Gestiegene Bierpreise: Welche Rolle spielen die Rohstoffe?

1.12.2018, 05:57 Uhr
Für die Preiserhöhung beim Bier seien vor allem gestiegene Rohstoffkosten verantwortlich, erklärten die Brauer im November. Landwirte hingegen fühlen sich vor den Karren gespannt und bewerten den Einfluss der Rohstoffpreise etwas anders.

© Frank Rumpenhorst/dpa Für die Preiserhöhung beim Bier seien vor allem gestiegene Rohstoffkosten verantwortlich, erklärten die Brauer im November. Landwirte hingegen fühlen sich vor den Karren gespannt und bewerten den Einfluss der Rohstoffpreise etwas anders.

Werner S. schreibt an die Redaktion: "Bei einem Rohstoffpreis für Gerste und Hopfen von circa 5 Cent je Liter Bier wollen uns die Brauer einen höheren Bierpreis erklären. Die Braugerste hat auch heuer in der Ernte kaum mehr gekostet. Nicht mal 20 Euro pro Dezitonne." Der Leser, der selbst im Nebenerwerb Braugerste anbaut und an den Großhandel verkauft, führt weiterhin an, dass sich der Preis der Braugerste auch in den 70er Jahren teilweise auf hohem Niveau befunden habe – ohne dass sich dies sofort auf den Bierpreis auswirkte.

Auf der landwirtschaftsnahen Homepage "agrar heute" fand sich bereits im Oktober eine Darstellung zu diesem Thema. Zwar bestätigt diese einen stark gestiegenen Braugerstenpreis – hier war von einem Sieben-Jahres-Hoch die Rede. Doch wird auch hier in Abrede gestellt, dass sich dieser hohe Gerstenpreis stark auf den Bierpreis auswirke: "Der durchschnittliche Bedarf für die Herstellung von 100 Liter Bier liegt etwa bei 20,5 bis 21,0 kg Braugerste.

Bei einem Braugerstenpreis von 265 Euro je Tonne errechnet sich ein Kilo-Preis für Braugerste von 0,265 Cent. Die benötigen 20,5 kg Braugerste kosten damit 5,4 Euro", rechnet der agrar-heute-Experte Olaf Zinke vor. "Unterstellt man für einen Kasten Bier mit 20 Flaschen a 0,33 Liter einen Verkaufspreis von 11 Euro bis 16 Euro, bewegt sich der Kostenanteil der Braugerste gerade einmal zwischen 2,2 Prozent und 4,0 Prozent", heißt es hier weiter.

Leergutproblematik und Spritpreise

Herbert Meier, Geschäftsführer beim Verband der Privaten Brauereien in München, führt hingegen andere Zahlen an: Er bezieht sich direkt auf das aus der Gerste gewonnene Braumalz als der entscheidenden Ressource für die Bierproduktion und stellt fest: "Der Preis für eine Tonne Pilsner Malz war im vergangenen Jahr mit rund 380 Euro schon sehr hoch. Aber 2018 haben wir Preise von 460 bis 490 Euro gesehen." Das schlage auf die Kosten der Produktion in jedem Fall durch, so Meier. Zwischen 30 und 40 Prozent der Bierpreiserhöhung seien auf die gestiegenen Rohstoffkosten zurückzuführen, so Meier weiter. Aufgrund der zu niedrigen Alphasäurenwerte beim Hopfen seien auch die Hopfenkontrakte stark betroffen gewesen und Brauer mussten teilweise deutlich mehr für die gleiche Menge Hopfen zahlen.

Meier bestätigt, dass nicht allein die Rohstoffkosten zu Preistreibern werden. Ebenso belastet die hohe Fremdglasquote in den Kästen und allgemein die Leergutproblematik weiterhin die Bilanzen der Brauer. Faktoren wie die Lkw-Maut und die hohen Spritpreise wirken sich ebenso auf den Bierpreis aus.

Auch Bierexperte Markus Raupach aus Bamberg sieht eher komplexe Zusammenhänge zusammenspielen, was zu Preissteigerungen führe. Wegen der weltweiten Dürre 2018 sei Braugerste nicht in dem Umfang am Markt wie sonst üblich. "Und auch der Brexit und die Situation in der Ukraine spielen da mit rein. Beide Länder sind große Gerstenexporteure." Insgesamt würden jährlich rund eine Million Tonnen Braugerste nach Deutschland eingeführt, schätzt Brauer-Vertreter Meier.

Gestiegene Bierpreise: Welche Rolle spielen die Rohstoffe?

© Foto: André De Geare

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