Im Gespräch mit dem neuen Fürther Christkind

23.11.2016, 21:00 Uhr
Im Gespräch mit dem neuen Fürther Christkind

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Als sie vom Christkind hörte, war Maria Vogel beinahe schon zu alt, um noch daran zu glauben. Mit acht Jahren adressierte sie zum ersten Mal einen Wunschzettel an die Himmelsbotin. Kurz vorher war sie von Norddeutschland nach Franken gezogen, wo das Christkind zu den Menschen kommt.

In ihrer alten Heimat Ukraine, die sie als Kleinkind mit der Familie verlassen hat, beschert traditionell der Weihnachtsmann. Als die kleine Maria nun hörte, dass ein Engel mit goldenen Locken zur Erde schwebt, um Geschenke zu verteilen, war sie fasziniert von der Geschichte und wusste: So ein himmlisches Wesen wollte sie auch einmal sein.

Was lag da näher, als sich Jahre später auf die Stelle für das Fürther Christkind zu bewerben? Als die 17-Jährige niederschrieb, warum sie unbedingt in diese Rolle schlüpfen wollte, wurde ihr erst klar, wie groß ihr Wunsch danach war. „Die Zeilen sind einfach so aufs Papier geflossen.“ Überzeugt hat Maria Vogel dann auch die Jury beim Vorstellungsgespräch im städtischen Marktamt. Dorothea Trapp ist dort seit diesem Jahr die „Christkindbeauftragte“, nachdem ihre Vorgängerin Marion Mehringer nach 42 Jahren in den Ruhestand gegangen war.

Wo sind die Rentiere?

Maria Vogel setzte sich am Ende gegen zwei Mitbewerberinnen durch; nicht zuletzt, weil sie sich durch Fragen wie „Wo sind eigentlich deine Rentiere?“ nicht aus der Ruhe bringen ließ. Damit sie auch während ihrer Amtszeit nicht ohne passende Antwort dasteht, wenn sie von Kindern gelöchert wird, hat sie für solche Fälle schon geübt. Ihr achtjähriger Bruder musste sich dafür besonders überraschende Fragen ausdenken.

Jede Menge Tipps und Ratschläge bekam Maria Vogel auch von ihrer Vorgängerin Lena Boog. Zwei Jahre lang war sie die Fürther Himmelsbotin — und falls die Neue kurzerhand krank werden sollte, hat sie versprochen, einzuspringen. Eine ihrer größten Sorgen ist Maria Vogel mit dieser Zusage los.

Ein wenig bang ist ihr natürlich vor dem Augenblick, wenn sie am Donnerstagabend auf dem Balkon der Kreishandwerkerschaft steht und den Prolog sprechen soll. Aber weil die Schülerin des Helene-Lange-Gymnasiums seit vielen Jahren in ihrer Freizeit tanzt, ist sie Bühnenauftritte schon gewohnt. Ein Mittel gegen Lampenfieber hat sie ebenfalls parat: „Vor dem Auftritt werde ich noch mal richtig herzhaft lachen. Dann passiert mir das beim Sprechen vor dem Publikum nicht.“

Apropos Publikum: Auf die vielen Auftritte während ihrer Amtszeit, die am 23. Dezember endet, freut sich die 17-Jährige schon jetzt. Besonders natürlich auf die Begegnungen mit den Kleinen auf den Fürther Weihnachtsmärkten oder in Kindergärten. Maximal fünf Auftritte am Tag muss das Christkind in goldener Robe absolvieren. Für Schule bleibt in diesen Wochen kaum Zeit. Sechs Klausuren wird Maria Vogel, die die zwölfte Klasse besucht und kommenden Sommer ihr Abitur macht, verpassen. Dennoch hätten ihr der Direktor und ihre Lehrer keine Steine in den Weg gelegt. Doch die verdiente Ruhepause nach ihrer ersten Amtszeit dürfte kurz ausfallen: Die Weihnachtsferien wird sie nutzen müssen, um verpassten Stoff aus den Adventswochen aufzuarbeiten.

Aber auch die Vorweihnachtszeit wird heuer weniger behaglich sein als gewohnt. Plätzchenbacken und das gemeinsame Schmücken des Christbaums, der in Vogels Familie traditionell am 6. Dezember aufgestellt wird, fallen dieses Jahr aus.

Auf eine gewisse Gemütlichkeit will sie aber trotzdem nicht verzichten und freut sich schon, wenn sie abends nach ihren anstrengenden Terminen wieder nach Hause kommt. Dann möchte sie den Tag unter ihrer Kuscheldecke und mit einer Tasse Tee ausklingen lassen.

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