Dr. Wagner kritisiert Impfskepsis des Politikers

Fürther Klinikumschef über Aiwanger: "Ich warne vor solchen politischen Rattenfängern"

4.8.2021, 10:04 Uhr
Hubert Aiwanger drückte zuletzt mehrmals seine Skepsis gegenüber den Impfstoffen gegen das Coronavirus aus.

© Matthias Balk, dpa Hubert Aiwanger drückte zuletzt mehrmals seine Skepsis gegenüber den Impfstoffen gegen das Coronavirus aus.

"Ich war wirklich fassungslos, wie jemand, der politische Verantwortung trägt als stellvertretender bayerischer Ministerpräsident, so ein Interview geben kann": So leitet Dr. Manfred Wagner, Medizinischer Direktor und Pandemiebeauftragter des Fürther Klinikums, sein jüngstes Video ein. Immer wieder hat er sich während der Pandemie auf Facebook und Instagram öffentlichkeitswirksam zu Wort gemeldet, mit eindringlichen Appellen oder mit harter Kritik am Zögern der Politik.

Diesmal brachten ihn Aussagen auf, die der bayerische Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger (FW) jüngst im Gespräch mit dem dem Deutschlandfunk von sich gegeben hatte. Aiwanger, der sich bisher nicht impfen lassen möchte, bekräftigte in dem Interview seine Haltung und begründete seine Skepsis damit, dass er von "massiven" Nebenwirkungen aus seinem persönlichen Umfeld erfahren habe. Da bleibe ihm die Spucke weg, sagte Aiwanger, der für seine Äußerungen inzwischen mehrfach scharf von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) attackiert wurde.

Das Impfen werde er erst empfehlen, so Aiwanger weiter, wenn er von einem Impfstoff überzeugt sei. Dabei ist sich der 50-Jährige sicher: Es werden noch "bessere Impfstoffe kommen". Bis dahin fußt sein Konzept aus der Pandemie auf "Maske, Abstand, Testen".

Aiwangers Gespräch mit dem Deutschlandfunk vom 28. Juli sorgte rasch bundesweit für Aufsehen, auch Wagner reagierte darauf. Das Interview sei "rhetorisch geschickt gemacht", sagt er in dem Video, das er vor wenigen Tagen auf Instagram postete – und darin liege eine Gefahr, denn Aiwanger wisse, wie Sachverhalte "in den falschen Zusammenhang zu stellen sind und dennoch logisch klingen zu lassen". In den Aussagen des Politikers von den Freien Wählern erkennt der Fürther Mediziner einige Widersprüche, Planlosigkeit bezüglich der Pandemiebewältigung und eine Mischung aus "Desinformation gepaart mit Unwissen". Der Doktor führt ein Beispiel auf: "Er sagt, bei den älteren Geimpften wäre der Effekt gar nicht so zu sehen. Das stimmt einfach nicht. Man sieht es an den aktuellen Inzidenz-Zahlen."

Nach Einschätzung von Grünen-Franktionschef Ludwig Hartmann sabotiere Aiwanger in jedem seiner Interviews die Impfkampagne der eigenen Landesregierung – darin besteht aus Wagners Sicht das Risiko. "Ich kann nur warnen vor diesen politischen Rattenfängern", konstatiert der Medizinische Direktor und erklärt weiter: "Ohne eine gute und nachhaltige Impfkampagne werden wir diese Pandemie nicht überwinden." Die Alternative sei einzig eine Durchinfektion der Menschen. Deshalb hält Wagner es für unverantwortlich, "so mit dem Feuer zu spielen" – insbesondere in Anbetracht des noch immer großen Anteils der Ungeimpften in der Bevölkerung.

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