Literaturfestival

"Lesen!" 2021: Mit diesem Konzept begegnet Fürth der Pandemie

17.6.2021, 20:43 Uhr

© Foto: Markus Kohler

Die Schmöker-Renner in der Pandemie waren Kinder-, Sach- und Kochbücher. Dass der Ofen für die 2021er-Auflage von "Lesen!" nicht aus ist, verdankt die Stadt dem stabilen, unter 50 liegenden Inzidenzwert. Eine Zahl, die Kulturamtschefin Gerti Köhn Anfang Juni aufatmen ließ.

Das Fürther Literaturfestival, auch in diesem Jahr zehntägig, kann also stattfinden, mit weniger coronabedingten Hürden als lange Zeit befürchtet. Heißt: Für keine Veranstaltung bis einschließlich 27. Juni braucht es Test oder Impfung, auch Impf-Nachweise sind nicht nötig. Nötig ist Aufgeschlossenheit für die Themen, die die Protagonisten der deutschsprachigen Literaturszene aktuell bewegen. "Wir versuchen", so Programmplanerin Köhn, ",Lesen!‘ auch diesmal so auszurichten, dass Klimawandel, Künstliche Intelligenz (KI), Rassismus und Feminismus in den Fokus rücken."

Emigration und Flucht

Wie schon im Vorjahr gibt es zwar einige Buchtauschregale in der Stadt, nicht jedoch das allzu virenfreundliche Lesewohnzimmer in der Adenaueranlage. Festival-Mittelpunkt ist der mit 120 Plätzen bestuhlte Innenhof des Kulturforums, wo Autorinnen und Autoren zum Mix aus Lesung und Talk antreten. Auf Bestseller-Lieferant Steffen Kopetzky, der am Donnerstagabend loslegte, folgt heute (20 Uhr) Bachmann-Publikumspreisträgerin Raphaela Edelbauer mit dem KI-kritischen Roman "Dave".

Den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann Sharon Dodua Otoo bereits 2016. "Adas Raum" (Sonntag, 18 Uhr) verwebt die Lebensgeschichten vieler Frauen. Seinen viel gelobten Umweltthriller "42 Grad" bringt Wolf Harlander am Mittwoch (20 Uhr) mit. Tags zuvor moderiert Daniela Eisenstein, Chefin des Jüdischen Museums Franken, die Lesung mit Felix Kucher (20 Uhr). In "Sie haben mich nicht gekriegt" erzählt er von Emigration und Flucht; eine der beiden Protagonistinnen – eine Buchhändlerin wider Willen und eine Revolutionärin – ist Fürtherin.

"Die Grenzen des Glücks" zeigt in seiner literarischen Reportage über das Flüchtlingsdrama auf Lesbos Anselm Oelze am kommenden Donnerstag um 20 Uhr auf; NN-Redakteur Johannes Alles moderiert. Lisa Krusches Debütroman heißt "Unsere anarchistischen Herzen"; Protagonisten sind zwei Teenager. Das satirische Spiel mit der Sprache der sozialen Medien lobten die Kritiker über den Klee. Krusche schaut vorbei am Schlusstag um 18 Uhr.

Shitstorm und Schulklos

Die Abteilung Sachbuch vertritt gleich an diesem Samstag (20 Uhr) ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Nicole Diekmann mit "Die Shitstorm-Republik". Darin zeigt sie, wie Politik und Journalismus dazu beigetragen haben, dass Facebook, Twitter & Co, kaum etwas gegen den Mob unternehmen, der das Netz mit Hass flutet.

Darf’s zur Abwechslung auch weniger ernst zugehen? Aber ja, am Sonntag steht ein Kinder- und Familientag auf dem Programm – unter anderem liest Silke Schlichtmann um 11 Uhr ihre lustige Geschichte "Mattis und die Sache mit den Schulklos", und um 15 Uhr bittet Cornelia Bley-Rediger von der Volksbücherei Sechs- bis Zehnjährige zum Philosophieren.

Zu den "Lesen!"-Kooperationspartnern, die mit je eigenen Programmen an den Start gehen, zählt das Freiwilligenzentrum Fürth; es ist heute um 17 Uhr im Kufo-Hof Gastgeber einer kostenlosen Lesung, in der Geflüchtete ihre eigenen Texte vortragen. Titel: "Wege entstehen beim Gehen".

Reservierungen sind nicht möglich, es gibt nur eine Abend- und Tageskasse und Karten ab eine Stunde vor Beginn. Auch versteht sich das Tragen einer Maske von selbst; abnehmen darf sie, wer seinen Sitzplatz erreicht hat. Das gesamte Programm gibt es diesmal "nur" digital unter www.kulturforum.fuerth.de

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