Ministerium nennt Details

Geheime Lebensmittellager: So werden Sie im Krisenfall versorgt - und das steht auf dem Speiseplan

Tobi Lang

Redakteur

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19.9.2022, 14:19 Uhr

Der Standort der Lager, die im Ernstfall das Überleben von Millionen von Deutschen sichern sollen, ist natürlich geheim. Plünderungen, Verzweiflungstaten, sogar Angriffe des Feindes - dann, wenn die öffentliche Ordnung zusammenbricht, ist alles möglich. Deshalb schweigt die zuständige Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft eisern. Fakt ist: Es gibt sie, die mutmaßlich über 100 Lebensmittellager, über die während einer großen Krise die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln versorgt werden soll.

Auf Nachfrage unserer Redaktion verrät das übergeordnete Bundeslandwirtschaftsministerium etwas mehr. Die Lebensmittel werden "in angemieteten Lagern an verschiedenen Orten in Deutschland bevorratet", heißt es - konkreter werden die Behörden aber nicht. Nur dazu, was vorgehalten wird.

In der sogenannten Bundesreserve Getreide werden rund 700.000 Tonnen Weichweizen, Roggen und Hafer gelagert. Dazu kommt die Zivile Notfallreserve, die aus rund 130.000 Tonnen Reis, Erbsen, Linsen und Kondensmilch besteht. Rein rechnerisch stehen damit jedem Bundesbürger rund zehn Kilogramm Nahrungsmitteln zur Verfügung.

Aiwanger: Lebensmittellager "bis unter die Decke füllen"

Deutschland ist im internationalen Vergleich gut gerüstet. Ähnlich große Reserven gibt es nur in wenigen Ländern der Welt. Wie lange die Vorräte tatsächlich reichen, hängt dabei vom Krisenszenario ab. "Je nachdem, wie viele zu verpflegende Personen und welche Tagesration pro Person unterstellt werden, reichen die Vorräte, je nach eingelagertem Produkt, zwischen wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen", erklärt eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums. Grundsätzliche gehe es darum, "kurzfristig Engpässe in der Versorgung zu überbrücken".

Erst kürzlich forderte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, die Lebensmittellager "bis unter die Decke zu füllen". Deutschland, sagte der Freie-Wähler-Chef dem Münchner Merkur, müsse sich vorbereiten. Tatsächlich sind die Lager seit vielen Jahren schon voll. "In der Regel werden die Vorräte zehn Jahre gelagert", erklärt die Sprecherin. Sie werden regelmäßig durch neue Ware ersetzt.

Bayern selbst betreibt keine eigenen Lebensmittellager. Die "Daseinsvorsorge", wie es im Behördendeutsch heißt, ist Aufgabe des Bundes. "Bisher musste noch nie auf die bevorrateten Lebensmittel zurückgegriffen werden, da es bisher in Deutschland noch zu keiner großräumigen Versorgungskrise gekommen ist, auch nicht während der Corona-Pandemie", erklärt die Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums.

Kommen auch die Bunker zurück?

Der Zivilschutz gerät wieder in den Fokus. Auch bei den staatlichen Schutzbunkern, von denen es in Deutschland keinen einzigen intakten mehr gibt, kündigt sich ein Umdenken an. Die Bundesregierung hat eine Bestandsaufnahme der Anlagen angekündigt, die größtenteils bereits rückgebaut wurden. Womöglich legt das Innenministerium schon bald einen konkreten Plan für die Reaktivierung vor.

Dieses Foto zeigt ein Logistikzentrum des Technischen Hilfswerks (THW) in Baden-Württemberg.

Dieses Foto zeigt ein Logistikzentrum des Technischen Hilfswerks (THW) in Baden-Württemberg. © Stefan Puchner/dpa

"Der weitaus größte Teil der öffentlichen Schutzräume dürfte aktuell nicht mehr funktionsfähig sein", sagt das zuständige bayerische Innenministerium auf Nachfrage. Es gebe aber einige Anlagen, die "theoretisch mit einigem Aufwand reaktiviert werden könnten".