Kulturhauptstadt: Zirndorf erteilt Nürnberg eine Absage

18.5.2020, 16:00 Uhr
Kulturhauptstadt: Zirndorf erteilt Nürnberg eine Absage

© Michael Matejka

Vor ein paar Monaten noch hätte sich Kulturamtsleiter Gerhard März die Unterstützung von Nürnberg als europäische Kulturhauptstadt auch von Zirndorfer Seite durchaus vorstellen können. Weil er, so März, "gewisse Chancen in der Beteiligung gesehen hätte". Doch zwischenzeitlich, angesichts der absehbar schlechten Entwicklung der kommunalen Finanzen unter dem Einfluss der Coronakrise, nahm er in der letzten Sitzung des "alten" Stadtrats davon Abstand.

Noch im vergangenen Sommer hatte es erhebliche Irritationen in dieser Frage gegeben. Denn im Juli erfuhren die Zirndorfer Stadträte aus den FN, dass sich die Bibertstadt nicht dafür interessiere, Nürnberg zu unterstützen. Entsprechend hatte sich Bürgermeister Thomas Zwingel damals auf Anfrage unserer Redaktion geäußert.

Allerdings hatte der Rathauschef seinen Stadtrat noch gar nicht darüber informiert – während das Thema in den Gremien andere Kommunen sehr wohl diskutiert wurde. Der Fürther Stadtrat etwa gab grünes Licht, von 2021 bis 2025 jährlich 130.000 Euro für lokale Projekte bereitzustellen – oder aber für regionale Projekte, von denen auch Fürth im Rahmen des Nürnberger Kulturhauptstadt-Engagements profitiert.

In der letzten Sitzung des alten Zirndorfer Stadtrats klärte Zwingel die Räte nun über die Beweggründe für die ablehnende Haltung auf. Um sein Scherflein zu einem wettbewerbsfähigen Kulturprogramm beizutragen, hätte sich Zirndorf demnach ab 2021 fünf Jahre lang mit jeweils 25.500 Euro, in der Summe 127.500 Euro, einbringen müssen. Dieser Betrag würde nach Nürnberg fließen, könnte aber auch für Veranstaltungen im Kontext des Kulturhauptstadt-Programms eingesetzt werden.

Doch die Events müssten vorbereitet und umgesetzt werden, Kapazitäten im Rathaus dafür stünden nicht zur Verfügung. Selbst mit einer Halbtagsstelle für drei Jahre beliefen sich die Personalkosten auf 91 000 Euro, so die Kalkulation der Verwaltung – zu verbuchen als "freiwillige Leistung".

So gern etwa Udo Nürnberger, Fraktionschef der CSU, eine Beteiligung gesehen hätte – auch er räumte nach diversen kritischen Wortbeiträgen ein, "dass wir das zum derzeitigen Zeitpunkt ablehnen müssen". Als überholt stufte unterdessen Marcus Spath (SPD) den Antrag ein. Angesichts der Krise werde ein Zirndorfer Nachtragshaushalt erforderlich. Deshalb werden "wir uns das nicht leisten können", prophezeit er.

März zufolge müssen Verträge mit Nürnberg allerdings erst 2022/23 abgeschlossen werden. Sollte sich die finanzielle Situation bis dahin entspannen, könne man immer noch über eine Beteiligung nachdenken.

Ehrlicher aber sei es, "jetzt klarzustellen, dass wir das Geld nicht haben, statt in zwei Jahren einen Rückzieher zu machen".

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