OB-Kandidat Salimi: "Das wäre mein Traum"

7.3.2020, 16:00 Uhr
OB-Kandidat Salimi:

© Hans-Joachim Winckler

Der Slogan auf seinen Wahlplakaten ist Kamran Salimi wichtig: Zuhören können. Signalisieren soll er, dass er als Oberbürgermeister bei Veranstaltungen nicht nur vorbeischneien würde. "Die Qualität der Anwesenheit" findet er wichtig und grenzt sich damit von Amtsinhaber Thomas Jung ab, den er als "extrem ungeduldig" erlebt.

Salimi – Jahrgang 1969, Lebensmotto: Du hast keine Chance, aber nutze sie – sitzt seit 2014 für die Grünen im Stadtrat. Für die Kommunalwahl hat er sich viel vorgenommen. Die SPD soll ihre absolute Mehrheit verlieren und Jung nach 18 Jahren in die Stichwahl. "Das wäre mein Traum."

Der Herausforderer steht für eine "klare Kante gegen Rechts", für eine Verkehrswende mit Tempo 30 in ganz Fürth sowie, perspektivisch, für eine autofreie Innenstadt. Er pocht auf mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz bei Entscheidungsprozessen. Er möchte Stadtteilbesprechungen mit Workshopcharakter institutionalisieren. Die Bewohner könnten ihre Wünsche vorbringen, die Verwaltung Planspiele präsentieren.

Salimi, der ledig ist und fest liiert, kam nicht in Fürth zur Welt, versteht sich aber als waschechter Kleeblattfan. Geboren in Frankfurt am Main, wuchs er in Frankfurt, Karlsruhe, Berlin, Teheran (aus dem Iran stammt sein Vater) und Großenseebach auf. Zu den Grünen kam er über Demos in Wackersdorf und die Anti-Atomkraft-Bewegung. Als er mit 16 der Öko-Partei beitrat, saß Petra Kelly gerade mal zwei Jahre im Bundestag. 1986 gründete Salimi mit anderen in Höchstadt an der Aisch ein Bündnis gegen Rechts, 1989 in Hannover einen Vorläuferverband der heutigen Grünen Jugend.

Nach Fürth verschlug es Kamran Salimi 1988. Der gelernte Krankenpfleger, heute einer von vier Personalräten am Klinikum, hat sein Zuhause in der Foerstermühle gefunden. Im früheren Wohnhaus der Müllerfamilie, einem Sandsteinbau aus dem 18. Jahrhundert, lebt er zur Miete. Sein Lieblingsplatz befindet sich im Garten direkt an der Rednitz. Von hier paddelt er schon mal mit dem "Hauskanu" Richtung Siebenbogenbrücke.


Hier gibt es alle Infos zur Kommunalwahl in Fürth.


 

Als Hobbyhistoriker, engagiert beim Online-Lexikon FürthWiki, studiert Salimi die Geschichte seiner Wahlheimatstadt und förderte bereits Aufsehenerregendes zutage. Etwa, dass namhafte Fürther während des Krieges im polnischen Torun Judenhetze betrieben und Massenermordungen mindestens duldeten.

Kommunalpolitisch machte Salimi Schlagzeilen, lang bevor er in den Stadtrat einzog: mit der Bürgerinitiative "Pro Kulturforum", die von 2004 bis 2006 erfolgreich für eine stadtbildverträgliche Gestaltung des Saturn-Elektromarkts eintrat, und mit dem Verein "Wir sind Fürth", der sich beim Bau der Neuen Mitte für den Erhalt des historischen Park-Hotel-Festsaals einsetzte. Hotel und Saal mussten dann doch weichen. Überlebt hat das verbeulte "O" aus dem Hotel-Namen. Salimi fand den Buchstaben im Schutt und hängte ihn in sein Treppenhaus.

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