus noch eine finanziell ungetrübte Saison werden. Als schwierig schätzt Wolfgang Greul die Umsetzung der Abstandsregeln ein. Die riesige Liegefläche mit ihren rund 100.000 Quadratmetern böte zwar ausreichend Platz – doch wie könne man vor allem den jungen Besuchern im Kinderbecken erklären, dass sie sich nicht zu nahe kommen sollen?

Auch Horst Kiesel, Geschäftsführer der Firma Vitaplan, die für die infra das Bad betreibt, fürchtet, dass ein Run auf die Bäder im Fall gelockerter Ausgangsbeschränkungen im Sommer nur sehr schwer zu bewerkstelligen wäre. Schließlich drängen an warmen Tagen bis zu 2000 Menschen ins Bad, an sehr heißen Tagen auch schon mal bis zu 5000. Kiesel rechnet zumindest mit erhöhtem Personalaufwand, sollten verstärkte Kontrollen beim Einlass nötig werden.

Gerade noch rechtzeitig vor der Corona-Krise hat der Bad-Chef 300 nagelneue Liegen aus Spanien für den Strandbereich geliefert bekommen, ebenso neues Schilfrohr zum Bespannen der Schirme. "Wir halten alles im Stand-by, um bei Bedarf loslegen zu können."

Skepsis in Veitsbronn

Eher skeptisch blickt der Veitsbronner Bürgermeister Marco Kistner einer Öffnung des Freibads in seiner Gemeinde entgegen. Auch er hält es für sehr schwierig, den nötigen Abstand zu kontrollieren. "Das hat mit Badespaß nur wenig zu tun." Dennoch fließt auch im Veitsbad derzeit das Wasser – aus der ortseigenen Quelle – ins Becken, die Qualitätsprüfung läuft.

Eigentlich war die Öffnung für den 16. Mai geplant. "Wir stoppen die Vorbereitungen nicht", sagt Kistner. Er denkt bereits darüber nach, im Fall einer verkürzten Saison die Preise für Dauerkarten entsprechend zu reduzieren.


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nb

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