Fridays For Future: Erste Protestaktionen in Fürth

4.4.2019, 06:00 Uhr
Fridays For Future: Erste Protestaktionen in Fürth

© Archivfoto: Harald Sippel

Dass weder die Stadt noch der Landkreis bisher Schauplatz des weltumspannenden Kundgebungsreigens gegen den Klimawandel wurde, liegt nicht an mangelndem politischen Bewusstsein. Es hat praktische Gründe: Weil es in der Nachbarschaft schon Demos gab, erklärt Moritz Tauer (18), Student, Ex-Schüler des Schliemann-Gymnasiums und Sprecher des Bündnisses Fridays for Future Fürth, hätten viele Fürther einfach dort mitgemacht. "Studenten sind in Erlangen geblieben, Schüler sind nach Nürnberg gefahren."

Beim Fürther FFF-Bündnis handelt es sich um einen Zusammenschluss von etwa 15 Studierenden, Gymnasiasten, Realschülern, Mittelschülern und Auszubildenden, die die Klimakrise als reale Bedrohung für ihre Zukunft empfinden und die deshalb nach dem Vorbild der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg auf eine rasche Konsequenzen drängen.

Am Freitag, 12. April, stellen sie nun erstmals eine Demo in der Kleeblattstadt auf die Beine. Warum nun doch? Es sei an der Zeit, "auch in Fürth ein Zeichen zu setzen", findet Tauer und es gebe ja doch etliche "Fürth-basierte" Sympathisanten. Allein in einer örtlichen F4F-WhatsApp-Gruppe tauschen sich 250 Teilnehmer aus.

Anna Botzenhardt (18) vom Fürther FFF-Organisationsteam meint, die kürzeren Wege erleichterten am 12. April Schülern aus dem Landkreis die Teilnahme. Die angehende Goldschmiedin, die sich fast ausschließlich zu Fuß durch Fürth bewegt, die Strecke zur Berufsschule in Würzburg im Zug zurücklegt und bisher bewusst keinen Führerschein gemacht hat, hofft auch von dort auf rege Beteiligung. Beginnen wird die Protestaktion um 11.30 Uhr am Paradiesbrunnen auf der Kleinen Freiheit. Von dort ziehen die Demonstranten durch die Fußgängerzone am Rathaus vorbei über Waagplatz und Gustavstraße zum Grünen Markt. Nach einer Zwischenkundgebung geht es zurück zum Ausgangspunkt, wo bis zum Ende um 15 Uhr Aktionen geplant sind.

Das Datum und der Beginn um 11.30 Uhr wurden laut Botzenhardt mit Bedacht gewählt. Vorteil des 12. April sei, dass man keiner Parallelveranstaltung in Nürnberg Publikum abziehe. Und weil am letzten Schultag vor den Osterferien der Unterricht oft früher als sonst endet, erspare sich vielleicht ein Teil der Teilnehmer möglichen Ärger mit der Schulleitung.

Initiatorin Thunberg ging von Anfang an während der Schulzeit auf die Straße. Sie will so die größtmögliche Aufmerksamkeit für ihr Anliegen erhalten und prangert an, dass sie es für widersprüchlich hält, von Schülern Lernbereitschaft zu erwarten, während Politiker deren Zukunft verspielten.

Hauptaktivistin eingeladen

Das FFF-Bündnis hat Luisa Neubauer zur Fürther Premieren-Demo eingeladen. Die gebürtige Hamburgerin ist 22, eine der Hauptaktivistinnen von FFF in Deutschland und hierzulande das bekannteste Gesicht der Bewegung. Ob sie kommt, ist noch offen. Fest steht hingegen, dass FFF-Aktivisten bereits an diesem Freitag in Fürth Flagge zeigen.

Ein neuer Aktionskreis "Families for Future" will die Menschen am 5. April mit einer Demo aufrütteln. Los geht es um 15 Uhr am Dreiherrenbrunnen, von dort bewegt sich der Protestzug zur Adenaueranlage. Bei den jungen Kämpfern gegen den Klimawandel hegt man Sympathie für die neue Initiative. Tauer wird als Gastredner auftreten. Ebenso wie Botzenhardt freut ihn, dass die FFF-Impulse Kreise ziehen.

Ins Leben gerufen hat die Families-for-Future-Gruppe die Fürtherin Katrin Valentin, zweifache Mutter und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Erlangen. "Wir schlagen alle in die gleiche Kerbe", sagt die Mittvierzigerin, der daran liegt, "dass in unserem Land der Umwelt- und Klimaschutz endlich zur vorrangigen Orientierung bei allen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen wird". Valentin hält sich selbst für "keine militante Öko-Tante". Ihrer Ansicht nach muss sich jeder Mensch selbst darüber klar werden, welchen Beitrag er zum Klimaschutz leisten kann. Sie selbst nimmt Abstand von Flugreisen, will im Sommer mit ihrer Familie Europa mit der Bahn erkunden. Ihre Families-Initiative betrachtet Valentin als "direkte Reaktion" auf das Engagement der Jugend, der sie erklärtermaßen Rückendeckung geben möchte.

Sie wünscht sich, "dass die ganze Bevölkerung aufsteht und lautstark für die Wahrung unserer Lebensgrundlagen eintritt", und plant deshalb langfristig. Ziel sei es, jeden ersten Freitag im Monat auf die Straße zu gehen — in verschiedenen Städten in ganz Deutschland.

2 Kommentare