Fleiß, Mut und Youtube

Rosa Kuh: Kommt der "Landwirt des Jahres" aus Obermichelbach?

9.11.2021, 08:30 Uhr
Rosa Kuh: Kommt der

© Foto: Armin Leberzammer

Sind die beiden nun eigentlich Milchbauern mit Youtube-Kanal oder Influencer mit Kühen? Eine Frage, die sich angesichts der Social-Media-Präsenz der Rosa Kuh fast aufdrängt. Doch der 37-jährige Michael Bauer winkt ab: "Meine Videos mache ich alle quasi nebenher bei der Arbeit. Mehr als eineinhalb Stunden pro Woche wende ich dafür nicht auf. Ich finde, das geht."

Inzwischen finden sich alleine auf der Videoplattform Youtube über 150 Clips mit viel Witz und Charme über den Arbeitsalltag des Milchbauern. Anfangs hat er sie noch geschnitten und gekürzt, nun sind sie immer etwa eine Stunde lang. "Meinen Fans waren die Videos zu kurz", berichtet Michael Bauer mit Heiterkeit – "jetzt lasse ich sie eben länger und das macht mir auch noch weniger Arbeit."

Denn zu tun gibt es auf dem Hof selbstverständlich noch genügend anderes. Obwohl die Bauers beim Ausbau viel in die Automatisierung investiert haben: Fütterung, Melken, Reinigen der offenen Laufställe – alles läuft mehr oder weniger maschinell und digital gesteuert. So blieb mehr Zeit, sich Gedanken über die Vermarktung zu machen.

Es gibt Kollegen, die einen Lieferservice für Frischmilch bieten. Eine Idee, mit der auch Stefanie und Michael Bauer liebäugelten, als sie 2015 die Direktvermarktung auf neue Füße stellten. Doch statt in den Wettbewerb eines vergleichsweise kleinen Marktes zu gehen, suchten sie sich eine andere Nische, stellten Automaten auf und verarbeiteten die eigene Milch weiter. "Wir wollten den Kunden unsere Produkte zeitlich flexibler zur Verfügung stellen", so Bauer.

Auf den pfiffigen Namen kam er übrigens dank des Stoffhasens seiner Tochter, der Rosa hieß. Daraus wurde die Rosa Kuh. 2019 kamen die eigene Molkerei inklusive Speiseeisproduktion sowie ein Kompoststall hinzu. Letzterer verspricht laut Michael Bauer einen hohen Komfort für die Kühe, die dadurch ihre Weide praktisch im Stall hätten, der überdies keinen typischen Stallgeruch entwickle.

Aktuell gibt es unter der Marke Rosa Kuh Frischmilch, Jogurt, Speiseeis und Milchmixgetränke. Eigene Käsesorten sollen folgen. "Die Ideen gehen nie aus", sagt er. Und so gerne sich die Familie – auf dem Anwesen am Ortsrand von Obermichelbach leben vier Generationen – einmal zurücklehnen würden, "aber sobald du Mitarbeiter hast, musst du auch ständig nach neuen Absatzmöglichkeiten suchen".

Sechs Arbeitskräfte und rund zehn Minijobber gehören mittlerweile zum Team der Rosa Kuh. Mehr als die derzeit 65 Kühe sollen es aber nicht werden, betont Michael Bauer. Lieber würde er für die Rosa Kuh noch Milch anderer Landwirte zukaufen und weiterverarbeiten. Die Vertriebskanäle sind schon ziemlich gewachsen seit 2015: Sechs Automatenstandorte, 30 landwirtschaftliche Wiederverkäufer, 60 Supermärkte sowie etliche Kantinen und Großküchen beliefert die Hofmolkerei.

Für Landrat Matthias Dießl, der den Betrieb gemeinsam mit der Initiative "Gutes aus dem Fürther Land" besuchte, ist die Rosa Kuh "ein Betrieb, der begeistert und der Regionalität wirklich lebt". Und für Obermichelbachs Bürgermeister Bernd Zimmermann hat sich die Rosa Kuh zu einem Aushängeschild der Gemeinde gemausert, über dessen Entwicklung sogar die überregionale Presse, Radio und Fernsehen immer wieder berichten.

Heute geht der Blick nach Berlin

Und das ist nicht alles: Gespannt erwartet jedenfalls nicht nur Michael Bauer den heutigen Tag. Schließlich ist er mit seinem Betrieb für den mit 10.000 Euro dotierten CeresAward qualifiziert – der höchsten Auszeichnung in der Landwirtschaft. Vergeben wird der Award von agrarheute, einer der führenden Fachmedien im Agrarbereich aus dem Hause dlv Deutscher Landwirtschaftsverlag.

Mit der "Nacht der Landwirtschaft" in Berlin steht jetzt das Finale an, bei dem der Titel der Landwirtin oder des Landwirts des Jahres 2021 vergeben. 30 Bäuerinnen und Bauern stehen in zehn Kategorien in der Endrunde.

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