Fürther Polizeichef kehrt zurück zu den Wurzeln

30.4.2018, 19:06 Uhr
Fürther Polizeichef kehrt zurück zu den Wurzeln

© Edgar Pfrogner

Die Skepsis war schier mit Händen zu greifen. Da kommt jetzt einer aus München, raunte man sich in Fürther Polizeikreisen und bei der Stadt hinter vorgehaltener Hand missmutig zu, als die Personalie Dibowski durchgesickert war. Und man machte kein Hehl daraus, dass man auf einen anderen, einen Hiesigen gesetzt hatte. "Der aus München" lächelt, beim Besuch in der FN-Redaktion darauf angesprochen, nur milde. Denn er hat mehr Bezug zur Kleeblattstadt vorzuweisen, als viele ahnten.

Nicht nur, dass er hier zur Welt kam und dass er während seiner Schulzeit am Langenzenner Gymnasium mit Freunden oft in Fürth unterwegs war; der 41-Jährige hielt auch in seiner bisherigen dienstlichen Laufbahn, die er in verschiedenen Positionen tatsächlich fast ausschließlich in der Landeshauptstadt verbrachte, regen Kontakt zur Heimat. Er pendelte jedes Wochenende nach Hagenbüchach, ein 1250-Seelen-Dorf knapp hinter der Fürther Landkreisgrenze, wo er im Elternhaus wohnte, und blieb Fürth verbunden. Etwa, wenn er mit Freunden in die Gustavstraße ging oder wenn er Ärzte aufsuchte.

Seine eigentliche Heimat, das versichert Dibowski, sei immer hier gewesen, man müsse ihm die Stadt keineswegs erklären – auch wenn sie sich inzwischen mancherorts sehr verändert und, wie Dibowski findet, "hervorragend entwickelt" hat. "Es ist mir bewusst geworden, dass ich in München nie heimisch geworden bin." Als Franke, auf den der Oberbayer gern ein wenig herabblickt, habe man dort ohnedies einen schweren Stand.

In den nächsten Wochen übrigens wird er sein Bekenntnis zu Fürth abrunden: Der Single wird eine Wohnung auf der Hardhöhe beziehen – und von dort als passionierter Freizeitradler auf zwei Rädern zum Dienst in der Kapellenstraße fahren.

So viel also zum Thema Heimat. Und nun der 1. Mai, dem Dibowski trotz gleich reihenweise angekündigter Demonstrationen und Gegendemonstrationen keineswegs mit Schrecken entgegensieht. Heikle Einsätze dieses Kalibers habe er schon in München bewältigen müssen. Dass er diesen Dienstag unter ganz besonderer Beobachtung aller Beteiligten und aus vielen politischen Richtungen steht, ist ihm indes bewusst.

Für die harsche Kritik am holprigen Vorlauf mit der für viele nicht nachvollziehbaren Vorverlegung des Pegida-Marsches durch Polizei und städtisches Ordnungsamt zeigt er durchaus Verständnis. Es gehe aber allein darum, Konfrontationen zwischen den politischen Lagern möglichst zu vermeiden und die Beeinträchtigungen für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten.

Er finde es "richtig und wichtig, dass es Gegenveranstaltungen gibt". Aber kontraproduktiv wäre es in seinen Augen, wenn seine Kollegen blockierende Menschen von der Straße wegtragen müssten, um den Rechtspopulisten den Weg freizumachen. "Das ist es doch, was Pegida will", sagt Dibowski.

Dass sich Bürger an der Meinungsbildung beteiligen, sei ihm generell sehr wichtig, betont Dibowski. Er selbst hat das intensiv getan, in Hagenbüchach, wo er für die CSU im Gemeinderat saß und bis Ende März sogar zweiter Bürgermeister war – was gerade in linken Fürther Kreisen allerdings kaum für Pluspunkte sorgen dürfte.

Er selbst ist stolz darauf, dass ihm beim Urnengang 2014 "jeder dritte Wähler in Hagenbüchach das Vertrauen gegeben hat". Aber ein Fürther Polizeichef als Kommunalpolitiker ganz in der Nähe? Dibowski räumt ein: Das ging, als er weit weg in München und dort nur als Nummer zwei in der Führung des Abschnitts Mitte agierte; in seiner neuen Rolle wäre es wohl kaum ratsam.

Haltlose Anschuldigungen 

Die Entscheidung nahm ihm schließlich ein anderer ab – auf eine Weise, die er sich freilich nicht wünschen konnte, die sich niemand wünschen kann: Ein lokalpolitischer Kontrahent zeigte ihn zweimal an, wegen angeblicher Strafvereitlung im Amt und wegen Korruption.

Haltlose Anschuldigungen, wie sich schnell herausstellen sollte. Die Staatsanwaltschaft ermittelte noch nicht einmal wegen eines Anfangsverdachts, sein Dienstherr gab Entwarnung, weite Teile von Hagenbüchach standen hinter ihm, wie die örtliche Presse ausführlich berichtete.

Dennoch waren die Anzeigen für Dibowski, der es von Berufs wegen gewohnt ist, selbst für Recht und Ordnung einzutreten, ein harter Schlag. Und der Anstoß, sich von seinen politischen Ämtern zu verabschieden. Zu groß war auch die Sorge, dass seine polizeiliche Arbeit dadurch belastet wird.

Was ihn aber besonders ärgert: Er konnte nicht freiwillig gehen, "ich bin rausgemobbt worden". Und das sei nicht nur ein schwerer Schaden für das ehrenamtliche Engagement an sich. "Es spaltet auch die Gemeinde."

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