Diszipliniert! Polizei lobt die Fürther in der Corona-Krise

27.3.2020, 15:00 Uhr
Neuer Alltag für die Polizei: Die Beamten kontrollieren, ob Menschen in Grüppchen unterwegs sind.

© NEWS5 / Merzbach, NEWS5 Neuer Alltag für die Polizei: Die Beamten kontrollieren, ob Menschen in Grüppchen unterwegs sind.

Sie sind jetzt als "Corona-Streifen" unterwegs oder hoch zu Ross auf "Corona-Patrouille": Medien haben rasch Namen für die neuen Aufgaben der Polizei gefunden, die die Pandemie erforderlich macht. Es gilt nicht mehr nur ein wachsames Auge darauf zu haben, ob der Frieden irgendwo gestört wird – sondern auch darauf, ob die Menschen jene Rücksicht zeigen, die der Freistaat von ihnen verlangt, um die Covid-19-Infektionen einzudämmen. Seit Samstag gelten weitreichende Ausgangsbeschränkungen, man darf nur allein, mit dem Partner oder der Familie draußen sein.



Die meisten Fürther halten sich daran, das jedenfalls ist der Eindruck, den die hiesige Polizei gewonnen hat: "Ich muss den Fürtherinnen und Fürthern ein großes Lob aussprechen", sagt Polizeichef Michael Dibowski. Der überwiegende Teil der Bürger zeige sich zum Glück verantwortungsbewusst: "Es geht um den Schutz des eigenen Lebens und des der anderen."

Eingeschritten sei man bei ein paar wenigen, "die das nicht so ernst nehmen". Etwa bei der Gruppe, die im Wiesengrund Baseball spielte. Oder bei mehreren "Spaziergängern", die sich zum Flussdreieck begaben; plötzlich war’s dort dann ein Grüppchen. "Das wird aber zunehmend weniger", sagt Dibowski. Auf "Corona-Partys" stieß die Fürther Polizei, die auch von Hunde- und Reitstaffel unterstützt wird, nicht.

In ganz Mittelfranken haben die Streifen in den vergangenen Tagen rund 1400 Verstöße aufgenommen. In etwa 400 Fällen wurden Strafanzeigen nach dem Infektionsschutzgesetz erstattet. Zahlen speziell für Fürth nannte das Polizeipräsidium Mittelfranken auch auf FN-Nachfrage nicht.

Auch sonst hat sich der Alltag der Polizisten verändert. Besprechungsräume wurden zu Büros umfunktioniert, Arbeitszeiten versetzt, damit in den Diensträumen weniger Menschen aufeinandertreffen. Homeoffice ist für viele kaum möglich, sagt Dibowski, der selbst die Polizei im Krisenstab der Stadt Fürth vertritt.

Lagebesprechungen finden jetzt in einem Saal statt, mit viel Abstand. Bei Vernehmungen können Plexiglasscheiben aufgestellt werden, in den Streifenwagen liegen Desinfektionsmittel und Schutzausrüstung bereit.

Dibowski beobachtet wie seine Kollegen, dass sich auch die Kriminalität verändert: Weil Häuser und Wohnungen zurzeit voller Leben sind, gibt es dort weniger Einbrüche. Auf den Straßen ereignen sich weniger Verkehrsunfälle. Im Blick hat die Polizei nun aber verstärkt die Orte, an denen sich neue Gelegenheiten für Straftaten ergeben, weil sich kaum noch Menschen dort aufhalten und die soziale Kontrolle fehlt – an Bahnhöfen etwa oder in der Fußgängerzone.

Auch befürchten Experten eine Zunahme häuslicher Gewalt. Und es nutzen schon erste Betrüger die Corona-Krise für neue dreiste Maschen. Sie geben sich an der Tür zum Beispiel als Mitarbeiter des Gesundheitsamts aus – hereinlassen sollte man sie ebenso wenig wie sonst die "falschen Polizisten". Noch sei in Fürth kein Fall bekannt, sagt Dibowski. Klingeln angebliche Beamte oder Behördenmitarbeiter unangekündigt an der Haustür, sollte man sich immer zunächst telefonisch bei der Polizei oder der entsprechenden Behörde rückversichern.


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