"Beitrag für die Gesellschaft"

Fürther Experte: Warum es richtig ist, dass Geimpfte keine Tests brauchen

3.9.2021, 11:30 Uhr
Vielerorts werden jetzt 3G-Nachweise verlangt. Nicht jeder versteht, warum Geimpfte keine Tests mehr brauchen.

© Oliver Berg, dpa Vielerorts werden jetzt 3G-Nachweise verlangt. Nicht jeder versteht, warum Geimpfte keine Tests mehr brauchen.

Der Freistaat hat sich von sehr vielen Beschränkungen verabschiedet, künftig soll vor allem die sogenannte 3G-Regel für Schutz vor dem Coronavirus sorgen.

Getestet, geimpft oder genesen muss man also sein, um Zutrtt zu vielen Innenräumen zu bekommen: zu Gaststätten, Hotels, Museen, Theatern, Kinos, Kulturveranstaltungen, Fitnessstudios, Schwimmbädern, Reisebussen, Hochschulen, VHS-Kursen . . . Das gilt, stärker noch als bisher, überall dort, wo die Sieben-Tage-Inzidenz anhaltend über 35 liegt. Ausgenommen sind der Handel, der ÖPNV und Privaträume. Befreit sind von der Testpflicht Kinder unter acht Jahren sowie Schülerinnen und Schüler (auch in den Ferien), die in der Schule regelmäßig einen Abstrich machen.

Dass Geimpfte somit keine negativen Tests mehr vorlegen müssen, obwohl sie sich mit dem Coronavirus infizieren können und bei der Delta-Variante womöglich genauso ansteckend sein können wie Ungeimpfte, ist nicht für jeden nachvollziehbar. Selbst im Lager der Geimpften fragen sich manche: Fällt hier nicht eine ganze Gruppe durchs Raster?

Für Dr. Michael Hubmann ist der Weg definitiv richtig: "In der Gesamtabwägung ist es völlig angemessen, dass Geimpfte keine regelmäßigen Tests mehr brauchen", sagt der Ärztliche Leiter des Fürther Impfzentrums auf FN-Nachfrage. "Wer geimpft ist, hat seinen Teil dazu beigetragen", die Pandemie zu bekämpfen. Er schütze sich selbst und leiste auch einen Beitrag für die Gesellschaft.

In den Kliniken liegen vor allem Ungeimpfte

Hubmann betont ebenso wie das Fürther Gesundheitsamt: Vollständig Geimpfte stecken sich deutlich seltener an. Und: Sie haben aktuell eine hohe Sicherheit, dass sie selbst nach einer Corona-Infektion nicht schwer erkranken. Das wiederum entlastet die Krankenhäuser – was in der Folge mehr Freiheiten, mehr Normalität für alle möglich macht.

Momentan liegen in den Kliniken fast nur Ungeimpfte, sagt Hubmann. Ein Beispiel: Im Fürther Klinikum werden sechs Covid-Patienten behandelt, zwei von ihnen auf der Intensivstation. Fünf seien nicht oder unvollständig geimpft, bei einem sei der Impfstatus noch nicht geklärt, so Sprecherin Carmen Brückner.

Das Gesundheitsamt verweist darauf, dass nicht nur die Daten von reell Getesteten Erkenntnisse zu den Inzidenzen von Geimpften und Nicht-Geimpften liefern, sondern unter anderem auch mathematische Modellrechnungen, zum Beispiel des Robert-Koch-Instituts, "bei denen die Dunkelziffer der unerkannt Infizierten mitberücksichtigt wird".

Jeder treffe seine Entscheidung, sagt Hubmann. Wer sich nicht impfen lässt, müsse mit den Konsequenzen leben. Mit dem Risiko, nach einer Ansteckung schwer zu erkranken – aber auch mit der Testpflicht. Dass die Bürger-Tests ab Oktober etwas kosten sollen, begrüßt er.

Auch wenn die Impfbereitschaft zuletzt nachließ: Hubmann erinnert daran, dass die Zustimmung zur Impfkampagne hoch ist in der Bevölkerung. Und er rechnet damit, dass die Nachfrage nach der Urlaubszeit – auch angesichts steigender Inzidenzen und der 3G-Regel – anziehen wird. Er versichert: Zurzeit könne man jedem, der die Impfung will, ein Angebot machen.

Fürther Experte: Warum es richtig ist, dass Geimpfte keine Tests brauchen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Mit mobilen Impfangeboten will das Impfzentrum den Bürgerinnen und Bürgern den Weg zur Spritze weiterhin möglichst kurz machen. Die dezentralen Impfstationen im Fürther Landkreis schließen derweil in wenigen Tagen. Am 9. September wird zum letzten Mal in der Veitsbronner Zenngrundhalle geimpft, am 12. September zum letzten Mal in der Oberasbacher Jahnturnhalle und im Bürgerhaus in Langenzenn.

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