Ohne Angabe von Gründen

Desigual schließt: Fürths Neue Mitte bleibt gelassen

10.12.2019, 06:00 Uhr
Desigual schließt: Fürths Neue Mitte bleibt gelassen

Desigual, bekannt für sein farbenfrohes Design, gehörte zu den Läden, mit denen die Neue Mitte 2015 startete. Morgen endet die gemeinsame Zeit, die Filiale schließt.

"Diese schlechte Nachricht überbringen wir Dir nicht gerne", heißt es dazu im Kunden-Newsletter des spanischen Modelabels, "aber wir hatten keine andere Wahl". Genaueres wird nicht erklärt, auch eine Anfrage der FN ließ das Unternehmen bisher unbeantwortet. Medienberichten zufolge befindet es sich nach starken Umsatzrückgängen seit einiger Zeit in einem Transformationsprozess; es will sich ein neues Image geben und den Online-Handel stärken. Etliche Filialen wurden schon aufgegeben.

In der Neuen Mitte verabschiedet sich mit Desigual nach Mango und Gerry Weber bereits der dritte große Filialist. Kein Grund zur Beunruhigung sei das, sagt Center-Manager Lutz Bennhardt auf Nachfrage. Schließungen seien nicht automatisch schlecht für den Komplex. Beispiel Mango: Mit Hugendubel habe man einen Nachfolger bekommen, der mehr Kunden anziehe – das habe die Neue Mitte sogar gestärkt. Bei der Desigual-Fläche erwartet er sich Ähnliches. Den Mietvertrag habe man einvernehmlich aufgelöst.

Ein Nachfolger stehe schon fest. Er werde nach Umbauarbeiten im Frühjahr öffnen. Namen und Branche will der Center-Manager indes noch nicht nennen; er wolle der Firma nicht vorgreifen. Aber er sagt: "Die Besucher werden mit Sicherheit erfreut sein." Es handle sich um ein Label, "das wir noch nicht in Fürth haben". Ein wichtiges Kriterium: "So sagen die Leute: Wir brauchen nicht nach Nürnberg oder Erlangen fahren."

Auch mit Blick auf die Insolvenz von Gerry Weber betont Bennhardt: Die Neue Mitte habe sich sehr gut entwickelt, "Veränderungen gehören dazu." Konzipiert worden sei das Angebot schließlich schon 2011. "Jetzt haben wir 2019, da liegen Welten dazwischen."

Heute haben viele Händler mit den veränderten Einkaufsgewohnheiten zu kämpfen. Auch Center und Quartiere wie der Neuen Mitte müssen sich dem Wandel stellen, egal ob in Fürth, Nürnberg oder Erlangen, sagt Bennhardt: "Alle wollen einen ,Marktplatz‘ haben, shoppen gehen und sich umschauen. Eingekauft aber wird doch viel online." Für die Neue Mitte sei es da umso wichtiger, dass der Mietermix passe: Die Leute müssen gern kommen.

Die Innenstadt ist viel belebter

Bennhardt gibt sich zuversichtlich: Fürths Zentrum habe seit 2015 eine "tolle Entwicklung genommen". Die Besucherfrequenz in der Breitscheidstraße sei inzwischen enorm.

Von "hervorragenden" Rahmenbedingungen sprechen auch die Verantwortlichen beim Investor P & P, die aus dem alten City-Center das neue Einkaufszentrum Flair machen. Die Wechsel bei der Konkurrenz verfolgt man offenbar gelassen, "Veränderungen sind ganz normal", sagt Projektentwickler Marcus Gergele.

Dritter Platz nach Berlin und München

Sowohl Fürth als Standort als auch die zentrale Lage des "Flair" böten beste Perspektiven, schwärmt er und erinnert daran, dass die Stadt im Dynamik-Ranking der Wirtschaftswoche auf Platz drei hinter Berlin und München kam. "Da landet man nicht einfach so." Für Fürth spreche sehr viel: die wachsende Einwohnerzahl, die niedrige Arbeitslosenquote, die sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen, das Plus bei den Hotelübernachtungen, die Kaufkraft, die höher sei als in Nürnberg und im bayerischen Schnitt. Der Einzelhandelsumsatz in Fürth sei in den vergangenen zehn Jahren um 39 Prozent gewachsen. "Im Vergleich der Städte mit über 100.000 Einwohnern ist Fürth vorne dabei", sagt Gergele. "Das wissen auch die Einzelhändler."

Davon ist auch die Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann überzeugt. Fürth stehe gut genug da, um Schließungen wie die von Desigual auffangen zu können.

Von einer schwierigen Zeit für den Handel mag Gergele nicht sprechen, "jede Zeit hat ihre Herausforderungen". Es gebe Geschäfte, die sich gut weiterentwickeln, ihre Chancen online und offline nutzen. Im "Flair" will man Wohlfühlatmosphäre und Einkaufserlebnisse schaffen. Er ist sich sicher, dass das funktionieren wird: "Eine 130.000-Einwohner-Stadt ohne Shopping-Center wäre ein Novum."

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