Leerstände im Steiner Forum: Der Anfang vom Ende?

27.8.2019, 06:00 Uhr
Im November 2015 wurde das Forum Stein eröffnet. Heute muss man sich um den Konsumtempel Sorgen machen.

© André De Geare Im November 2015 wurde das Forum Stein eröffnet. Heute muss man sich um den Konsumtempel Sorgen machen.

Es ist ein ernüchternder Bummel an einem werktäglichen Spätnachmittag durch das Shopping-Paradies. Die wenigen Menschen starren mehr auf die Handys als auf die Angebote, die Rolltreppe läuft unermüdlich, bringt aber kaum jemanden in die Ladenpassage. Ob es an einem Samstag belebter ist? Tatsächlich bildet sich am Wochenende beim Bäcker eine kleine Schlange. Doch schon im benachbarten Drogeriemarkt genügt eine Kassiererin, um spielend mit den zahlenden Kunden fertig zu werden.

Momentaufnahmen aus dem Steiner Einkaufszentrum Forum, das in seiner kurzen Geschichte von Insolvenzen nicht verschont geblieben ist. Kurz nach der Eröffnung Ende 2015 geht die Textilkette Chisu pleite und die Boutique schließt. Drei weitere Ladenlokale waren von Anfang an nicht vermietet — so blieb es bis heute.

Leerstände im Steiner Forum: Der Anfang vom Ende?

© Foto: Thomas Scherer

Und es wird nicht besser: Heuer im April trifft das Center der Konkurs des Textilhändlers AWG hart. Das Unternehmen aus Baden-Württemberg entscheidet sich für die Insolvenz in Eigenverwaltung und muss dazu deutschlandweit 25 Filialen schließen. AWG wählt seine "Verlustbringer" aus, darunter die drei Ladenlokale, die es in Stein angemietet hat. Mitten in der Ladenpassage blicken die Kunden nun in wenig einladende Räume voller alter Werbeschriften und leerer Regalbretter, davor eine Art eiserner Vorhang.

Rückblick: Am Beginn im November 2015 ist das Einkaufscenter gut bestückt, von Schuhen bis zu Jeans, von Dekoartikeln bis zu Elektronik, Lebensmittel oder Drogerieware – es bleiben kaum Konsumentenwünsche offen. Wer den schnellen Imbiss mag, kann im sogenannten Foodcourt ganz nach seinem Geschmack schmausen.

Dennoch bleibt der Eindruck, dass die Kundenfrequenz größer sein könnte. Im Februar 2016, wenige Monate nach der Eröffnung, zeigt sich der damalige Centermanager Werner Schiffgen zuversichtlich, räumt aber im Interview mit den FN ein: "Unser Bekanntheitsgrad muss steigen." Zum ersten Geburtstag des Konsumtempels bittet Schiffgen weiter um Geduld: Man müsse einem neuen Center bis zu acht Jahre Zeit geben, bis es sich etabliere.

2018 arbeitet sein Nachfolger im Steiner Forum. Michael Schüller sagt gegenüber den FN: "Leerstand ist bis zu einem gewissen Maß sogar gesund." Man könnte damit auf neue Moden und Konzepte reagieren. Aber er spricht auch davon, dass noch "Luft nach oben" sei.

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© Foto: André de Geare

Vor wenigen Wochen schließt nun für alle überraschend das große Restaurant Asia Palast. Nur ein kleiner Notizzettel an der Eingangstür weist darauf hin. Sofort überschlagen sich die sozialen Medien mit Gerüchten, die allerdings größtenteils nicht haltbar sind. Auf FN-Nachfrage sagt das zuständige Metro-ECE Centermanagement (MEC), dass der Mieter Asia Palast unter Insolvenzverwaltung steht.

Kommunalpolitiker sorgen sich

Bange Blicke richten nun die Kommunalpolitiker, egal ob sie einst Befürworter oder Gegner des Projektes waren, auf die riesige Shoppingmall in ihrer Kleinstadt. "Dauerhafte, großflächige Leerstände schwächen die Attraktivität des Forums nachhaltig, und die Perspektive einer verwaisten, menschenleeren Investitionsruine mitten im Stadtzentrum wäre ein Horror-Szenario für Stein", schreibt Daniel Stanin, Ortsvereinsvorsitzender der SPD.

Und damit spricht er wohl etlichen Stadträten aus dem Herzen: "Es gibt immer weniger Gründe, in das Forum zu gehen", sagt FDP-Stadträtin Agnes Meier, die gegen den Bau in dieser Größe war, aber dennoch heute "nicht triumphieren will".

Dietmar Oeder (Grüne) hofft, dass das Management "günstigere Mietpreise und Verträge ohne lange Bindungsfrist" anbietet. Damit werde zwar der Gewinn geschmälert, aber langfristig würde sich dies positiv auswirken.

Ähnliche Hoffnung hegt auch Gabriele Stanin (FW): "Die Mieten sind zu hoch, die Laufzeit der Verträge sehr lange, die Attraktivität hat nachgelassen." Hier müsse das Management einen Wandel einleiten.

Norbert Stark, Fraktionssprecher der CSU im Stadtrat, zählte von Anfang an zu den Befürwortern des Centers. Was er nun beobachtet, nennt er "kritisch". "Jetzt ist das Management umso mehr gefordert, die Attraktivität zu steigern. Wo dies möglich ist, würden wir als Fraktion das Forum unterstützen."

Zuversichtlich bleibt Bürgermeister Kurt Krömer (SBG): "Ich sehe das Forum und seine Zukunft positiv." Als Stadt könne man allerdings nur wenig zur Attraktivtitätssteigerung beitragen; hier sei das Management gefragt, meint auch er genau wie Stark.

MEC: "Die Kundenfrequenz steigt"

Die Zentrale der MEC sitzt in Düsseldorf. Und auch dort gibt man sich optimistisch. So habe sich in der früheren Chisu-Filiale der Textilanbieter "Der Pirat" niedergelassen, der von den Kunden sehr gut angenommen werde. Insgesamt befinde sich das Forum Stein "erfolgreich in der Etablierungphase".

Leerstände im Steiner Forum: Der Anfang vom Ende?

© Foto: Beate Dietz

Es verzeichne steigende Kundenfrequenzen: "Allein im ersten Halbjahr 2019 konnten über sechs Prozent mehr Kunden begrüßt werden gegenüber dem Vergleichshalbjahr 2018", schreibt Sabine Charlotte Langen, Projektleiterin Kommunikation und Digitalisierung bei MEC.

Sechs Prozent von wie vielen Kunden? Diese Information bleibt allerdings das Geschäftsgeheimnis von MEC.

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