Große Nachfrage vor dem Impfstart in den Praxen

30.3.2021, 06:00 Uhr
Große Nachfrage vor dem Impfstart in den Praxen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

In der Praxis von Ulrich Schwiersch ist die Nachfrage nach einer Impfung gegen das Coronavirus riesig. "Alle wollen wissen, ob und wann ich impfe", sagt der Fürther Gynäkologe, der, wie etliche weitere niedergelassene Ärzte in Fürth und im Landkreis, heute mit dem Impfen beginnen darf. Welche Mediziner mit dabei sind, darüber gibt die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) auf Nachfrage keine Auskunft. Der Grund: Man fürchte, dass die Praxen dann überrannt werden, heißt es von dort.

Schwiersch hat seit vergangener Woche Gewissheit, dass er loslegen kann: Zuvor war noch nicht klar, ob neben den Haus- auch schon die Fachärzte die schützende Spritze setzen dürfen. Bei der Kassenärztlichen Vereinigung  hatte Schwiersch kundgetan, dass er gerne dabei wäre, wenn jetzt auch in Praxen geimpft wird. 1635 von rund 8500 Haus- und Fachärzten in Bayern wurden für den Start ausgewählt. Insgesamt stehen 33 600 Impfdosen zur Verfügung.

Für den Gynäkologen bedeutet das konkret, dass er zwei Fläschchen des Astrazeneca-Impfstoffs bekommen hat, der seit gestern allerdings erneut für Aufregung sorgt  Der Mediziner befürchtet, dass dies nun wieder zur Verunsicherung unter den Patienten führt.

Weil in jeder Ampulle zehn Dosen stecken, kann er zwanzig Impfungen verabreichen. "Sie sind alle schon vergeben", sagt er. Dabei muss er sich an die Priorisierung halten. Das heißt: Geimpft werden unter anderem Menschen über 70 Jahre ebenso wie Bewohner von Seniorenheimen sowie medizinisches Personal.


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Bei Schwiersch bekommen aber auch Kontaktpersonen von Schwangeren, die selbst noch nicht geimpft werden dürfen, das Vakzin verabreicht. Sie gehören zur Prioritätengruppe 2, die inzwischen dran ist. Mit der Handhabung des Impfstoffs ist er übrigens bereits gut vertraut: Als stellvertretender Leiter des Fürther Impfzentrums hat er schon etliche Dosen verabreicht.

Erfahrung hat auch der Wachendorfer Allgemeinarzt Rolf Leykauf. Seine Praxis, die er mit zwei weiteren Kollegen betreibt, immunisiert seit mehreren Wochen das Personal der Cadolzburger Kindertagesstätten. Die Erzieherinnen sind komplett ein erstes Mal durchgeimpft. Die Leiterin einer Kita war auf ihn zugekommen, in Absprache mit dem Impfzentrum Fürth hat Leykaufs Praxis dann losgelegt. "Und die Zusammenarbeit hat prima geklappt, was die Fürther da machen, ist perfekt organisiert."

Die Erzieherinnen wurden außerhalb der Sprechstunde mittwoch- und freitagnachmittags bestellt. "Im laufenden Betrieb lässt sich das wegen des bürokratischen Aufwands gar nicht unterbringen", sagt Leykauf. Insofern hat er Zweifel, ob sich das Impftempo, so wie es sich die Politiker vorstellen, tatsächlich realisieren lässt. "Mit zehn Patienten sind wir gut und gerne eine bis eineinhalb Stunden beschäftigt." Sie werden wie bereits das Kita-Personal außerhalb der Sprechzeit einbestellt.

Kaum Verweigerer

Auch Leykauf hat die ersten 20 Dosen seit gestern vorrätig; sie sind für über 70-jährige Patienten reserviert, die wegen Vorerkrankungen besonders gefährdet sind. Impfkritiker kann er unter seinem Klientel nicht ausmachen. "Ich bin erstaunt, wie viele sich impfen lassen wollen. Wir haben nur ganz wenige Verweigerer, und mit den Menschen, die skeptisch sind, kann man ja reden", sagt der Mediziner.

Ab 7. April soll das Impfprogramm bei niedergelassenen Ärzten gehörig an Fahrt aufnehmen, wie Ministerpräsident Markus Söder gestern beim Impfgipfel verlauten ließ. Rund 2,3 Millionen Impfdosen erwartet die Staatsregierung für Bayern bis dahin. Impfen sollen dann alle Haus- und Fachärzte. Knapp eine Million Dosen sollen an sie gehen.

Damit es keine Verwirrung gibt, sollten sich diejenigen, die beim Hausarzt geimpft wurden, sich vorher aber im zentralen Impfregistrierungsportal BayIMCO registriert hatten, dort wieder abmelden, bat der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek die Bevölkerung.

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