Gescheitert: Fürths erster Pop-up-Radweg wird zurückgebaut

11.11.2020, 20:22 Uhr
Gescheitert: Fürths erster Pop-up-Radweg wird zurückgebaut

© Hans-Joachim Winckler

Der Pop-Up-Radweg lasst die Emotionen hochkochen: Nach einer engagierten Debatte entschied der Bauausschuss kürzlich zunächst mit großer Mehrheit, Fürths ersten Pop-Up-Radweg wieder rückzubauen. Als dann aber Oberbürgermeister Thomas Jung eine Abstimmung darüber ablehnte, dass zwischen Schwabacher Straße und Stadtgrenze eines Tages dauerhaft eine ganze Spur den Radlern vorbehalten bleiben soll, waren die Grünen und der Linke erzürnt.

Aber von vorn: Einleitend meinte der OB: "Die Zahlen sind so ernüchternd, dass ich sage, das hat sich nicht gelohnt. Aber einen Versuch war es wert." Jung bezog sich auf die bescheidenen Zahlen, die die Verwaltung nach dem dreimonatigen "Versuch" Pop-Up-Radweg an der Hornschuchpromenade vorgelegt hatte: Statt durchschnittlich rund 250 Radler am Tag sind nun rund 270 unterwegs. Man hatte sich mehr erhofft. Einen wesentlichen Grund für die mauen Zahlen sieht die Stadtverwaltung darin, dass der Radweg nicht ins bestehende Radwegenetz integriert ist.

Entsprechend lautete der Vorschlag des Baureferats: den Pop-Up-Radweg im Frühjahr versuchsweise bis zur Schwabacher Straße zu erweitern und auf diese Weise weitere Erfahrungen zu sammeln.

Überraschender Vorstoß

Daraufhin überraschte SPD-Fraktionsvorsitzender Sepp Körbl mit der Ankündigung, auf weitere Versuche verzichten und gleich Nägel mit Köpfen machen zu wollen: Die SPD-Fraktion spreche sich "mit großer Mehrheit" dafür aus, in Zukunft zwischen Schwabacher Straße und Stadtgrenze eine ganze Spur für den Radverkehr zu reservieren.

"Wir wollen etwas Dauerhaftes für die Radfahrer haben", so Körbl. Das Projekt solle aber im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans (VEP), der in den kommenden Jahren erarbeitet wird, weiterverfolgt werden.

CSU-Fraktionschef Maximilian Ammon stellte einerseits infrage, ob eine Erweiterung des Pop-Up-Radwegs bis zur Schwabacher Straße sinnvoll ist, meinte aber auch: Das Thema "Einspurigkeit" gehöre in den Verkehrsentwicklungsplan – dort könne man es "eruieren".

Für dieses Spiel auf Zeit zeigte Grünen-Vertreter Harald Riedel kein Verständnis. Er wies auf die "großen Projekte" in den kommenden Jahren hin, unter anderem die Neugestaltung des Bahnhofplatzes. Man müsse tunlichst bereits jetzt mehr Erfahrungen mit dem Pop-Up-Radweg sammeln, die dann in die Planung dieser Maßnahmen einfließen können. Zumal noch Jahre vergehen würden, bis der VEP vorliege.

Nach einigem Hin und Her entschied sich der Bauausschuss gegen vier Stimmen von Grünen und Linken für den Rückbau – und dafür, die Angelegenheit im Rahmen des VEP weiterzuverfolgen.

Eine Abstimmung über den SPD-Vorstoß, sich auch gleich auf die Einspurigkeit zwischen Bahnhof und Stadtgrenze festzulegen, verweigerte der OB sehr zur Empörung der Grünen- und Linken-Vertreter mit dem Hinweis darauf, man habe doch eben schon abgestimmt; es liege zudem kein entsprechender schriftlicher Antrag vor.

Gründliche Planung

Er wünsche sich vor weiteren Schritten eine gründliche Planung – und Gespräche mit der Stadt Nürnberg, bei der Jung derzeit keine große Bereitschaft mehr erkennt, das Thema Pop-Up-Radwege weiterzuverfolgen. Ein Radweg bis zur Stadtgrenze macht aber in seinen Augen nur Sinn, wenn er in der großen Nachbarstadt weitergeführt wird.

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