Ostern in Fürth: Die Auferstehung wird nicht abgesagt

11.4.2020, 21:00 Uhr
Ostern in Fürth: Die Auferstehung wird nicht abgesagt

© Fotos: Hans-Joachim Winckler

"Jesus wird sich durch Corona die Auferstehung nicht vermiesen lassen." Fürths katholischer Dekan André Hermany ist ein Freund klarer Worte. Natürlich ist in diesem Jahr alles anders. Keine Gottesdienste, leere Kirchen, weil die Krise Abstand fordert. Doch Ostern ist nicht abgesagt. "Die Situation fordert uns heraus", räumt Hermany ein, "aber wir finden andere Wege, dieses Fest miteinander zu feiern".

Elektronische Medien spielen dabei eine wichtige Rolle. Jeden Vormittag stellt Hermany zum Beispiel seit drei Wochen bei YouTube einen kurzen Beitrag unter dem Motto "Weil es wichtig ist" ein. Er gibt Impulse, legt Bibeltexte aus, spielt Orgel oder nimmt seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf einen Spaziergang. Längst nicht immer kommt der 63-Jährige dabei mit dem klassischen Kollar, dem weißen Stehkragen der Kleriker, ins Bild. Er trägt auch schon mal Bademantel. Dank dieser Videos kann jeder sehen, dass Hermany, Pfarrer unter anderem von St. Otto in Cadolzburg, die Kirche stets passend zum Tag dekoriert. Geschlossen sind die Türen zum Gotteshaus übrigens auch hier nicht, wer mag kann – mit dem gebotenen Abstand zu anderen Besuchern – eintreten.

"Das sind keine Privatmessen"

 

Messen werden zu Ostern sehr wohl gefeiert – aber alleine. "Das ist schwer, vor leeren Sitzreihen zu stehen", gibt der Dekan zu, "aber das sind trotzdem keine Privatmessen, denn unsere Gedanken sind bei all denen, die gerne hierher kommen würden".

"Ostern ist für viele ein Familienfest, zu dem bestimmte Bräuche gehören", sagt Fürths evangelischer Dekan Jörg Sichelstiel. In der Corona-Zeit sei es gut, einmal darüber nachzudenken, warum man zum Beispiel das Haus mit frischem Grün schmückt. Weshalb Hasen dekoriert und Eier bemalt werden. "Wenn uns bewusst wird, was für eine lebendige Kraft in der Natur steckt, gelingt es vielleicht, die Kraft, die dahintersteht, und die Kraft im Osterfest zu entdecken."

Natürlich könne man auch die Ostergeschichte lesen und miteinander darüber sprechen. "Oder die Frage stellen: Glaubst du das?" Auf diese Weise könnten Ängste, Zweifel und Hoffnungen zur Sprache kommen. Solche Gespräche seien auch am Telefon möglich, wenn man Familie und Freunden frohe Ostern wünscht.

Dazu gebe es Online-Angebote oder TV-Beiträge, in denen Gottesdienste übertragen werden. Auf diese Weise könne sich jeder aussuchen, wie er Ostern begehen möchte. Jörg Sichelstiel ist sich aber sicher, dass "man nicht unbedingt von einem Pfarrer oder einer Pfarrerin angesprochen werden muss". Er wünscht sich: "Dass viele gute Ostergespräche – auch mit Kindern – geführt werden, in denen ausgelotet wird: Was hatʼs mit diesem Fest auf sich?"

"Uns fehlen die Gottesdienste sehr", sagt Katja Potyra, die mit ihrer Familie in Cadolzburg lebt. Die 47-Jährige ist von Beruf Religionslehrerin und Mutter von vier Kindern zwischen 17 und neun Jahren. "Wir wollen an Ostern gegen 5 Uhr früh aufstehen und ein Osterfeuer im Garten machen." Gemeinsam werde man dann in der Bibel lesen und vielleicht "zwei, drei Lieder singen". Anschließend soll es einen ausgiebigen Brunch geben, zu dem jeder etwas beiträgt: "Die eine Tochter backt zum Beispiel Cupcakes und der Sohn macht süße Wraps."

 

Kein Badminton

 

In den vergangenen Tagen hat Katja Potyra mit einer ihrer Töchter die biblischen Erzählungen aus der Karwoche nachgestellt. "Wir haben Figuren, mit denen das sehr gut geht. Wenn wir das vor Augen haben, wird uns alles bewusster." Zusammen hat die Familie eine Osterkerze geschmückt: "Die wird jetzt bis Pfingsten regelmäßig angezündet."

"Sonst", sagt Christine Conrad, "haben wir an Ostern gerne Badminton gespielt oder einen Ausflug gemacht." Das fällt nun flach. Aber die 51-Jährige, die mit ihrer Familie in Fürth wohnt, hat schon eingekauft, damit Feines auf den Tisch kommt. Pute überbacken mit Mozzarella zu breiten Nudeln, steht etwa auf dem Speiseplan.

"Dank des schönen Wetters bietet es sich an, auf der Terrasse zu sitzen." Doch für Christine Conrad prägen Gedanken an die, die nicht dabei sein können, das Fest: "Mein 84-jähriger Schwiegervater wird von einem Pflegedienst versorgt, da denkt man natürlich dauernd dran."

Und auch ihre 78-jährige Mutter bleibt zur Sicherheit alleine in ihrer Wohnung: "Sie ist fit und rüstig, sonst sehen wir uns zwei-, dreimal die Woche und solche Feste feiern wir immer zusammen. Das fehlt uns jetzt sehr."

Über eines freut sich Christine Conrad dennoch: "Meine Mama war dem Handy gegenüber immer skeptisch, jetzt hat sie gelernt, wie Videotelefonie geht, und wir können uns wenigstens auf diese Weise sehen."

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