Geimpft und infiziert: Was genau verhindert die Impfung?

16.4.2021, 14:15 Uhr
Geimpft und infiziert: Was genau verhindert die Impfung?

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Immerhin: Im Zirndorfer Helene-Schultheiß-Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) kann das Coronavirus nicht wüten, wie man es zuvor kannte, weil die meisten Bewohner geimpft sind. Der Ausbruch verdeutlicht: Wer immunisiert ist, kann sich infizieren – aber er wird voraussichtlich nicht schwer erkranken. Einige Fragen und Antworten im Überblick.

Wie viele Geimpfte haben sich in dem Heim angesteckt?

17 der 24 positiv getesteten Bewohner des Awo-Heims in Zirndorf waren bereits zweifach geimpft. Sie alle haben laut Gesundheitsamt keine oder nur leichte Symptome, was auf die Impfung zurückzuführen sei. Zum Einsatz kam das Vakzin von Biontech/Pfizer. Selbst eine 104-Jährige wurde wieder gesund. In dem Haus hatte sich die britische Mutation verbreitet.

Verstorben sind drei Bewohner, die nach Angaben der Behörde Vorerkrankungen hatten; einer von ihnen, ein 92-Jähriger, war bereits zweifach geimpft. Auch zehn Mitarbeiter haben sich infiziert. Der Bereitschaft des Personals, sich immunisieren zu lassen, war mit 35 Prozent geringer als in anderen Seniorenheimen. Wie das Virus ins Haus kam, ist unklar.

Was genau ist gemeint, wenn von der "Wirksamkeit" eines Impfstoffs die Rede ist?

Viele Menschen in der Region erstaunt es, dass sich trotz Impfung zahlreiche Senioren ansteckten. Wissen muss man dazu: Die Wirksamkeit der Impfstoffe bezieht sich auf den Krankheitsverlauf. Sie gelten als hochwirksam, wenn sie schwere Verläufe verhindern. Die Impfung helfe dem Immunsystem, den Erreger zu bekämpfen, "wenn es mit SARS-CoV-2 in Kontakt kommt", erklärt das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Internetseite.

Zum Mittel von Biontech/Pfizer, dessen Wirksamkeit das RKI mit etwa 95 Prozent angibt, ist dort zu lesen: "Die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, war bei den gegen Covid-19 geimpften Personen um etwa 95 % geringer als bei den nicht geimpften Personen." Es geht also ums "Erkranken". Konkret bedeutet das: Wer geimpft ist, wird bei einer Infektion wahrscheinlich keine Symptome von Covid-19 entwickeln. Über die Möglichkeit, sich zu infizieren, sagt das aber nichts aus, wie das RKI auf Nachfrage unserer Redaktion klarstellte.

Ab wann hat man einen hohen Schutz?

Nicht gleich nach der zweiten Impfung. Der Schutz baut sich allmählich auf. Der hohe Schutz, den man sich erhofft, ist laut RKI beispielsweise beim Präparat von Biontech/Pfizer erst etwa zwei Wochen nach der Zweitimpfung gegeben.

Spielen positive Geimpfte in die Inzidenzzahlen hinein?

Grundsätzlich können also auch zweifach Geimpfte positiv werden – und, wenn ein PCR–Test gemacht wird, die Inzidenzzahlen beeinflussen. Für die Sieben-Tage-Inzidenz werden alle mit PCR-Test belegten Neuinfektionen gezählt.

Wie groß ist das Risiko, dass infizierte Geimpfte andere anstecken?

In welchem Maß sie das Virus weitergeben können, ist noch nicht ermittelt; das RKI geht von einer stark reduzierten Viruslast aus. Ein Antigen-Schnelltest – er ist ungenauer als ein PCR-Test – könne daher bei infizierten Geimpften fälschlicherweise negativ ausfallen, wenn die Viruslast zu gering ist. (Das ist grundsätzlich auch bei infizierten Ungeimpften möglich - ihre Viruslast kann schon am nächsten Tag größer sein und der Test anders ausfallen. Ein Antigen-Schnelltest ist daher immer eine Momentaufnahme und nur für 24 Stunden gültig.)


FAQ: Wie zuverlässig sind Corona-Schnelltests?


Die Experten nehmen an, dass das Risiko einer Virusübertragung stark vermindert ist. Grundsätzlich aber kann es dazu kommen, dass auch positive Geimpfte infektiöse Viren ausscheiden. Daher empfehle die Ständige Impfkommission (STIKO) auch nach einer Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen (Alltagsmasken, Hygieneregeln, Abstandhalten, Lüften) einzuhalten.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Impfen beantwortet das RKI hier.

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