Ende der Auszeit: Fürther Friseure wollen gut abschneiden

15.2.2021, 11:00 Uhr
Ende der Auszeit: Fürther Friseure wollen gut abschneiden

© Foto: Tim Händel

Natürlich macht das Hoffnung, aus dem Schneider sind die Betriebe aber längst nicht. "Wir haben im Moment keinen Grund, zu jubeln", sagt zum Beispiel Patrick Blomenhofer (31), Geschäftsführer von pa.blo in der Fürther Friedrichstraße.

Auch wenn die Terminkalender für den März prall gefüllt sind, sei keine finanzielle Entspannung in Sicht. "Die Auflagen sind noch einmal verschärft worden, eine Mindestfläche von zehn Quadratmetern pro Person im Raum darf nicht unterschritten werden."

Das bedeute für ihn konkret: Maximal fünf Kunden dürfen bedient werden. "Der Verlust der vergangenen Wochen kann so auf absehbare Zeit nicht aufgeholt werden."

Blomenhofer rechnet vor: "Wir mussten die Löhne für Dezember und Januar komplett vorstrecken, das Kurzarbeitgeld ist noch nicht angekommen. Außerdem waren im Januar die Umsatzsteuer für November fällig und die Gewerbesteuer."

Unverschuldet zum Bittsteller

Man habe in dieser Situation einen Kredit bei der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) aufnehmen müssen: "Da wird man dann plötzlich unverschuldet zum Bittsteller." Der Lockdown habe langwierige Folgen: "Wir helfen der Gesellschaft, das Virus zu bekämpfen, aber müssen über Jahre einen Kredit abstottern." Generell hilfreich in dieser Lage, so Blomenhofer, wäre eine Absenkung der Mehrwertssteuer für seine Branche auf sieben Prozent.

Tamara Gast führt seit fast sechs Jahren in Zirndorfs Nürnberger Straße ihren Salon. Vor einer Woche machte die 31-Jährige ihrer Verzweiflung über die aktuelle Situation Luft und schickte einen Hilferuf los: "Ich habe eine Spendenseite für den Salon ins Leben gerufen. Ein Schritt, der mich riesige Überwindung gekostet hat."


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Doch die junge Frau hat "seit Wochen keinen Cent Einnahmen, die Kosten laufen weiter, finanzielle Hilfe ist bislang nicht in Sicht, und mir steht das Wasser bis zum Hals". Die gute Nachricht: Ihre Bitte um Unterstützung, die sie unter anderem auf ihrer Homepage und bei Instagram postete, stieß auf viel Verständnis.

"Da gingen nicht nur einige Spenden ein, sondern auch viele aufmunternde Botschaften", freut sich Gast. "Diese Anteilnahme ist unglaublich berührend." Die Friseurmeisterin, die im September Mutter eine Tochter wurde, ist froh, dass es ein Datum gibt, an dem sie die Tür wieder aufsperren darf: "Ab jetzt können wir planen."

Brautfrisuren und Betriebsführung

Auch Karin Bär, die ihren Salon in in der Hans-Bornkessel-Straße in der Fürther Südstadt hat, nutzt die erzwungene Freizeit, um "vorbereitet zu sein, wenn es wieder losgeht". Sie hat zum Beispiel Webinare, also Seminare im Internet, mitgemacht: "Da geht es um praktische Dinge wie Brautfrisuren oder um Tipps zur Betriebsführung."


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Die Lockdown-Schließung hat für die 51-Jährige auch Auswirkungen auf geplante Investitionen: "In diesem Jahr wollte ich unter anderem eine komplett neue Beleuchtung im Salon einbauen lassen – ein Vorhaben, das ich auch erst mal auf Eis legen musste." Eines, sagt Bär, sei ihr in den vergangenen Wochen sehr deutlich geworden: "Mir fehlen die Arbeit und die Gespräche mit den Kunden extrem."

Mit dem Telefonhörer in der Hand verbrachte auch Suzanne Finger im Salon Fingers Friseure in der Oberasbacher Bachstraße gestern den Tag: "Wir organisieren die Termine ab 1. März." Aktuell ist sie auf der Suche nach Verstärkung für ihr Team: "Es ist nicht leicht, jemanden zu finden." Seit 1998 hat Finger ihren eigenen Laden, den sie mit 20 Jahren eröffnete – gleich nachdem sie zur jüngsten Meisterin in Bayern geworden war.

Rücklagen sind aufgebraucht

Die Situation derzeit sei natürlich belastend: "Meine Rücklagen sind aufgebraucht, die Überbrückungshilfe II wurde abgelehnt, ich bin durch das Raster der vielen Regelungen geflogen."

Die Begeisterung für ihren Beruf ist groß, dennoch hat Suzanne Finger zwischenzeitlich erwogen, ein zweites Standbein für sich zu finden: "Auf den Staat kann ich mich nicht verlassen, aber in so einer Lage muss man doch irgendwie sein Geld verdienen."

Für Christian Hertlein, den Obermeister der Friseur-Innung, der seinen Salon in der Rothenburger Straße in Oberasbach hat, schneiden die Verantwortlichen für den Lockdown nicht gut ab. Natürlich sei das "eine Gratwanderung", doch sie wäre nach seinem Empfinden besser zu handhaben gewesen.


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In der Öffentlichkeit wurde zuletzt viel über Schwarzarbeit im Friseurhandwerk diskutiert. Das, so Hertlein, zeige eindringlich, "wie dramatisch die wirtschaftliche Not für manche ist". Umgekehrt habe es auch "unmoralische Angebote" gegeben: Kollegen haben ihm berichtet, dass ihnen Kunden für einen Haarschnitt Extrazahlungen in Aussicht gestellt hätten.

Viele jedoch haben selbst Hand angelegt. Rechnet Christian Hertlein damit, dass die Friseure ab 1. März haarige Pannen ausbügeln müssen? Nein, sagt er – und sollte es doch zu ein paar Ausrutschern gekommen sein: "Es wächst alles nach."

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