Heimatverein stellt aus

Oberasbach: Wo sind die kleinen Läden geblieben?

16.11.2021, 07:30 Uhr
Oberasbach: Wo sind die kleinen Läden geblieben?

© Foto: Harald Ehm

"Derf’s a weng mehr sei?" Wem bei dieser Frage nicht sofort die freundlich lächelnde Fleischereifachverkäuferin im gestärkten Kittel hinter der mit einem Berg von geschnittener Wurst beladenen Waage vor dem geistigen Auge erscheint, der kauft wohl nur abgepackt beim Discounter ein. In Zeiten, in denen "Fleisch noch ein Stück Lebenskraft" war, ging es dafür zum Metzger. In der Stadt fand sich quasi an jeder Ecke ein Geschäft, auch zum nächsten Bäcker war es garantiert nicht weit. Ganz anders als heute.


Neues Quartier für Wallenstein und dem Heimatverein


Der Entwicklung spürt der Heimatverein Oberasbach mit einer neuen Ausstellung nach – unter dem eingangs zitierten geflügelten Zitat als Titel. Dabei dreht sich alles um die Nahversorgung zwischen Rehdorf und Altenberg. Zu sehen gibt es alte Exponate wie etwa eine Registrierkasse oder eine Maschine zum Eindosen von Lebensmitteln, und das in der "Heimatbox" in der Hauptstraße 1.

Wer dort vorbeikommt, könnte glauben, auch hier hätten die Unterasbacher einst in einem Tante-Emma-Laden eingekauft. Doch dafür kommen die Eingangstür und das große Fenster gleich daneben zu neu daher. Es handelt sich vielmehr um die ehemalige Garage des Anwesens, das der Heimatverein neben der Stadt einmal nutzen soll. Bis dahin wird aber wohl noch viel Wasser den Asbach hinabfließen.

Die Mitglieder packten an

Immerhin: In der Heimatbox strahlen nicht nur die LED-Spots neu. Makellos sind auch die Wände, die Vintage-Note liefert der Steinboden auf rund 25 Quadratmetern. Möglich gemacht hat den Wandel zum Ausstellungsraum zum einen die finanzielle Unterstützung durch das Regionalbudget. Damit werden in der Kommunalen Allianz Biberttal-Dillenberg, in der Oberasbach Mitglied ist, Kleinprojekte gefördert. Zwei Drittel der Kosten von 13 000 Euro wurden so abgedeckt. Zum anderen war da die Eigeninitiative der Heimatvereinsmitglieder, die kräftig anpackten.

Eine Ausstellung im herkömmlichen Sinne in Pandemiezeiten – unmöglich. Deshalb kam die Idee auf, das Projekt über das Stadtgebiet zu verteilen. Neben der Heimatbox gibt es auch in Angies Café etwas zu sehen. Hier in der Linder Siedlung sollte zudem mit Unterstützung des Quartiersmanagements der Diakonie Fürth, das Renate Schwarz in Oberasbach unter ihren Fittichen hat, ein Erzählcafé dazu kommen. Die Idee: Menschen treffen sich, plaudern miteinander,und vielleicht kommt der eine oder andere Ladeninhaber von früher dazu. Doch da war Corona . . .

Im Altort in der Bachstraße und rund ums Rathaus sollen weitere Ausstellungs-Standorte folgen. Eigentlich wollte man ehemalige und nun ungenutzte Ladengeschäfte neu beleben. Doch oft scheiterte das bereits daran, wenn es galt, einen Ansprechpartner für die Immobilie zu finden, erinnert sich Simon Rötsch, zweiter Vorsitzender des Heimatvereins. Es gebe eben schon einen Grund für die Leerstände, sagen seine Vorstandskolleginnen Gerlinde Erhardt und Rosmarie Kolb übereinstimmend.

Natürlich sind die Ausstellungsstücke in der "Heimatbox" der Blickfang: Sie wecken nostalgische Gefühle. In die Realität holen den Betrachter aber zwei Karten zurück. Nebeneinander hängen sie an der Wand, zeigen das Stadtgebiet von Oberasbach, eingezeichnet sind die Möglichkeiten zur Nahversorgung – früher und heute.

Am besten zeigt sich der Wandel an Alt-Oberasbach. Einst das größte der Dörfer, die sich später zur Stadt formierten, haben die Nachforschungen des Heimatvereins hier acht Läden und Geschäfte vermerkt. Ein weiterer Name steht auf einem grünen Aufkleber zu lesen. Darum werden nämlich die Besucher gebeten.

Wer weiß noch was?

Sollte jemandem noch etwas einfallen, bitte aufschreiben und einfach hinkleben. Die Gegenwart sieht ganz anders aus: Nur zwei Namen sind noch vermerkt, die Metzgerei List und Gemüse Ostertag.

Die Vielfalt der Nahversorgung in Oberasbach hat Gerlinde Erhardt fein säuberlich in einer Lose-Blattsammlung dokumentiert: Namen und Adressen der Geschäfte und Gaststätten sind vermerkt, Bilder und Anzeigen, dazu Jahreszahlen, wie lange die Menschen dort einkaufen konnten und wer den Laden führte.

Manches klingt heute launig: Wenn etwa die Metzgerei Reinhold Mayer aus der Hochstraße nicht nur für Bauernschinken warb, sondern auch für "heimatliche Wurstwaren aus dem deutschen Osten". Sie konnten die Kunden "bei ihrem Landsmann" kaufen. In Sachen PR auf die Reimform setzte dagegen das Lebensmittelhaus Paulus in der Steiner Straße: "Willst gut und reell bedient Du sein, kaufe stets bei Paulus ein!"

Heute konzentrieren sich die Einkaufsmöglichkeiten an der Rothenburger Straße: die Supermärkte mit den großen Parkplätzen. Wobei hier an der Staatsstraße mit "Thomas Cooks Nudelmanufaktur" und ein Stück weiter in Zirndorf – aber immerhin von einer Oberasbacherin gegründet und betrieben – auch "Fräulein Unverpackt" wunderbare Kontrapunkte setzen. "Derf’s a weng mehr sei?" Davon – immer gerne.

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